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HD ist nicht HD: Sender tricksen bei HDTV


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HD ist nicht HD: Fernsehsender tricksen bei HDTV

Christian Fenselau/t-online.de

Aktualisiert am 02.05.2011Lesedauer: 4 Min.
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Die ARD-Krankenhausserie "In aller Freundschaft" wird seit Januar 2011 in HDTV ausgestrahlt.Vergrößern des Bildes
Die ARD-Krankenhausserie "In aller Freundschaft" wird seit Januar 2011 in HDTV ausgestrahlt. (Quelle: imago-images-bilder)

Seit dem HDTV-Start von ARD und ZDF im Februar 2010 hat sich die Begeisterung bei so manchem Zuschauer gelegt. Denn vieles, was über ARD HD, ZDF HD und die Konkurrenzkanäle der Privaten flimmert, wirkt kaum schärfer als gewohnt – warum eigentlich?

Tatsächlich erfüllen alle Sender mit ihren HD-Kanälen einwandfrei die HDTV-Norm. Die Bilder, die Zuschauer auf den HD-Kanälen zu sehen bekommen, sind feiner aufgelöst als die der Standard-Programme. HD-Programme zeigen mindestens 720 Bildzeilen, die Standard-Kanäle im PAL-Format nur 576 Zeilen. Doch ebenso wahr ist, dass der größte Teil des Programms künstlich auf diese Auflösung "aufgeblasen" wird. Dem Signal werden also künstliche Pixel hinzugefügt, man spricht vom Hochskalieren. Echte HD-Qualität ist nur dann möglich, wenn alle Teile der Produktionskette mitspielen. Die Sendung muss in HD-Qualität aufgenommen, verarbeitet und gesendet werden – das wird auch als native HD-Qualität bezeichnet. Wenn dann noch Empfänger und Fernseher mitspielen, kann der Zuschauer echtes HDTV genießen.

HD-Inhalte in der Minderheit

Der Grund für dieses Vorgehen liegt auf der Hand. Es gibt einfach nicht genügend Sendematerial in nativem HD. TV-Zuschauer sind nun mal an ein 24-Stunden-Programm gewöhnt, das sich aber mit 100-prozentigem HD-Material nicht füllen lässt. Logisch, dass sich die Sender bei Hollywood-Klassikern und älteren Serien mit dem Skalierungs-Trick behelfen müssen. Das gelingt ihnen sogar meist recht gut, so dass die Nachbehandlung zumindest subjektiv das Bild schärft. Aber bei brandneuen Spielfilmen, Serien, Magazinen oder Live-Sendungen sollte diese Aufbereitung nicht nötig sein, oder? Offenbar doch, denn noch immer wird vieles erst gar nicht in HD produziert. Bei genauerer Betrachtung lässt sich schnell erkennen, dass alle Sender auch bei aktuellen Produktionen meist noch zum Pixelzauberstab greifen.

HDTV ist eine Kostenfrage

Wie so oft hängt das am Geld. Die Herstellungskosten für HD-Sendungen sind höher. Nicht alle Produktionen werden deshalb zügig umgestellt. Für einige Sendungen rentiert sich die Umstellung aus Sicht der Sender gar nicht. Das bedeutet: Auch neue Produktionen können nach altem Standard abgedreht werden. Weil öffentlich-rechtliche wie private Sender wirtschaftlich denken müssen, ist die schrittweise Umstellung auf natives HD sicher vernünftig. Schließlich werden viele TV-Zuschauer auf Jahre hinaus HDTV überhaupt nicht nutzen können, sei es, weil sie die Investition in einen Flachbildschirmfernseher scheuen oder auch weil sie ihr Programm über DVB-T empfangen. Nur: Dem Zuschauer möchte man wohl mit solch feinen Unterschieden lieber nicht belasten. Zuschauer können nur schwer erfahren, welche Sendung in nativem HD vorliegt und welche skaliert. Programmzeitschriften geben zwar Auskunft darüber, ob eine Sendung in Stereo- oder Zweikanalton ausgestrahlt wird, aber über eine Ausstrahlung in HD informieren sie in der Regel nicht. Diese Informationen liefern nur die Sender selbst. Interessierte werden beispielsweise auf den Internetseiten der Sender fündig.

