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Nach elf Jahren elektronische Gesundheitskarte vor dem Aus?


Trotz 1,7 Milliarden Kosten
Elektronische Gesundheitskarte ist gescheitert

dpa, jub

Aktualisiert am 07.08.2017Lesedauer: 2 Min.
Symbolfoto GesundheitskarteVergrößern des BildesVor elf Jahren war sie mit großen Versprechen gestartet - steht die elektronische Gesundheitskarte nun vor dem Ende? (Quelle: imago-images-bilder)
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Mehr als elf Jahre nach ihrem offiziellen Start könnte die elektronische Gesundheitskarte faktisch vor dem Aus stehen. Der Vorstandschef der AOK Bayern, Helmut Platzer, sagte, es sei "unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt".

Hochrangige Mitarbeiter von Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen berichten, es gebe in der Bundesregierung Pläne, die E-Card nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Damit bliebe die Plastikkarte nichts weiter als ein Versicherungsnachweis, heißt es von den Krankenkassen. Die E-Card hat nach Berechnungen des Dachverbands der Innungskrankenkassen bis jetzt rund 1,7 Milliarden Euro an Kosten verursacht.

Kassenärztliche Vereinigung zweifelt an Zukunft der Gesundheitskarte

Auch aus den Kassenärztlichen Vereinigungen kommen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Gesundheitskarte. "Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt ist", sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Wolfgang Krombholz. Verbände von Ärzten, Krankenkassen, Kliniken und Apothekern haben über die Trägergesellschaft Gematik den gesetzlichen Auftrag, die Gesundheitskarte auf den Weg zu bringen.

Die Karte sollte Behandlung erleichtern und Todesfälle verhindern

Die Bundesregierung hatte im Herbst 2004 angekündigt, ab dem Jahr 2006 werde die elektronische Gesundheitskarte zahlreiche neue Möglichkeiten für einen Datenaustausch schaffen. Ein Notfalldatensatz sollte darauf ebenso gespeichert werden können wie ein Medikationsplan. Eine solche digitale Arzneiliste sollte helfen, gefährliche Wechselwirkungen zu vermeiden, die nach Schätzungen jedes Jahr Tausende Todesfälle nach sich ziehen. Eine elektronische Patientenakte sollte unnötige Doppeluntersuchungen vermeiden. Verwirklicht ist davon bis jetzt noch nichts.

Die Betreibergesellschaft Gematik hat zwar Anfang Juni erklärt, die Auslieferung der notwendigen technischen Ausrüstung gehe in die letzte Phase und sprach von einem "Meilenstein". Doch die dafür notwendigen sogenannten Konnektoren stehen weiterhin nicht zur Verfügung. Die Chefin des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, hatte im Juli beteiligte Industriefirmen für die neuerlichen Verzögerungen verantwortlich gemacht. Die weisen die Vorwürfe allerdings zurück. Der Sprecher der Telekom-Tochter T-Systems, Rainer Knirsch, weist darauf hin, dass die technischen Anforderungen rund 150 Mal verändert worden seien. Jetzt aber sei die Industrie "auf der Zielgeraden", heißt es von T-Systems. Derzeit werde "die weltweit bestgeschützte öffentliche Infrastruktur für das Gesundheitswesen" entwickelt.

Kassen gehen bereits eigene Wege

Bei den Krankenkassen stoßen solche Worte allerdings auf Skepsis. Etliche Kassen setzen darauf, eigene Angebote für einen digitalen Datenaustausch zu entwickeln. "Damit könnten die Anforderungen wesentlich besser, wesentlich ökonomischer und vor allem sicherer erfüllt werden", sagt der Chef der AOK Bayern, Helmut Platzer. Die bundesweit größte AOK will dazu mit anderen Ortskrankenkassen und Partnern aus der Wirtschaft zusammenarbeiten. Die zweitgrößte bundesweite Kasse, die Techniker Krankenkasse, hatte bereits im Februar bekannt gegeben, sie habe den amerikanischen Konzern IBM mit der Entwicklung einer eigenen elektronischen Patientenakte beauftragt.

Bei den Ärzteverbänden gibt es allerdings Sorgen, dass sich die digitale Gesundheitslandschaft zersplittert. "Das wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte, dass jede Kasse mit ihrem eigenen System startet", warnt der Chef der KV Bayerns, Wolfgang Krombholz. Er fürchtet, dass viele Praxen damit überfordert wären, verschiedene Systeme etwa von Patientenakten mit ihren Computersystemen zu verwalten.

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