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Wenn der Abschied vom Stillen schwer fällt


Loslassen mit Wehmut
Wenn das Abstillen schwer fällt

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

14.01.2016Lesedauer: 3 Min.
Das Stillen bedeutet nicht nur Ernährung, sondern auch enge Bindung zwischen der Mutter und ihrem Kind.Vergrößern des BildesDas Stillen bedeutet nicht nur Ernährung, sondern auch enge Bindung zwischen der Mutter und ihrem Kind. (Quelle: imago-images-bilder)
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Muttermilch ist die beste Nahrung fürs Baby. Sie liefert vor allem im ersten Lebensjahr alles, was ein neuer Erdenbürger zum Wachsen und Gedeihen braucht. Durch das Stillen verstärkt sich auch das Band zwischen Mutter und Kind, so dass das Abstillen für manche Mutter zu einem schmerzlichen Prozess des Loslassens wird.

"In bin so unglaublich traurig darüber, diese Nähe aufgeben zu müssen. In ein richtiges Loch bin ich gefallen nach den acht Monaten. Es ist zum Heulen. Ich werde es sehr vermissen", schreibt eine junge Mutter in einem Elternforum.

Die Bloggerin Verena Keppler berichtet bei "Das Muttersein" über ihre widersprüchlichen Empfindungen als stillende Mama: "Während des Vollzeitstillens habe ich mir oft mehr Unabhängigkeit von meinem Baby gewünscht – dass es auch bei anderen satt wird, wenn ich mal unterwegs bin oder anderes zu tun habe. Jetzt denke ich oft ein klein wenig wehmütig an die vergangenen Monate zurück, erinnere mich, wie wir uns den ganzen Tag aneinandergekuschelt haben und wie meine Tochter anfing, mein Gesicht während des Stillens zu streicheln oder zu grinste, wenn sich unsere Blicke trafen und gar nicht mehr weiter trinken konnte. Eine wirklich tolle Zeit."

Sechs Monate Stillzeit sind "gesellschaftliche Norm"

Dass Müttern das Abstillen schwer fällt, liege häufig an der relativ kurzen Zeitspanne, die Babys die Brust bekommen. Das ist die Einschätzung von Aleyd von Gartzen, der Beauftragten für Stillen und Ernährung im Deutschen Hebammenverband. Gesellschaftliche Normen seien oft ausschlaggebend. "Heute stillen sehr viele Mütter bereits nach dem sechsten Monat ab, weil es offenbar so üblich ist. Auf diese Weise entsteht Druck, der gar nicht sein müsste."

In einem Brief, den die Berlinerin Jana Friedrich im Hebammenblog veröffentlicht hat, erzählt eine Mutter namens Ava anschaulich von ihren Abstill-Ängsten bei ihrem Sohn. "Ich dachte, ich müsste abstillen, indem ich die Wohnung verlasse. Ich sah mich mit tropfender Brust weinend im Treppenhaus stehen, weil ich meinem armen, brüllenden Kind seine Mutter, die Brust und das geliebte Ritual gleichzeitig nehme. Ich hatte Sorge, ihn zu traumatisieren und dass er nächtelang weinen oder schreiend um meine Brust kämpfen würde."

Hebamme rät: möglichst lange stillen

Hebamme von Gartzen rät Müttern, sich beim Stillen nicht an ein Schema zu klammern – etwa abzustillen, wenn das Baby Beikost bekommt. Das Baby sollte besser nach Bedarf weiter gestillt werden. "Es geht dabei auch um Bindung - nicht nur um Ernährung."

Ihre Empfehlung: "Wenn Frauen ihrem Kind etwa ein Jahr die Brust geben – also etwa bis zu dem Zeitpunkt, wo ihr Nachwuchs ohnehin keine Muttermilchersatznahrung mehr braucht – klappt das Abstillen meist ohne Schmerz und Trennungsängste. Das Kind stillt sich dann sozusagen selbst ab."

Dass Langzeitstillen bei vielen verpönt ist, bedauert die Expertin. Sie ermuntert verunsicherte Mütter, ihr Kind bedürfnisorientiert, beziehungsweise länger als sechs Monate zu stillen. Diese Überzeugungsarbeit könne jedoch nur gelingen, wenn die Hebamme im Gespräch herausfinde, warum eine Frau wirklich abstillen will.

Kein Abstillzwang nach der Babypause

Besonders schwierig ist es für Mütter, über das Abstillen zu entscheiden, wenn beispielsweise ein halbes Jahr nach der Entbindung die Rückkehr in den Beruf ansteht. Von Gartzen betont, dass sich Frauen dadurch nicht zusätzlich unter Druck setzen lassen sollten. Sie verweist auf das Mutterschutzgesetz: Mütter haben Anspruch auf Stillpausen, zweimal eine halbe Stunde pro Arbeitstag. So lässt sich das Stillen in den Arbeitsalltag integrieren.

Langes Stillen ist nicht nur Balsam für die Seele von Mutter und Baby, sondern auch äußerst gesund. Denn gerade nach dem sechsten Lebensmonat, wenn der Sprössling anfängt, aktiv die Welt zu erkunden und alles in den Mund zu nehmen, kann Muttermilch das Infektionsrisiko reduzieren.

Abstillen ohne Abschiedsschmerz

Der Abschied von der innigen Still-Zweisamkeit fällt wahrscheinlich keiner Mutter leicht. Einfacher wird es, wenn Frauen ihrem Kind und sich selbst mehr Zeit dafür geben. "Kinder geben oft Signale, wenn sie nicht mehr an die Brust wollen und sie sich zum ersten Mal ein Stück weit lösen. Das passiert aber meist nicht im ersten Lebensjahr", erklärt die Still- und Ernährungsbeauftragte des Hebammenverbandes.

Fast zweieinhalb Jahre hat Ava ihren Sohn gestillt. Im Hebammenblog beschreibt sie seine Entwöhnung als natürlichen Ablösungsprozess: "Vergangenen Sonntag ist eher zufällig das Einschlafstillen ausgefallen, weil er wahnsinnig müde war und eingeschlafen ist, als wir uns kuschelnd im Bett unterhalten haben. Seitdem hat er nicht mehr an meiner Brust getrunken. Ohne Diskussion, ohne Tränen, ohne Tricks."

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