Sport-Übertragungen fast ganz in HD

Im Ersten werden zum Beispiel die Tatort-Krimis in HD produziert, dazu Magazine wie Fakt und die Soap Verbotene Liebe. Die beliebte ARD-Krankenhausserie In aller Freundschaft wird seit Januar 2011 in HD-Qualität gedreht, seit März 2011 lassen sich weitere Unterhaltungssendungen in HD genießen, darunter die Telenovela Rote Rosen. Das ZDF produziert unter anderem die SOKO-Krimis, Telenovelas, Serien wie Forsthaus Falkenau und Dokus wie Terra X und Abenteuer Wissen in HD.

Wohl am weitesten fortgeschritten ist die HD-Technik bei Sportveranstaltungen. Die aktuelle Sportberichterstattung ist fast durchgängig auf HD umgestellt. Nicht zuletzt begann der HD-Regelbetrieb der Öffentlich-Rechtlichen mit den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver. Alle Wintersport-Übertragungen bei ARD und ZDF werden in HD gedreht. Sat.1 überträgt auch die UEFA Champions League in HD, bei der Europa League ist dies von den technischen Möglichkeiten am Spielort abhängig. Eigenproduzierte Studioformate wie Kerner und Pocher werden ebenfalls in nativem HD gezeigt. Die Privatsender können via "HD+"-Smartcard in HD empfangen werden.

Produktion wird auf HD umgestellt

Wann aber wird HD für alle neue Produktionen Standard? Auf Anfrage von t-online.de hielten sich die meisten Sendeanstalten bedeckt. Susanne Lang, Unternehmenssprecherin bei ProSiebenSat.1 gab an, dass sich die Umstellung "in der Ausbauphase" befinde. Ähnlich vorsichtige Antworten erhielten wir auch vom Norddeutschen Rundfunk, der unter anderem die Tagesschau produziert. Der Bayerische Rundfunk spricht von "mehreren Jahren". Der WDR teilte mit, bei Neu- und Ersatzanschaffungen ausschließlich in HD-Technik zu investieren. Allerdings sei HD "ja nicht für alle Programmsparten und Formate gleichermaßen sinnvoll". Bei Dokumentationen, Spielfilmen und Sport werde die Umstellung vermutlich schneller gehen. RTL hat bislang nicht geantwortet.

Für Hessen und Ostdeutschland kein HD für die Regionalprogramme

Klar ist zumindest, dass die Auswahl an HDTV-Kanälen wächst, wenn auch zuletzt nur durch kaum beachtete Spartenkanäle. Die jüngsten Neuzugänge in der HD-Welt heißen Nickelodeon, Comedy Central, QVC und SonnenklarTV. Ab April 2012 sollen weitere öffentlich-rechtliche Programme folgen. Die derzeitigen Planungen sehen vor, dass Phoenix HD sowie die dritten Programme der Rundfunkanstalten WDR, BR, NDR und SWR aufgeschaltet werden, erklärte ARD-Vorsitzende Monika Piel im Februar. Bei Dokumentationen, Spielfilme und Sport werde auch schnell auf natives HD umgestellt. Wie lange die komplette Umstellung auf natives HD dauert, hänge davon ab, wie viel Zeit die einzelnen Regionalstudios für die Umrüstung benötigten, denn hier fehlen oft die finanziellen Mittel. Für kleinere Sender wie dem HR und dem RBB gibt es allerdings derzeit keine HD-Planungen, ebenso nicht geplant ist – vom Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen ganz zu schweigen. Diese Sender werden wohl auf lange Zeit beim alten PAL-Standard bleiben.

Fazit: HDTV ist ein Versprechen

Unterm Strich ist HDTV derzeit mehr ein Versprechen als Realität. Abgesehen von Sportübertragungen dominieren "aufgehübschte" Inhalte die HD-Kanäle. Dass sich das ändern wird, steht zwar außer Zweifel, doch das zu erwartende Ausbautempo verlangt HD-Begeisterten einige Geduld ab. Die Erfahrung mit vorherigen Innovationen der Fernsehtechnik wie Farbfernsehen, Stereoton und zuletzt 16:9-Breitbild lassen vermuten, dass HDTV erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zum Standard avanciert. Immerhin: In den nächsten beiden Jahren bekommt die Familie der HD-Sender kräftig Zuwachs. Zuschauer können dann aus mehr HD-Kanälen auswählen, auch wenn deren Programm zum großen Teil wenig mit HD zu tun hat.

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