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Baby | Schreibaby-Ambulanzen retten verzweifelte Eltern


Baby
Schreibaby-Ambulanzen retten verzweifelte Eltern

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25.03.2010Lesedauer: 10 Min.
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Als die kleine Salome im Herbst vergangenen Jahres auf die Welt kam, waren ihre Eltern überglücklich: Das Baby war gesund und eine wahre Freude - bis der Alptraum begann. Mit etwa drei Wochen fing das Kind an zu brüllen. Es schrie immer mehr. "Schließlich weinte es 16 von 24 Stunden", berichtet Salomes Mutter Rachel Benedikt. Als die Kleine elf Wochen alt "und wir völlig am Boden waren", stieß Vater Rolf im Internet auf eine Beratungsstelle für Schreibabys. Dort lernten die Benedikts, den Teufelskreis zu durchbrechen, der die Kinder brüllen und die Eltern verzweifeln lässt. Immer mehr Kliniken bieten "Schreiambulanzen" für gestresste Eltern.

Viele Einrichtungen für gestresste Eltern

Allein in Frankfurt gibt es drei Einrichtungen dieser Art: Die "Schreisprechstunde" im "FrauenGesundheitsZentrum" existiert seit zehn Jahren, die "Ambulanz für Säuglinge und Kleinkinder" am Sigmund-Freud-Institut seit sechs und die "Schreiambulanz" im Clementine Kinderhospital seit vergangenem Herbst. Die Kosten für eine kurze Beratung oder eine längere Therapie trägt in der Regel die Krankenkasse. Würden solche Angebote etwas kosten, so würde das vor allem jene Eltern fernhalten, an die heranzukommen, die Ambulanzen für besonders wichtig halten: Eltern, die als Kinder Gewalt erfahren haben und die gefährdet sind, selbst gewalttätig zu werden, wenn der Stress zu groß wird. "Unsere Arbeit ist Gewaltprävention", sagt Psychologin Jennifer Kujack vom Clementine Kinderhospital.

Schlafen lernen in der Klinik

Schlafentzug und Dauerstress mit Lärm durch ein "Schreibaby" seien eine "tödliche Mischung", so nennt es eine betroffene Mutter. Dazu kommt die Anspannung und Angst vor der nächsten Attacke. Manche würden das Kind am liebsten schütteln, viele geben zu, das Kind manchmal anzuschreien. Eine Mutter wurde nach einem Zusammenbruch stationär in eine Klinik eingewiesen: Neue Hoffnung für die Familie, denn hier soll in halbjähriges Kind endlich schlafen lernen.

Definition "Schreibaby"

Telefonische Beratung für Eltern von Schreibabys

Viereinhalb Monate lang telefonierte Rachel bis zu dreimal wöchentlich mit der Psychologin Marion Dominiak-Keller vom "FrauenGesundheitsZentrum" - ein unüblicher Fall, denn normalerweise ist der persönliche Kontakt unerlässlich. Dafür genügen in den meisten Fällen schon ein oder zwei Besuche in der Ambulanz, um eine Wende herbeizuführen, behaupten die Therapeutinnen in allen drei Einrichtungen. "Aber ich hätte es in meinem Zustand nie geschafft, nach Frankfurt zu fahren", sagt die Ludwigshafenerin.

Familie Benedikt hatte massive Probleme

Zu definieren, wann ein unruhiges Kind ein Schreibaby ist, lehnen sie in ebensolcher Eintracht ab. Handlungsbedarf bestehe immer dann, wenn die Eltern das Schreien als Problem empfänden. Bei Familie Benedikt waren die Probleme massiv: Rachel hatte in zwei Monaten 20 Kilo Gewicht verloren, litt unter Haarausfall und Hautausschlägen. "Ich hab nichts mehr gegessen und nicht mehr geschlafen." An Suizid habe sie gedacht und daran, das Kind auszusetzen im Schnee. "Man hat ganz, ganz schlimme Gedanken - ich verstehe jede Frau, die nicht darüber sprechen will", sagt Rachel, die wie Mann und Kind in Wirklichkeit einen anderen Namen trägt.

