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Megaupload und Megavideo offline: Kim Schmitz nach Razzia im Knast


Internet
FBI macht megaupload.com dicht

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 20.01.2012Lesedauer: 4 Min.
Die Crew von Megaupload.com vor dem Haftrichter: (von Links) Bram van der Kolk, Finn Batato, Mathias Ortmann und Megaupload-Gründer und Firmenchef Kim Schmitz.Vergrößern des BildesDie Crew von Megaupload.com vor dem Haftrichter: (von Links) Bram van der Kolk, Finn Batato, Mathias Ortmann und Megaupload-Gründer und Firmenchef Kim Schmitz. (Quelle: dpa-bilder)
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US-Staatsanwaltschaft und FBI haben den Dateihoster Megaupload.com vom Netz genommen. Sie werfen dessen legendären deutsch-finnischen Gründer Kim Schmitz – auch bekannt als Kim Dotcom oder Dr. Kimble – und weiteren Mitarbeitern Verstöße gegen Gesetze zum Schutz des Urheberrechts vor. In der am Donnerstag eröffneten Klage wird das Unternehmen außerdem beschuldigt, für einen Schaden der Rechteinhaber von Filmen und anderen Werken von mehr als 500 Millionen Dollar verantwortlich zu sein.

Bei einer Razzia in Neuseeland wurden vier Drahtzieher der von US-Behörden gesperrten Datentausch-Plattform Megaupload.com festgenommen. Es handelt sich um drei Deutsche und einen Niederländer, teilte die Polizei mit. Sie handelte auf Gesuchen der amerikanischen Bundespolizei FBI, die den Plattformbetreibern massive Urheberrechtsverletzungen vorwirft. Die Urheber haben nach FBI-Angaben mindestens eine halbe Milliarde Dollar Umsätze verloren. Die Festgenommenen sollten noch am Freitag vor Gericht erscheinen.

Razzia in Villa von Kim Schmitz

In Coateville nördlich von Auckland durchsuchten 70 Beamte das Anwesen von Kim Schmitz, alias Kim Dotcom, teilte die Polizei mit. Dort wohnt der 37-Jährige, der in der Anklageschrift des Eastern District-Gerichts in den USA als Gründer von Megaupload.com genannt ist. Er hat nach diesen Angaben sowohl die deutsche als auch die finnische Staatsbürgerschaft. Nach Angaben des US-Justizministeriums wurden neben dem Gründer und früheren Unternehmensleiter Kim Schmitz auch die beiden Deutschen Finn Batato und Mathias Ortmann sowie der Niederländer Bram van der Kolk festgenommen. Drei weitere Angeklagte seien noch auf freiem Fuß. Gegen Nutzer der Internetseite seien vorerst keine Ermittlungen geplant, hieß es weiter.

"Verstöße gegen geistiges Eigentum"

"Dies ist eine der größten Urheberrechtsanklagen, die in den USA je erhoben worden ist", teilte das US-Justizministerium mit. "Es zielt auf den Missbrauch einer öffentlichen Speicher- und Verteilerplattform, um Verstöße gegen geistiges Eigentum zu begehen." Auf dem Anwesen bei Auckland wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Gesamtwert von sechs Millionen neuseeländischen Dollar (etwa 3,7 Millionen Euro) sichergestellt. Darunter waren ein Rolls Royce Phantom sowie mehrere Gemälde. Zudem fror die Polizei mehrere neuseeländische Konten von Schmitz ein, auf denen insgesamt umgerechnet 6,8 Millionen Euro liegen.

Schmitz verbarrikadierte sich

Bodyguards hätten den Beamten am frühen Morgen zunächst den Zutritt zu dem Anwesen verwehrt, teilte die Polizei mit. Der leitende Polizeibeamte Grant Wormald sagte, Kim Schmitz habe beim Auftauchen der Polizei versucht, sich in einen speziell gesicherten Raum im Inneren seines Hauses zu verstecken. Er habe zunächst "eine Reihe elektronischer Schließsysteme betätigt". Als die Polizei diese "neutralisierte", versuchte er sich in dem Raum zu "verbarrikadieren". Die Polizisten hätten sich ihren Weg freischneiden müssen. "Im Raum fanden sie Mr. Dotcom in der Nähe einer Waffe, die aussah wie eine abgesägte Flinte. Das war ganz bestimmt nicht so einfach, als nur an die Haustür zu klopfen." Der zuständige Richter des Bezirks North Shore lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab.

