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"Dirty Money – Geld regiert die Welt" | Diese Dieselskandal-Doku lässt kaum Fragen offen


"Dirty Money – Geld regiert die Welt"
Diese Dieselskandal-Doku lässt kaum Fragen offen

MeinungVon Helge Denker

22.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Demo der Umweltorganisation Greenpeace in Stuttgart: Feinstaub-Alarm durch DieselabgaseVergrößern des Bildes
Demo der Umweltorganisation Greenpeace in Stuttgart: Feinstaubalarm durch Dieselabgase (Quelle: imago-images-bilder)

Es ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Nachkriegsgeschichte. In einer sehenswerten Doku fasst Netflix den Diesel-Skandal von VW zusammen. Und leistet sich dabei nur kleine handwerkliche Fehler.

"Tödliches NOx" so der Titel der ersten Folge der Doku-Reihe "Dirty Money – Geld regiert die Welt" des US-Streaming-Anbieters Netflix. Der Titel klingt leicht übertrieben, ist es aber nicht. Experten gehen davon aus, dass Stickstoffdioxide in der Luft allein in Deutschland über 10.000 Tote pro Jahr verursachen. Und die stammen überwiegend aus Dieselabgasen.

Die Doku rollt den Fall VW spannend und informativ auf, erzählt von wütenden Kunden in den USA, die ihren vermeidlichen "Clean Diesel" an den VW-Händler zurückgeben. "Ich fahre eine Killermaschine", ärgert sich VW-Jetta-Fahrer Alex Gibney. Da hilft auch der "Namaste" Aufkleber an der Stoßstange nichts. Denn der "saubere Diesel" stößt 50 Mal mehr Schadstoffe aus, als VW es in der Werbung versprochen hat. Wie konnte es so weit kommen?

Die Doku verweist auf VW-Chef Ferdinand Piëch. Unter ihm reift die Idee eines kompakten Dieselmotors (TDI). Dieser hat ein Problem: er stößt zu viel Feinstaub und nitrose Gase (NOx) aus. Die schädigen die menschliche Lunge, lösen Smog und sauren Regen aus. Technische Gegenmaßnahmen am Auto, wie die Verbrennung der Feinstaubteilchen, sind relativ teuer.

Winterkorns Weltherrschaft

Das erklärte Ziel von VW-Chef Martin Winterkorn ist es, den Autokonzern zum Weltmarktführer zu machen. Das übt enormen Druck aus, auch auf den strategisch wichtigen Dieselmarkt der USA. Hier wirbt VW für seine neuen Diesel-Pkw, die sparsam, schadstoffarm und preiswert sein sollen. Selbst VW-Manager sind erstaunt und fragen sich: "Wie haben die das gemacht?"

Die Wahrheit bringt das ICCT-Prüfinstitut von John German ans Licht. Hier fallen die enormen Unterschiede zwischen den Messwerten auf dem Prüfstand und auf der Straße zuerst auf. Auf der Straße blasen die VW Diesel das 40- bis 80-Fache der erlaubten Grenzwerte in die Luft. Mobile Messgeräte in den Testfahrzeugen bringen es an den Tag. Eine zweite Studie bestätigt das, doch VW mauert und behauptet immer wieder, es seien Messfehler. Intern wird bei VW über eine Abschalteinrichtung ("defeat device") diskutiert, die erkennt, ob ein Fahrzeug auf dem Prüfstand steht oder nicht. Sie regelt die Abgase unter den erlaubten Grenzwert. Auf der Straße schaltet sie sich ab und erlaubt ein Vielfaches an Schadstoffen. Offizielle Begründung: Um den Motor zu schonen.

Showdown im August 2015

Schließlich startet VW in den USA eine Rückrufaktion, um die "Abgase zu optimieren", so die offizielle Begründung. Tatsächlich wird nur die Schummelsoftware optimiert, was den unabhängigen Testern sofort auffällt. Es ist ein Spiel auf Zeit, das VW verliert. Im August 2015 kommt es zum Showdown: Die Umweltbehörde konfrontiert VW-Manager mit den Vorwürfen, droht mit Entzug sämtlicher Zulassungen für 2016, wenn VW nicht endlich gesteht. Erst jetzt geben die VW-Verantwortlichen zu, dass es eine Abschalteinrichtung bei Diesel-Pkw gibt. Die Topmanager entschuldigen sich öffentlich, Winterkorn beteuert seine Unschuld, spricht von "dem Werk einer kleinen Gruppe von VW-Ingenieuren" – und muss zurücktreten.

Die VW-Experten im Film sind sich einig, dass Winterkorn seit 2006 von dem Betrug gewusst haben muss. Es sei "seine Verantwortung" gewesen.

Die VW-Verantwortlichen in den USA werden verhaftet, vor Gericht gestellt und verurteilt. Auch die Verantwortung der deutschen Politik wird deutlich erwähnt, die Lücken und Ausnahmen bei der Abgasmessung zuließ und die Einhaltung zu lasch oder gar nicht kontrollierte.

Ein gewaltiger Imageschaden

Rund elf Millionen Fahrzeuge mit Abschalteinrichtung hat VW in den USA verkauft. Viele davon wurden inzwischen zurückgegeben, stehen auf riesigen Halden. Ein gewaltiger (Image-)Schaden.

Auch VWs Tierversuche mit Dieselabgasen werden zum Ende der Doku erwähnt. Dass der Konzern auch Menschenversuche mit finanziert hat, taucht dagegen nicht auf. Ansonsten unterlaufen den Machern nur wenige handwerkliche Fehler. So rauscht am Anfang eine 2CV "Ente" von Citroen durchs Bild, die so gar nichts mit VW zu tun hat. Und zu den Problemen von VW in den Siebzigerjahren wird ausgerechnet die Produktion des Golf I gezeigt – Volkswagens größter Erfolg.

Fazit: Eine sehenswerte Doku

Insgesamt eine sehenswerte Produktion, die wenig Fragen offen lässt und den Skandal in seiner ganzen Größe gut abbildet.

"Dirty Money – Geld regiert die Welt: Tödliches NOx", Netflix, ca. 75 Minuten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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