Schreitagebuch vermittelt den Experten einen ersten Eindruck

Wer sich an die Ambulanz im Clementine Kinderhospital wendet, wird gebeten, nach einem telefonischen Vorgespräch zunächst fünf Tage lang ein "Schreitagebuch" zu führen. "Unruhe, Schreien, Schlaf, Füttern, Spiel" steht in den Spalten auf der linken Seite des Blatts, am oberen Rand laufen die 24 Stunden des Tages entlang. Die Therapeutinnen können an der Kästchenverteilung nicht nur den Schlaf-Wach-Zyklus und "kritische Phasen" ablesen, sondern auch ein Muster erkennen, das erste Hinweise geben kann auf die Ursachen. In dem Schreitagebuch halten Eltern fest, wann das Kind schläft, quengelt, schreit, gefüttert wird, wann es schläft und wie es sich verhält. Bianca Niermann vom Elternzirkel wird auch die "Babyflüsterin" genannt, denn sie versucht das Baby zu "lesen". Sie beobachtet die Signale des Babys, unter anderem sind das Blickkontakt, Reflexe, Stressreaktionen, wie Herzklopfen, Schluckauf, Erregung, Schwitzen oder Atmung und Motorik. An die Beobachtungen schließt sich die ausführliche Entwicklungsberatung an.

Mit viel Erfahrung begleiten die Experten gestresste Eltern

Das besondere am "Therapiezentrum für Schreibabys und andere frühkindliche Regulationsstörungen" ist die enge Zusammenarbeit mit Fachärzten und Therapeuten des Clementine Kinderhospitals. "Wir haben hier einen Pool der Erfahrungen", lobt Jennifer Kujack das interdisziplinäre Konzept. Die meisten Fälle werden "von zwei Frauen mit zwei unterschiedlichen Blicken auf die Situation" begutachtet: von der Psychologin Kujack und der Kinderärztin Ruth Kohl-Munthiu. So können körperliche Beschwerden ausgeschlossen werden. Denn übermäßiges Schreien hat weit seltener als die Eltern glauben medizinische Gründe wie die berühmten Dreimonatskoliken.

Mögliche Ursache für ständiges Schreien

Das hat auch Rachel Keller erfahren: "In unserer Verzweiflung haben wir Salome einmal sogar Schmerzmittel gegeben", berichtet die gelernte Kinderkrankenschwester. "Sie hat weiter geschrien - aber danach wussten wir wenigstens: Schmerzen hat sie nicht." Aber was hatte sie dann? Typische Risikofaktoren, erklärt Kujack, sind zum Beispiel traumatische Erlebnisse vor oder während der Geburt (wie zum Beispiel extremer Stress während der Schwangerschaft oder eine besonders schwere Entbindung) oder aber aktuelle Spannungen in der Partnerschaft, zu enge Wohnverhältnisse, finanzielle Sorgen, Isolation oder Überforderung. Nicht immer aber ist eine solch naheliegende Erklärung zu finden. "Es gibt auch einfach Kinder, die sind reizbarer als andere. Und es gibt Eltern, die fühlen sich schneller gestresst als andere. Und dann schaukelt sich das langsam hoch."

Eltern schaffen es oft nicht, das Kind zu beruhigen

Zu viele Reize sind schlecht für das Kind

Ein typischer Fall, erkannte Psychologin Keller: Aus dem verzweifelten Wunsch, das Kind zu beruhigen, setzen viele Eltern eine fatale Spirale in Gang. Wenn es im Liegen schreit, wird es hochgenommen, wenn es auf dem Arm schreit, legen wir es über die Schulter; wenn es auch dort nicht besser wird, werfen wir es in die Luft - dann gluckst es kurz vor Freude und schreit kurz darauf von neuem. Die Folge: "Das Kind nimmt immer mehr Reize auf statt runterzukommen."

Schnelle Hilfe

Zweieinhalb Stunden genügten für Claudia und Ben, das zu verstehen und umzusetzen. "Ich fand es unglaublich, wie schnell das ging", berichtet die Steuerberaterin. Zu Beginn des Beratungsgesprächs war alles wie zuvor: "Ich kam rein, er fing an zu quengeln. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, aber er weinte immer stärker." Die Therapeutin ließ die völlig aufgelöste Mutter erzählen und beobachtete ihr Verhalten. Dann legte sie ihr die Hand auf den Arm und versuchte ihr dabei zu helfen, das umzusetzen, was nach Meinung aller drei Schreibaby-Ambulanzen das einzige ist, was hilft: "Ruhe reinbringen".

