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"Geh nicht zu Fremden": Mit Kindern über Distanz reden


Kinderschutz
"Geh nicht zu Fremden": Mit Kindern über Distanz reden

Von t-online, dpa-tmn
Aktualisiert am 27.11.2013Lesedauer: 5 Min.
Eltern sollten mit ihren Kindern über den Umgang mit Fremden sprechen.Vergrößern des BildesEltern sollten mit ihren Kindern über den Umgang mit Fremden sprechen. (Quelle: dpa-tmn-bilder)
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Ziehen Kinder alleine los, haben Eltern meist keine Kontrolle darüber, wenn Fremde sich ihnen nähern. Umso wichtiger ist es, mit Sohn oder Tochter über den Umgang mit Unbekannten zu sprechen. Dazu gehört auch zu erklären: "Manchmal darfst Du unhöflich sein."

Freundlich sollen Kinder sein im Umgang mit anderen, höflich und offen. Das wünschen sich fast alle Eltern. Gleichzeitig befürchten viele Mütter und Väter, ihr Kind könnte einmal im falschen Moment der falschen Person gegenüber zu vertrauensselig sein. Statistisch gesehen kommen Übergriffe von fremden Personen auf Kinder höchst selten vor - in den meisten Fällen von Missbrauch und Gewalt stammen die Täter aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Experten raten Eltern dennoch, mit ihren Kindern ab einem gewissen Alter über den Umgang mit Fremden zu sprechen.

Spätestens im Grundschulalter

Wann und wie kann man einem Kind vermitteln, dass es Menschen gibt, die ihm möglicherweise nicht wohlgesonnen sind? "Von dem Moment an, an dem Kinder auch mal alleine unterwegs sind, also spätestens im Grundschulalter, sollten Eltern das Gespräch mit den Kindern suchen", sagt die Psychologin und Sicherheitstrainerin Ulrike Herle aus München. In der Regel seien Kinder schon ab einem Alter von etwa vier Jahren in der Lage, solche Dinge - kindgerecht formuliert - zu verstehen. So könnten Eltern ihrem Kind verständlich machen: "Die meisten Erwachsenen sind in Ordnung und achten darauf, dass es Dir gut geht, aber nicht alle." Deshalb sei es besser, erst einmal ein wenig Distanz zu Fremden zu halten.

Im Zweifel Hilfe holen

Ergibt sich ein Gespräch über das Verhalten gegenüber Fremden nicht von sich aus, sollten Eltern ein solches ruhig initiieren, ermuntert Andreas Mayer von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. "Es ist immer hilfreich, gemeinsam ein Buch zum Thema anzugucken oder sich im Zweifelsfall Unterstützung bei einer Beratungseinrichtung zu holen."

Verhalten üben

Wichtig ist laut den Experten, gemeinsam mit den Kindern ein paar klare Regeln abzusprechen. Dabei gehe es nicht allein darum, dass "da draußen" jemand böse sein könnte, sondern vielmehr darum, den Kindern ein Handwerkszeug zu geben, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten können, betont Herle. So sollten Eltern und Kinder zunächst einmal zusammen definieren, wer überhaupt als Fremder - oder umgekehrt als Vertrauter - gilt. "Benennen Sie einen überschaubaren Kreis an Personen, die nicht fremd sind oder bei wem das Kind ins Auto steigen darf", rät Mayer. Ebenso können Eltern und Kinder besprechen, welche Dinge man in der Familie tun kann, aber nicht vor oder mit Fremden.

Ausziehen nur zu Hause

Carmen Kerger-Ladleif, Fachreferentin beim Verein "Dunkelziffer" in Hamburg, nennt als Beispiel die Vorliebe kleiner Kinder, sich auszuziehen. "Hier müssen die Eltern klarmachen: 'Zu Hause, unter uns, ist das in Ordnung, aber wenn Besuch da ist, nicht und draußen auch nicht'." Dabei gehe es einerseits darum, dem Kind zu vermitteln, dass sein Körper etwas Besonderes ist, das nur ihm gehört - andererseits aber auch darum, den Kindern die Grenzen anderer deutlich zu machen. Denn: "Die anderen wollen es ja vielleicht beim Kaffeetrinken gar nicht nackig sehen."

