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Frau muss sich nach Facebook-Post ein Jahr lang verstecken


Unbedachter Schnappschuss
Frau muss sich nach Facebook-Post ein Jahr lang verstecken

Von t-online
Aktualisiert am 18.03.2015Lesedauer: 3 Min.
Dieses Foto auf Facebook zerstörte die Existenz von Lindsey StoneVergrößern des BildesDieses Foto auf Facebook zerstörte die Existenz von Lindsey Stone (Quelle: Screenshot: Facebook)
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Zwei Freundinnen hatten sich ein Spiel ausgedacht: Immer wenn sie ein Verbots- oder Hinweisschild sehen, machen sie das genaue Gegenteil der geforderten Verhaltensweise und fotografieren sich dabei. Das kann lustig sein. Doch bei einem Schnappschuss verstanden die amerikanischen Internetnutzer keinen Spaß. Mit einem Facebook-Post geriet das Leben von Lindsey Stones aus den Fugen.

Der Nationalfriedhof in Arlington nahe der Hauptstadt Washington ist der zweitgrößte des Landes, hier ruhen auch die sterblichen Überreste von John F. Kennedy. Dieser Friedhof ist weltweit bekannt und eine Art Nationalheiligtum der US-Amerikaner. Als die beiden Freundinnen Jamie Schuh und Lindsey Stones die Stätte besichtigen, sehen sie ein Schild mit der Aufforderung "Ruhe und Respekt". Hier kommen sie auf die Idee, ihr Spielchen fortzusetzen. Lindsey stellt sich vor das Schild und mimt das genaue Gegenteil: Sie tut, als würde sie schreien und zeigt dabei den ausgetreckten Mittelfinger. Jamie Schuh macht das Foto, anschließend laden sie das Bild auf Facebook hoch.

Freunde, die das Bild sehen, geben Kommentare ab: Es sei zu respektlos, andere teilen den Humor. Die Freundinnen überlegen zwar, doch sie ziehen das Foto nicht zurück. Die Freunde würden sie kennen und wissen, dass es nicht so gemeint sei. Dabei wird ihnen zum Verhängnis, dass die Grundeinstellungen des Netzwerks so gewählt sind, dass jeder alles sehen kann. Um die Sichtbarkeit der Beiträge einzuschränken, müssen Nutzer selber Hand anlegen und sich in die Untiefen der verschachtelten Facebook-Menüs begeben.

"Feindliche Gesinnung"

Einige Facebook-Nutzer entdecken das Bild und verbreiten es in einschlägigen Gruppen. Es wird die neue Facebook-Gruppe "Veterans against Jamie Schuh & Lindsey Stone" gegründet. So sehen tausende Nutzer das Bild innerhalb kürzester Zeit. Soldaten und Veteranen beschimpfen Stone als "unpatriotisch" und "von feindlicher Gesinnung". Sie fordern weitreichende Konsequenzen, unter anderem die fristlose Entlassung aus ihrem Job. Stones betreute bis dahin in einer Hilfsorganisation junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten.

Am nächsten Morgen stehen Kamerateams vor der Haustür und filmen, was sie können. Lindsey Stone darf das Gebäude ihres Arbeitgebers nicht mehr betreten, ihre Chefin fängt sie noch auf dem Parkplatz ab und feuert sie auf der Stelle. Lindsey Stone bemerkt, dass sie nicht mehr auf die Straße gehen kann, ohne von Fotografen verfolgt zu werden, fällt in eine Depression und verlässt daraufhin ein Jahr ihr Haus nicht mehr. "Ich habe alles verloren, was mir wichtig war", schilderte sie später bei einem Interview mit einem Journalisten des "Guardian", der ein Buch über derartige Fälle veröffentlicht hat.

Nicht der einzige Fall

Lindsey Stone ist kein Einzelfall. Auch andere Internetnutzer mussten schon zusehen, dass eine einzelne unüberlegte Handlung durch die Wirkung des Internets verheerende Folgen nach sich zieht. Justine Sacco twitterte vor ihrem Trip nach Afrika: "Fliege nach Afrika. Hoffentlich bekomme ich kein AIDS. Nur ein Scherz, ich bin ja weiß!" Sacco wollte nur politisch unkorrekt wirken und westliche Geschäftsleute parodieren, die sich häufig in einer Käseglocke wähnen, wenn sie dorthin reisen. Doch dieser Tweet hatte rassistischen Charakter und entfaltete entsprechende Wirkung. Das darauffolge Jahr schilderte die Frau als Hölle: Rauswurf beim Arbeitgeber, Verlust von Freundschaften, Panikattacken, Depressionen.

Die Reputation wieder herstellen

Nach dieser Zeit nahm Lindsey Stone die Hilfe eines Reputationsmanagers in Anspruch. Diese Berufsgruppe hat sich auf derartige Fälle spezialisiert und versucht dort, wo es keine Löschmöglichkeit gibt, Google mit neuen Beiträgen im Namen des Kunden von der unliebsamen Geschichte "abzulenken". Sie setzten auch neue Blogs auf; durch ihren eigenen Kundenstamm können sie Vernetzungen bilden, um bei Google höher zu ranken.

Die Hoffnung ist, dass Google die neuen Beiträge höher wertet und dadurch den Ausrutscher nach unten schiebt. Wer nicht sorgfältig auf die Suchresultate schaut, könnte den Lapsus übersehen. Die beiden Frauen haben sich längst . Lindsey geht es – auch dadurch – mittlerweile wieder besser, sie hat wieder einen neuen Job gefunden.

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