Weinen kann wichtig sein

Für Claudia Steiner hieß das: Mit dem weinenden Kind auf dem Arm ruhig sitzen bleiben und auf den Schlaf warten. "Ben muss beweinen, dass er nicht einschlafen kann", erklärte Keller ihrer Klientin und ermutigte sie, das Schreien für begrenzte Zeit zu ertragen. "Das war für mich ein völlig neuer Gedanke", sagt Claudia Steiner: "Dass er weinen darf, vielleicht sogar weinen muss." Sie fuhr nach Hause mit dem Auftrag, sich vorzustellen, sie käme gerade aus dem Krankenhaus und begönne ihre Beziehung zu dem Kleinen ganz von vorne.

Oft sind Kaiserschnitt-Kinder Schreibabys

Typisch an diesem Fall ist auch, dass Ben per Kaiserschnitt auf die Welt kam. Fast ein Drittel der Mütter, die Keller berät, kamen nicht bei einer Spontangeburt auf die Welt. Worin genau der Zusammenhang besteht, ist unklar. Eine von Hebammen bevorzugte These besagt, dass Kinder bei einer "Sectio" bestimmte Erfahrungen nicht machen, die es ihnen erleichtern würden, sich an die Lebensumstände außerhalb des Mutterleibs anzupassen. Aber auch ganz normal entbundene Kinder können später Regulationsstörungen entwickeln. Landläufig herrscht die Meinung, Blähungen seien die Ursache des Schreiens, aber die Blähungen sind meist die Folge des Schreiens, da die Babys viel Luft schlucken.

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Gründe können auch psychologisch bedingt sein

Rachel Benedikts Tochter kam natürlich auf die Welt. Bei ihr lagen die Ursachen tiefer, tief in der Kindheit der heute 28-Jährigen. Als Kind war sie schwer krank gewesen, lag fast ein Jahr lang im Krankenhaus. "Seither habe ich ganz große Trennungsängste." Die Vorstellung, sich auch nur für eine Stunde von der Kleinen zu trennen, war unerträglich. Wenn die Oma mal ausfahren wollte, heulte Rachel zu Hause Rotz und Wasser, statt sich zu entspannen. "Irgendwann habe ich erkannt: Das waren immer meine Probleme, nie ihre", sagt die junge Mutter heute.

Probleme des Babys liegen oft an Problemen der Eltern

Eigentlich wäre sie auch beim Institut für Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie am Sigmund-Freud-Institut gut aufgehoben gewesen. Die vermeintlichen Probleme des Kindes hängen nach Auffassung der dort tätigen Analytiker oft mit den ungelösten Problemen der Eltern zusammen. Eine Geburt "ruft die Gespenster im Kinderzimmer der Eltern" wach, lasse Bilder lebendig werden, die man verbannt glaubte, erklärt Mitarbeiterin Patricia Szogas-Fritsch. Rachel Benedikts Trennungsangst ist typisch für eine solche Übertragung.

Eltern müssen eigene Probleme aufarbeiten

Szogas berichtet von einer Mutter, die als Zweijährige von ihren Eltern getrennt wurde, weil diese nach Deutschland zogen und sie bei den Großeltern im Heimatland zurückließen. Als diese Frau später selbst Mutter wurde und wieder arbeiten wollte, nachdem ihr Kind zwei Jahre war, übertrug sie ihre nie bewältigte Trennungserfahrung auf das Kleinkind. Die Therapie habe ihr geholfen, zu erkennen, dass sie noch nicht bereit ist, wieder zu arbeiten und die Tochter in eine Betreuung zu geben.

Zeichen richtig deuten

Diesen Zusammenhang erkannte die Therapeutin, als das 14 Monate alte Kind in der Sprechstunde immer wieder in einen Schrank hineinkletterte und die Türen hinter sich zuzog. Szogas deutete dieses "symbolische Spiel" als Wunsch, wieder in den Bauch der Mutter hineinzukrabbeln. "Wir verstehen uns als Übersetzer in einem Eltern-Kind-Dialog, der nicht gelingt", sagt Szogas.