Selbstbewusstsein stärken

Eltern sollten sich auch nicht scheuen, vermeintlich klischeehafte Situationen anzusprechen, etwa "Jemand will Dir Süßigkeiten schenken oder Kätzchen zeigen." Auch hier raten die Experten, Kindern klare Regeln vorzugeben: Nichts annehmen, nicht mitgehen, Haustür nicht aufmachen, ohne vorher Mama oder Papa zu fragen. "Man kann Kinder allerdings nicht vor allem und jedem Konkreten warnen", sagt Kerger-Ladleif. Zumal meist ja nicht Fremde, sondern den Kindern in irgendeiner Weise bekannte Personen das Problem seien. "Es ist generell wichtig, bei Kindern das Vertrauen in die eigenen Gefühle zu stärken, sie zu ermuntern, darauf zu hören", erklärt die Diplom-Pädagogin.

Grenzen respektieren

Dies setzt voraus, dass dem Kind eigene Grenzen zugestanden werden. Und die verlaufen oft dort, wo Eltern sie am wenigsten vermuten. "Muss ein Kind immer wieder einen Pullover anziehen, der es kratzt, und übergehen die Eltern das Sich-Wehren dagegen, so signalisieren sie dem Kind: 'Deine Gefühle interessieren mich nicht'." Doch auf die eigenen Gefühle vertrauen zu können, stärkt das Selbstbewusstsein. Und Selbstbewusstsein ist laut Mayer ein guter Schutz - gegenüber Fremden wie auch vertrauten Menschen.

Regeln festlegen

Die Psychologin Ulrike Herle empfiehlt Eltern, mit Kindern bestimmte Abmachungen zu treffen. Beispiele sind: "Wenn Dir etwas passiert ist, was Du nicht okay findest, dann erzähle mir davon. Egal was es ist, ich werde nicht mit Dir schimpfen", "Wenn Dir jemand etwas Böses tut, dann darfst Du Dich mit Worten, Schreien und auch Tritten wehren", "Du darfst unhöflich sein" oder "Heute holt Dich xy ab und niemand anderes."

Diese Regeln schützen Kinder

Die Organisation "Sicher-Stark", die Kindern in Trainingskursen beibringt, wie sie sich in Gefahrensituationen behaupten können, empfiehlt diese Sicherheitsregeln für Kinder und Eltern:

  • Selbstbewusstes Auftreten! Kinder, die erhobenen Hauptes und mit straffen Schultern auf der Straße gehen, wirken stärker und fallen nicht so leicht Tätern in die Hände, die sich in den meisten Fällen eher schwache, schüchterne Opfer aussuchen.
  • Schlüssel statt Spray! Ein Verteidigungsspray kann in Notfall versagen, weil sich Dreck festgesetzt hat oder es ist ganz unten im Schulranzen vergraben. Besser ist es, wenn das dem Angreifer einen Schlüsselbund ins Gesicht schleudert.
  • Weg von der Autotür! Ein Auto hält und der Fahrer fragt nach dem Weg - eine möglicherweise gefährliche Situation. Kinder sollten auf keinen Fall direkt an die Seitentür herantreten. Wer in der Nähe des Seitenspiegels bleibt und die Autotür als Schutz zwischen sich und dem Autofahrer nutzt, kann nicht ins Innere gezogen werden und schneller weglaufen.
  • "Feuer" statt "Hilfe" rufen! Wer belästigt wird, sollte nicht um Hilfe rufen, denn viele Passanten ignorieren solche Rufe, weil sie nicht in einen Streit hineingezogen werden wollen. Besser ist es, "Feuer" zu schreien. Das erhöht die Aufmerksamkeit und der Täter flüchtet.
  • Fliehen, aber mit Ziel! Wenn Kinder bemerken, dass sie auf dem Heimweg verfolgt werden, sollten sie rennen - aber nicht planlos. Am besten flüchten sie an einen öffentlichen, gut besuchten Ort mit vielen Menschen, zum Beispiel n ein Restaurant oder eine Kneipe.
  • "Notruf wählen!" Besitzt das Kind ein Handy, sollte es auf einsamen Wegen angeschaltet sein. Lässt sich ein Verfolger nicht abschütteln und ist keine "Rettungsinsel" in Sicht, sollte das Kind immer den Polizei-Notruf 110 wählen, der auch dann noch funktioniert, wenn das Handybudget ausgeschöpft ist.
  • "Zuschlagen!" Lässt ein Angreifer trotzdem nicht ab, sollte sich das Kind mit aller Kraft wehren: beißen, kratzen oder in die Genitalien treten - alles ist erlaubt, wenn wirklich Gefahr besteht.
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