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Datenskandal um Cambridge Analytica: Facebook sieht sich als Opfer


Missbrauch von Nutzerinfos
Facebook sieht sich im Datenskandal als Opfer

dpa, afp, reuters, job

Aktualisiert am 21.03.2018Lesedauer: 4 Min.
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Manipulationsvorwürfe: Ein neuer Skandal bringt Facebook und Cambridge Analytica in Erklärungsnot. (Quelle: t-online)
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Facebook steht nach Enthüllungen über einen gigantischen Datenmissbrauch unter massivem Druck. Politik, Justiz und Wirtschaft verlangen Aufklärung. Der Aktienkurs rauschte nach unten, Investoren drohen mit Klagen. Der Internetriese sieht sich als Opfer, verweist auf strengere Richtlinien.

Der Internetkonzern Facebook sieht sich im Datenskandal um die britische Analysefirma Cambridge Analytica selbst als Betrogenen an. "Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden", heißt es in einer Mitteilung von Facebook.

Die umstrittene Datenanalysefirma, die nach Angaben ihres inzwischen suspendierten Chefs Alexander Nix einen Großteil des Wahlkampfs für US-Präsident Donald Trump bestritten hat, soll Zugriff auf Facebook-Daten von bis zu 50 Millionen Menschen gehabt haben.

Facebook erklärte in der Mitteilung, es werde alles tun, um seine Richtlinien durchzusetzen und die Informationen der Nutzer zu schützen. Firmenchef Mark Zuckerberg und alle Verantwortlichen seien sich des Ernstes der Lage bewusst.

Facebook: Verstoß wäre heute nicht mehr möglich

Nach einer Anfrage von t-online.de verweist Facebook auf ein Posting vom 16. März von Paul Grewal, Vize Präsident und "Deputy General Counsel" bei Facebook.

Auf die Frage, wie Facebook sicherstellt, dass Partnerfirmen wie Cambridge Analytica Daten nicht missbräuchlich benutzten, erklärt ein Sprecher, dass Facebook ständig an der Verbesserung der Sicherheit und Nutzererfahrung arbeiten würden. In den letzten fünf Jahren habe man deutliche Fortschritte dabei gemacht, Verstöße von App-Entwicklern zu finden und zu verhindern. Alle Informationen, die an App-Entwickler gehen und deren Verwendung, würden kontrolliert, bevor diese erhoben werden dürfen.

Stichproben und strengere Prüfungen

Auf die Frage, ob es Stichproben bei der Verwendung von Daten durch Dritte gäbe, zitiert Facebook Justin Osofsky, den Vizepräsident für "Globale Aufgaben": "Wenn Entwickler Apps entwickeln, die nach bestimmten Informationen verlangen, prüfen wir, ob unsere Vorschriften verletzt und ob die Daten legal verwendet werden. Wir löschen eine Reihe von Apps während dieser Prüfungen. Heute würde eine App von Kogan (der Entwickler der von Cambridge Analytica benutzten App, Cambridge-Wissenschaftler Aleksandr Kogan) keinen Zugang mehr zu Daten von Facebook-Freunden bekommen. Vor drei Jahren – nachdem Kogan seine App entwickelt hatte – haben wir das Produkt so verändert, dass Entwickler keinen Zugang mehr zu den Daten von Freunden auf Facebook bekommen."

Zu der Frage, ob auch Nutzer in Deutschland von dem Datenskandal betroffen sind, macht Facebook keine Angaben.

Suspendierung von Entwicklern und Klagen

Der Konzern schließt mit den App-Entwicklern bei der Zulassung einen Vertrag, der auch die Nutzung der Daten regelt. Ein Verstoß wird von Facebook verfolgt. Genauere Angaben macht der Sprecher nicht und verweist auf die Richtlinien für App-Entwickler und die Datenschutzeinstellungen für Nutzer, die seit 2014 ständig ausgebaut würden und mit denen Nutzer selbst entscheiden könnten, welche Daten sie mit Dritten teilen. Dies gelte auch für die Nutzung von Apps von Dritten, so der Sprecher. Auch würden laufend Prüfungen durchgeführt, um die Übereinstimmung mit den Bestimmungen von Facebook sicherzustellen. Dazu gehören Stichproben für bestehende Apps und die Kontrolle von Apps mit schnell wachsenden Nutzerzahlen.

"Wir setzen unsere Richtlinien auf verschiedene Weise durch - von der Zusammenarbeit mit Entwicklern, um Probleme zu beheben, über die Suspendierung von Entwicklern von unserer Plattform bis hin zur Verfolgung von Rechtsstreitigkeiten" so Facebook zu t-online.de.

Investoren klagen gegen Facebook

Eile ist bei der Aufarbeitung des Datenskandals durchaus geboten: Facebook verlor seit Montag, nachdem der Datenskandal bekannt wurde, zeitweise bis zu 50 Milliarden Dollar an Unternehmenswert an der Börse. US-Investoren haben eine erste Klage gegen das Unternehmen eingereicht. Die Aktionäre machten bei einem Bundesgericht in San Francisco geltend, dass die Konzernführung sie über die Fähigkeiten in die Irre geführt habe, die Daten der Nutzer zu schützen.

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Medienberichten zufolge leitete die US-Handelsaufsicht FTC Ermittlungen gegen Facebook ein. In New York und Massachusetts forderten die Staatsanwaltschaften schriftlich Aufklärung von Facebook ein.

Politik verlangt nach Antworten

Auch die Politik will Antworten. Das EU-Parlament forderte Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf, sich zu erklären. Das Parlament habe Zuckerberg "eingeladen", schrieb Parlamentspräsident Antonio Tajani bei Twitter. Facebook müsse "vor den Vertretern von 500 Millionen Europäern klarstellen, dass persönliche Daten nicht dazu benutzt werden, um Demokratie zu manipulieren".

Zuvor hatten schon US-Senatoren verlangt, dass Zuckerberg ebenso wie die Chefs von Google und Twitter in der Kongresskammer aussagen sollten. Die Internetriesen verfügten über "beispiellose Mengen an persönlichen Daten", zugleich gebe es einen Mangel an Aufsicht über ihren Umgang damit. Auch der britische Unterhausausschuss für Digitales und Medien forderte Zuckerberg auf, vor dem Gremien zu erscheinen – und Stellung zu beziehen zu dem "katastrophalen Vorgang des Versagens" seiner Firma. Auch in Deutschland soll sich der Bundestagsausschuss für Digitale Agenda mit dem Thema beschäftigen.

Sicherheitschef verlässt Facebook

Bei Facebook soll es laut "New York Times" nun auch personelle Veränderungen geben. Die Zeitung berichtete, dass der in Fachkreisen angesehene Sicherheitschef Alex Stamos Facebook verlassen wolle. Er habe sich dafür eingesetzt, offener über die russische Einmischung in den US-Präsidentenwahlkampf 2016 zu informieren, sei aber von anderen Managern abgebügelt worden.

Erst nach Untersuchungen im US-Kongress räumte das Onlinenetzwerk schrittweise ein, dass 150 Millionen Nutzer von Facebook und Instagram mit politischer Propaganda aus Russland in Berührung gekommen sein dürften.

Verwendete Quellen
  • dpa, AFP, Reuters
  • Eigene Recherchen
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