Gespür für die Bedürfnisse des Kindes entwickeln

Szogas, Keller und Kujack und ihre Teams helfen den Familien, zu verstehen, was ihr Kind mit dem Schreien ausdrücken will. Die Eltern müssen langsam wieder ein Gefühl dafür bekommen, wann das Kind trinken, wann es schlafen und wann es wach sein möchte und dabei, wie Keller sagt, "nicht nach der Uhr zu gehen, sondern nach den Signalen des Kindes", zum Beispiel, wenn das Kind auffällig zu einer Seite blickt, den Raum abzudunkeln und es schlafen zu lassen, statt mit einer Rassel vor dem Gesicht herumklappern, weil es sich vielleicht langweilt.

Neu organisieren

Die Darmstädter "Babyflüsterin" Bianca Niermann sieht es manchmal als nötig an, das leben der Familien neu zu organisiseren, in einem Schlafcoaching wird der Schlaf-Wach-Rhythmus strukturiert, die auf das Baby einströmenden Reize werden reduziert oder der Essens-Zyklus geändert. Doch jede Lösung muss individuell sein.

Schütteln führt zu schweren Schäden

Etwa 100 Säuglinge erleiden hierzulande jedes Jahr schwere Gehirnverletzungen, weil sie von ihren meist überforderten Betreuern geschüttelt wurden. Diese Zahl von Kindern mit Schütteltrauma meldet die Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland. Die Dunkelziffer liegt nach Einschätzung des BVKJ aber vermutlich höher. Als Risikofaktor oder Auslöser für ein Schütteltrauma haben Experten inzwischen das übermäßige Schreien von Babys ermittelt. Hirnverletzungen aufgrund von Gewalteinwirkung sind die häufigste Todesursache im zweiten Lebenshalbjahr eines Säuglings.

Schon kurzes Schütteln kann "reichen"

"Das Baby hat einen überproportional großen Kopf mit relativ hoch sitzendem, stark wasserhaltigen Gehirn, so dass schon etwa fünf Sekunden heftiges Schütteln des Babys ausreichen, um das Gehirngewebe starken Flieh- und Rotationskräften auszusetzen", erläutert Prof. Hans-Jürgen Nentwich, BVKJ-Vorstandsmitglied. Blutgefäße und Nervenbahnen reißen, es kann zu Hirnblutungen und Hirnverletzungen kommen. Auch Blutungen an der Augennetzhaut sind möglich. "Über zwei Drittel der betroffenen Kinder leiden unter Seh-, Hör- und Sprachstörungen beziehungsweise bleibenden Behinderungen, bis zu einem Viertel sterben an den Verletzungsfolgen", warnt der Mediziner.

Schreitagebuch vermittelt den Experten einen ersten Eindruck

Wer sich an die Ambulanz im Clementine Kinderhospital wendet, wird gebeten, nach einem telefonischen Vorgespräch zunächst fünf Tage lang ein "Schreitagebuch" zu führen. "Unruhe, Schreien, Schlaf, Füttern, Spiel" steht in den Spalten auf der linken Seite des Blatts, am oberen Rand laufen die 24 Stunden des Tages entlang. Die Therapeutinnen können an der Kästchenverteilung nicht nur den Schlaf-Wach-Zyklus und "kritische Phasen" ablesen, sondern auch ein Muster erkennen, das erste Hinweise geben kann auf die Ursachen.

Mit viel Erfahrung begleiten die Experten gestresste Eltern

Das besondere am "Therapiezentrum für Schreibabys und andere frühkindliche Regulationsstörungen" ist die enge Zusammenarbeit mit Fachärzten und Therapeuten des Clementine Kinderhospitals. "Wir haben hier einen Pool der Erfahrungen", lobt Jennifer Kujack das interdisziplinäre Konzept. Die meisten Fälle werden "von zwei Frauen mit zwei unterschiedlichen Blicken auf die Situation" begutachtet: von der Psychologin Kujack und der Kinderärztin Ruth Kohl-Munthiu. So können körperliche Beschwerden ausgeschlossen werden. Denn übermäßiges Schreien hat weit seltener als die Eltern glauben medizinische Gründe wie die berühmten Dreimonatskoliken.

