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Audi RS 4 - der Sportwagen-Killer

Christian Sauer

08.02.2013Lesedauer: 4 Min.
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Der Audi RS 4 schafft es mit 450 PS auf eine Spitzengeschwindigkeit von 280 km/h.Vergrößern des Bildes
Der Audi RS 4 schafft es mit 450 PS auf eine Spitzengeschwindigkeit von 280 km/h. (Quelle: Hersteller-bilder)

Der Wolf im Schafspelz - Für kaum ein Auto trifft das Synonym besser zu als für den Audi RS 4. Der Ingolstädter stellt von seiner Performance und vom Preis her so manchen Sportwagen in den Schatten stellt, obwohl er seine Power nicht auf den ersten Blick preis gibt. Seine inneren Werte überzeugten unseren Autor und Testfahrer Christian Sauer.

Respekt! – der Sound, die Beschleunigung, die Straßenlage – hätten wir einen Sozius mit verbundenen Augen auf dem Beifahrersitz Platz nehmen lassen, wäre die Chance auf Erkennen des richtigen Wagens gleich der eines Lottogewinns. Die Vehemenz, wie man bei voller Kraft in die sportlich geschnittenen Sitze gepresst wird, lässt einen reinrassigen Sportwagen vermuten. Die Info, nach nur 4,7 Sekunden Tempo 100 passiert zu haben und so weiter bis 280 beschleunigen zu können, würde den Verdacht bestätigen. Hätten wir den Probanden aber auf einen der Rücksitze gesetzt oder zwei weitere Testkandidaten samt Reisegepäck eingeladen, wäre die Lösung ein Stück näher in Greifweite gerückt. Ein sportlicher Viertürer muss es also sein. Geübte Ohren würden wahrscheinlich das Klangbild eines Achtzylinders identifizieren und die Auswahl verringere sich weiter. Für einen klassischen V8 "made in USA" dreht er zu hoch, also müsste es ein High-Tech-Triebwerk à la BMW M, Mercedes-AMG oder Porsche sein. >>

Fände unsere Testfahrt, wie geschehen, dann in der kalten und nassen Jahreszeit statt, scheidet bei der demonstrierten Fahrdynamik auf rutschigem Untergrund ein Heckantrieb mit hoher Wahrscheinlichkeit aus – es kann also nur ein Allrad sein, und was liegt da näher als Audi.

Quattro ist das Zauberwort und das schon seit mehr als 30 Jahren. Noch lange bevor die anderen Hersteller die Vorteile des Allradantriebes erkannten beziehungsweise die damit verbundenen Herausforderungen meisterten, fuhr Audi seiner Konkurrenz auf den Rallyepisten und den Straßen dieser Welt davon. Die Erfolgsgeschichte ist schon oft erzählt und nicht neu, ebenso wie die quattro-Modelle der gleichnamigen quattro GmbH. Über die Jahre hinweg haben wir inzwischen gelernt, dass wenn ein "S" oder gar der Schriftzug "RS" das Heck eines Audi krönt, mit einigem zu rechnen ist. Aber der neue RS 4 setzt noch einen drauf. Bereits die beiden ersten Generationen des RS 4 hatten es faustdick hinter den Ohren, beziehungsweise unter der Haube. >>

Bei der Neuauflage, die es vorerst "nur" als Avant-Kombi gibt, arbeitet ein Achtzylinder, der sich ausnahmsweise mal nicht unter einer hässlichen Plastikabdeckung neugierigen Blicken entzieht, sondern wie bei Ferrari üblich mit rot lackierten Zylinderbänken seine Technik freizügig präsentiert. Gegen Aufpreis garniert sogar eine Blende aus Karbon das ansehnliche Kraftwerk. Der RS 4 Avant nutzt jenen hochdrehenden V8-Sauger, der ebenso den eng verwandten RS 5 als Coupé und neuerdings auch als Cabrio antreibt. Er schöpft aus 4,1 Litern Hubraum satte 450 PS bei 8250 Umdrehungen und 430 Nm maximales Drehmoment zwischen 4000 bis 6000 Touren.