Legendärer Internet-Millionär Kim Schmitz

Insgesamt sieben Verdächtige wurden angeklagt, darunter auch mehrere deutsche Staatsbürger. Der Gründer von Megaupload ist der aus Deutschland stammende Kim Schmitz, der seinen Namen in Kim Dotcom geändert hat und "auch als Kim Tim Jim Vestor bekannt ist", wie das US-Justizministerium mitteilte. Der 37-Jährige lebte zuletzt in Hongkong und Neuseeland. Der frühere Computer-Hacker Schmitz war in den 1990er Jahren eine schillernde Figur der New Economy und machte mit ausschweifenden Partys von sich Reden. Nach dem Platzen der Internetblase wurde er 2002 vom Amtsgericht München wegen Insiderhandels mit Aktien zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Schmitz und den Mitangeklagten drohen in den USA nun langjährige Haftstrafen. Alleine auf den Vorwurf der Verschwörung zu organisierter Kriminalität stehen bis zu 20 Jahre Gefängnis. Außerdem werden den Männern Geldwäsche und Verstöße gegen das Urheberrecht zur Last gelegt.

Anonymous übt Rache

"Anonymous geht auf Rachefeldzug für Megaupload", erklärten die Hackerbewegung per Kurznachrichtendienst Twitter. Die Hacker legten die Webauftritte von FBI und Justizministerium mit so genannten Distributed-Denial-of-Service-Attacken lahm. Dabei werden die Web-Server mit Unmengen von sinnlosen Datenanfragen überflutet bis sie nicht mehr reagieren. Die Webseiten waren daraufhin mehrere Stunden nicht mehr erreichbar. Auf Twitter bezeichneten Anonymous-Aktivisten die Angriffe als Rache für den Schlag gegen Megaupload. Ebenfalls angegriffen wurden die Webseiten des amerikanischen Musikindustrie-Verbandes RIAA und des Musik-Marktführers Universal Music Group.

Megaupload: Anklage wegen Geldwäsche

Bei Megaupload konnten Daten aller Art hochgeladen werden. Nach eigenen Angaben hatte die Seite mehr als 180 Millionen registrierter Nutzer. Laut den Vorwürfen der US-Behörden waren darunter auch in großem Stil illegal kopierte Musik, Filme, Fernsehprogramme und digitale Bücher. Dem FBI zufolge geschah dies mit Wissen der Betreiber. Megaupload habe mehr als 175 Millionen Dollar illegalen Gewinn gemacht und den rechtmäßigen Eigentümern der Inhalte einen Schaden von deutlich über einer halben Milliarde Dollar zugefügt, erklärte das Justizministerium. Ein weiterer Vorwurf lautet auf Geldwäsche.

Vorwürfe seien "grotesk überzogen"

Megaupload hatte in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe zurückgewiesen, das Angebot diene vor allem dem illegalen Austausch von geschützten Inhalten. Rechteinhaber hätte die Möglichkeit, Verstöße gegen das Urheberrecht zu melden und die fraglichen Dateien löschen zu lassen. Die Anschuldigungen, Megaupload fördere massenhafte Urheberrechtverstöße, seien "grotesk überzogen", erklärte das Unternehmen in einer kurz vor der Schließung auf seinen Internetseiten veröffentlichten Mitteilung. Die große Mehrheit des Datenverkehrs von Megaupload sei legitim. Eine endgültige Einstellung der Seite stehe daher nicht zur Debatte.

"Wir haben einige gute Ideen. Meldet euch"

Zugleich boten die Verantwortlichen der Website eine Zusammenarbeit an: Wenn die Unterhaltungsindustrie von der Beliebtheit des Dienstes profitieren wolle, sei man zum Dialog bereit. "Wir haben einige gute Ideen. Meldet euch", hieß es in der Mitteilung des in Hongkong ansässigen Unternehmens. Megaupload ist nicht nur wegen seiner Größe einzigartig, sondern auch wegen der prominenten Unterstützung, welche die Seite genoss. Darunter sind auch Musiker und Produzenten wie Kim Kardashian, Alicia Keys und Kanye West. Chef ist der Musiker Swizz Beatz, der seit 2010 mit Keys verheiratet ist. Er wird in der Anklage nicht genannt. Megaupload war den Angaben zufolge zeitweise die 13.-meistgenutzte Website im Internet. Zuletzt lag sie immerhin noch in den Top 100.

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