Mögliche Ursache für ständiges Schreien

Das hat auch Rachel Keller erfahren: "In unserer Verzweiflung haben wir Salome einmal sogar Schmerzmittel gegeben", berichtet die gelernte Kinderkrankenschwester. "Sie hat weiter geschrien - aber danach wussten wir wenigstens: Schmerzen hat sie nicht." Aber was hatte sie dann? Typische Risikofaktoren, erklärt Kujack, sind zum Beispiel traumatische Erlebnisse vor oder während der Geburt (wie zum Beispiel extremer Stress während der Schwangerschaft oder eine besonders schwere Entbindung) oder aber aktuelle Spannungen in der Partnerschaft, zu enge Wohnverhältnisse, finanzielle Sorgen, Isolation oder Überforderung. Nicht immer aber ist eine solch naheliegende Erklärung zu finden. "Es gibt auch einfach Kinder, die sind reizbarer als andere. Und es gibt Eltern, die fühlen sich schneller gestresst als andere. Und dann schaukelt sich das langsam hoch."

Eltern schaffen es oft nicht, das Kind zu beruhigen

Claudia Steiner und ihrem Sohn Ben half bereits ein einziger Besuch im "FrauenGesundheitsZentrum", aus ihrem Teufelskreis herauszufinden. Der damals neun Wochen alte Junge weinte auch tagsüber viel, nachts aber schrie er stundenlang. In unerträglicher Regelmäßigkeit brüllte er allnächtlich zwischen 20:00 und 2:00 Uhr. Claudia Steiner erkannte durchaus, "dass er schrie, weil er nicht schlafen konnte", fand aber keinen Weg, das Kind zu beruhigen. "Wir haben alles versucht: im Kinderwagen rumschieben, im Maxi-Cosi schaukeln, rumtragen, auf dem Pezzi-Ball wippen. Das hat auch alles geholfen - aber eben immer nur ganz kurz."

Zu viele Reize sind schlecht für das Kind

Ein typischer Fall, erkannte Psychologin Keller: Aus dem verzweifelten Wunsch, das Kind zu beruhigen, setzen viele Eltern eine fatale Spirale in Gang. Wenn es im Liegen schreit, wird es hochgenommen, wenn es auf dem Arm schreit, legen wir es über die Schulter; wenn es auch dort nicht besser wird, werfen wir es in die Luft - dann gluckst es kurz vor Freude und schreit kurz darauf von neuem. Die Folge: "Das Kind nimmt immer mehr Reize auf statt runterzukommen."

Schnelle Hilfe

Zweieinhalb Stunden genügten für Claudia und Ben, das zu verstehen und umzusetzen. "Ich fand es unglaublich, wie schnell das ging", berichtet die Steuerberaterin. Zu Beginn des Beratungsgesprächs war alles wie zuvor: "Ich kam rein, er fing an zu quengeln. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, aber er weinte immer stärker." Die Therapeutin ließ die völlig aufgelöste Mutter erzählen und beobachtete ihr Verhalten. Dann legte sie ihr die Hand auf den Arm und versuchte ihr dabei zu helfen, das umzusetzen, was nach Meinung aller drei Schreibaby-Ambulanzen das einzige ist, was hilft: "Ruhe reinbringen".

Weinen kann wichtig sein

Für Claudia Steiner hieß das: Mit dem weinenden Kind auf dem Arm ruhig sitzen bleiben und auf den Schlaf warten. "Ben muss beweinen, dass er nicht einschlafen kann", erklärte Keller ihrer Klientin und ermutigte sie, das Schreien für begrenzte Zeit zu ertragen. "Das war für mich ein völlig neuer Gedanke", sagt Claudia Steiner: "Dass er weinen darf, vielleicht sogar weinen muss." Sie fuhr nach Hause mit dem Auftrag, sich vorzustellen, sie käme gerade aus dem Krankenhaus und begönne ihre Beziehung zu dem Kleinen ganz von vorne.

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