Daran ist serienmäßig eine S tronic gekoppelt, deren sieben Gänge sich automatisch oder per Schaltwippen am handlichen, unten abgeflachtem Lenkrad wechseln lassen. Das Doppelkupplungsgetriebe arbeitet anstandslos und überträgt die Power des Achtzylinders permanent an alle vier Räder. Das Herzstück der neuesten Evolutionsstufe des quattro-Antriebes ist ein Kronenrad-Mittendifferenzial. Das kompakte und leichte Bauteil verteilt die Kräfte variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Bis zu 85 Prozent können nach hinten strömen und schon die Standard-Auslegung ist mit 40:60 sportlich-heckbetont. Das selbstsperrende Kronenrad-Mittendifferenzial arbeitet mit der radselektiven Momentensteuerung zusammen, die auf alle vier Räder zugreift. Wenn ein kurven-inneres Rad bei dynamischer Gangart zu stark entlastet wird, bremst die Elektronik es leicht ab, noch bevor unerwünschter Schlupf auftritt. Als optionale Ergänzung liefert Audi ein Sportdifferenzial, das die Kräfte aktiv zwischen den Hinterrädern verteilt.

Zur Serienausstattung des RS 4 zählt das Fahrdynamiksystem Audi drive select mit den Einstellungen "comfort", "auto" und "dynamic". Die Vernetzung verschiedener Systeme mit Anpassung der Charakteristik an die aktuellen Fahrbedingungen oder den grundsätzlichen Vorlieben des Fahrers ist inzwischen weit verbreitet. An Bord des Audi funktioniert die Elektronik sehr gut und macht aus unserer Sicht besonders Sinn, denn der Avant soll ja die optimale Kombination zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit bieten. Die Dynamiklenkung ist ein Baustein davon und ändert ihre Übersetzung je nach Tempo um nahezu 100 Prozent. Im Kurvengrenzbereich lenkt sie sogar selbsttätig aber kaum bemerkbar mit kleinen Impulsen gegen – auf diese Weise wird das Handling noch präziser und stabiler. >>

Als weitere Optionen bietet Audi das Sportfahrwerk plus mit in drei Stufen einstellbarer Dynamic Ride Control und eine Sportauspuffanlage an. Sogar an effektvolle Zwischengas-Stöße, die das Herunterschalten untermalen, hat man bei Audi gedacht. Per dynamic-Programm vorgewählt oder individuell über das Display des MMI-Navigationssystems programmiert, steht so einem Einsatz des RS 4 auf der Rennstrecke nichts mehr im Weg. Passend dazu sitzen hinter den maximal 20 Zoll großen Rädern innenbelüftete Scheiben mit 365 Millimetern Durchmesser im so genannten Wave-Design. Die neue Form ergibt eine Ersparnis von insgesamt etwa drei Kilogramm Gewicht von ungefederten Massen. Auf Wunsch montiert Audi an der Vorderachse besonders leichte, belastbare und langlebige Bremsscheiben aus Kohlefaser-Keramik mit 380 Millimetern Durchmesser.

So viel Hightech hat natürlich seinen Preis und der beginnt bei 76.600 Euro. Unser Testwagen mit Vollausstattung lag bei knapp 100.000 Euro und somit auf dem Niveau eines Porsche 911 mit vergleichbaren Fahrleistungen. Doch der eigentliche Konkurrent heißt Mercedes-Benz C 63 AMG T-Modell mit 457 PS und nahezu identischem Grundpreis. Den Stuttgarter gibt es zwar auch als Limousine aber zumindest bislang nicht mit Allrad, was im Alltagseinsatz einen Nachteil gegenüber dem Ingolstädter darstellt. Der RS 4 von Audi ist unserer Meinung nach der ideale Wagen für alle, denen ein Sportwagen wegen des eingeschränkten Platzangebotes zu unpraktisch ist, die es auf der Landstraße oder der Rennstrecke dennoch mal richtig krachen lassen wollen, aber gleichzeitig bequem mit dem gleichen Auto lange Strecken auf der Autobahn fahren wollen beziehungsweise müssen. Ein besonderes Überholprestige sollte man zumindest mit einem RS 4 in unauffälliger Lackierung allerdings nicht erwarten, denn nicht jedem wird der "Über-Audi" auf den ersten Blick auffallen – doch gerade das ist ja auch der Reiz eines Wolfs im Schafspelz, oder?

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