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Natürliche Säuglingspflege: Handeln wie die Naturvölker


Unten ohne
Windelfreie Babypflege - das geht

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 28.04.2016Lesedauer: 4 Min.
Windelfrei erziehen ist sicher ökologisch sinnvoll, aber für die meisten Eltern wohl keine Alternative für zu Hause.Vergrößern des BildesWindelfrei erziehen ist sicher ökologisch sinnvoll, aber für die meisten Eltern wohl keine Alternative für zu Hause. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Anhänger der natürlichen Säuglingspflege verzichten bei ihren Babys von Anfang an auf Windeln. Kann das funktionieren?

Eigentlich hört sich das mit der "natürlichen Säuglingspflege" ganz einfach an: Man lässt lediglich die Windeln komplett weg, lernt, auf die Signale des Kindes zu achten, und macht es damit so wie zahlreiche Naturvölker.

Wechselwäsche statt Windeln mitschleppen

Allerdings haben die es dort meist um einiges wärmer als wir hier in Mitteleuropa und damit auch einfacher, ein nacktes Kind im entscheidenden Moment von sich wegzuhalten. Mit einem Schneeanzug dürfte das deutlich schwerer fallen.

Ein offensichtlicher Nachteil der "natürlichen Säuglingspflege" ist also: Man kommt nicht umhin, zu jedem Ausflug außer Haus noch mehr Wechselwäsche mitzuschleppen als die Durchschnittsmutter mit den üblichen Windeln. Und deren Tasche ist ja meist schon gut gefüllt.

Signale des Babys wahrnehmen

Aber die Methode, die ihre ersten Anhänger in den USA fand, hat durchaus ihre Vorteile. Mal abgesehen von den ökologischen Gründen, Müll und Wasserverschmutzung zu vermeiden, und dem durchaus beträchtlichen Kostenfaktor, stehen ein gesundes Hautklima des Babypopos, eine enorme Bewegungsfreiheit ohne Windelpaket und vor allem die erfolgreiche Kommunikation mit dem Baby im Vordergrund.

Bereits frisch geborene Säuglinge zeigen, wenn sie mal müssen. In der Regel aber ignorieren wir diese Zeichen - aus praktischen Gründen, wir brauchen sie nicht. Eingepackt in die Windel ist es ja theoretisch auch egal, wann das Baby sich entleert. Achtet man aber auf diese meist eindeutigen Signale, die von Kind zu Kind und von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe unterschiedlich sind, kann es durchaus gelingen, ohne Windeln auszukommen.

Schlüsselsignale für das Baby

Man beginnt damit bereits in den ersten drei Lebensmonaten, damit das Baby die Fähigkeit, sein Ausscheidungsbedürfnis mitzuteilen, nicht wieder verliert. Dabei begleitet man "das Geschäft" mit entsprechenden Geräuschen und konditioniert sozusagen das Kind darauf, zum Beispiel auf ein "Pssschh" entsprechend zu reagieren und es laufen zu lassen.

Ingrid Bauer schreibt dazu in ihrem Buch mit dem Titel "Es geht auch ohne Windeln!": "In den meisten Kulturen, in denen die natürliche Säuglingspflege üblich ist, verwenden Mütter ein Schlüsselsignal, einen Schlüssellaut oder eine Geste sowie eine bestimmte Abhalteposition, um dem Baby einen Wink zu geben und seine Ausscheidungen anzuregen."

Dauernder Körperkontakt ist von Vorteil

Um mit dem Prinzip "windelfrei" Erfolg zu haben, sollten auf jeden Fall ein paar Voraussetzungen gegeben sein: Erstens ist es wichtig, das Kind von Anfang an nah bei sich zu tragen und nicht nur tagsüber, sondern auch nachts einen engen Körperkontakt zu pflegen, denn nur so kann man überhaupt schnell genug reagieren. Auch zweiteilige Kleidung macht es einfacher. Zudem ist es notwendig, das Kind genau zu beobachten, um seine zeitlichen Abstände und Rhythmen zu durchschauen.

Nicht zu vergessen: Man braucht entweder starke Nerven oder eine sehr tolerante Umwelt. Denn die Methode trifft häufig auf Skeptiker. Das liegt vor allem daran, dass sie oft mit einem frühen Sauberwerden und damit einem Töpfchentraining in Verbindung gebracht wird.

Sauberbleiben entspricht nicht Sauberwerden

Tatsächlich gibt es Anhänger der Methode, bei denen nach wie vor die Hoffnung im Vordergrund steht, das Kleine könne dadurch schneller sauber werden. Das ist definitiv ein Trugschluss. Man weiß heute, dass es sich beim Sauberwerden um einen Reifeprozess handelt, den man nicht beeinflussen kann und bei dem Störungen von außen Folgen wie zum Beispiel Bettnässen haben können.

Aber den wahren Anhängern der "natürlichen Säuglingspflege" geht es auch nicht um das Kontrollieren der Schließmuskel. Ihnen ist völlig klar, dass ein Kind frühestens im zweiten Lebensjahr wirklich sauber werden kann.

Aber ihre Kinder müssen das nicht mühsam erlernen, so die Argumentation. Sie werden nicht zuerst - wider die Natur - an die Windel gewöhnt, um sich dieser später wieder entwöhnen zu müssen. Stattdessen sollen sie sich des Müssens bewusst bleiben. Das Kind wird also nicht, wie früher häufig praktiziert, stundenlang auf dem Töpfchen festgehalten und schon gar nicht dafür bestraft, wenn etwas in die Hose geht.

Kompromisslösungen machen es einfacher

Viele Eltern, die für sich und ihre Kinder die Vorteile des "Windelfrei von Anfang an" erkannt haben, wählen einen Zwischenweg. Sie ziehen dem Kleinen zum Beispiel nachts oder bei Ausflügen eine Windel an, versuchen aber trotzdem, sofort auf seine Signale zu reagieren und das Kleine dann über ein spezielles so genanntes Asia-Töpfchen, ein Waschbecken, eine Toilette oder einen Strauch zu halten, wenn es muss.

So sind sie zum Beispiel auch auf längeren Autofahrten oder in Situationen, in denen es keine Möglichkeit gibt, das Kind schnell genug "abzuhalten", auf der sicheren Seite.

Auch Wickeln hat seine Vorteile

Für die meisten wird die Methode der "natürlichen Säuglingspflege" in unserer Gesellschaft aber wohl nicht in Frage kommen, schon allein aus praktischen Gründen nicht. Außerdem: Selbst wenn die produzierten Windelberge reichlich nerven, dem Wickeln selbst kann man auch einiges abgewinnen. Schließlich handelt es sich hier um meist innige Momente des Schmusens und Spielens, die viele Mütter und Väter auch ausdauernd mit ihrem Baby genießen.

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