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Geschenke: Wenn Oma nur Mist schenkt


Wenn Oma und Opa nur Mist schenken

dpa, t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 25.11.2016Lesedauer: 5 Min.
Oma hat es mit ihrem Geschenk nur gut gemeint.Vergrößern des BildesOma hat es mit ihrem Geschenk nur gut gemeint. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Es war bestimmt gut gemeint, aber viele Eltern ärgern sich über die Geschenke, die ihre Kinder von den Großeltern erhalten. Vieles wandert unbenutzt in den Schrank. Das muss nicht sein. Wir geben Tipps, wie Sie lange Gesichter an Geburtstagen, Ostern und Weihnachten oder bei Kommunion und Konfirmation vermeiden können.

Für eine GfK-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Baby und Familie" sind 407 Eltern mit Kindern unter 16 Jahren zu Geschenken befragt worden. Fast jeder dritte Befragte findet, die Großeltern und Paten schenken dem Kind zu viel und außerdem Sachen, die den Eltern nicht gefallen. Jeder Fünfte räumt ein, dass es wegen der Auswahl der Weihnachtsgeschenke mit den Großeltern schon einmal zu Streit kam.

Omas Geschmack trifft es nicht immer

Wer von uns kennt ihn nicht, diesen Moment, in dem man etwas geschenkt bekommt, das einem so gar nicht zusagt - dieses Schwanken zwischen guter Erziehung und einer möglichen Kränkung.

Theoretisch, zumindest wenn man gerade nicht in der Situation steckt, tendiert man zur Ehrlichkeit. Schon allein, damit der andere in Zukunft kein unnützes Geld mehr ausgibt und man selbst sich das nächste Mal auch wirklich über das Präsent freuen kann. Doch bei dem Schenkenden handelt es sich in der Regel um jemanden, der einem nahe steht und den man keinesfalls verletzten möchte, meist schon um des lieben Familienfriedens willen. Das Paradebeispiel ist die Oma, die oft so einen ganz anderen Geschmack hat als der (jüngere) Rest der Familie.

Mangelnde Kommunikation mit den Eltern

Das ist eine Zwickmühle. Vor allem, wenn es sich um Geschenke handelt, die man nicht schnell mal irgendwo verschwinden lassen kann. "Ich hab gedacht, ich spinne, als meine Eltern unserem Kleinen ein vollautomatisches Spielzeug-Markenauto zum zweiten Geburtstag geschenkt haben. Das Teil ist mir regelrecht peinlich. Es ist riesig, verstopft unser ganzes Wohnzimmer und toppt tatsächlich noch den Schulranzen, den sie unserer Großen für den ersten Schultag besorgt hatten", erzählt Bettina. "Ich kann einfach nicht verstehen, wieso sich meine Eltern da nicht mit mir vorher austauschen."

Großeltern meinen es gut

So wie Bettina geht es vielen Müttern. Doch das ist den Schenkenden oft gar nicht bewusst. Sie meinen es gut und freuen sich über ihre Idee. Und die meisten Eltern machen gute Miene zum bösen Spiel, schließlich will man sich ja nicht in die Nesseln setzen. Das allerdings bedeutet, dass sie besonders gute Schauspieler sein müssen, denn sonst endet es schnell damit, dass die Großeltern beleidigt sind.

Die Frage ist also: Ist es besser, jemandem mal kurz aber direkt auf die Füße zu treten oder sollte man sich lieber insgeheim jahrelang über Geschenke ärgern, die viel Mühe und Geld gekostet haben - und die dann ihr trauriges Dasein bestenfalls in der hintersten Ecke des Schrankes fristen müssen?

Diplomatisch vorgehen

Eltern tun gut daran, im Vorfeld direkt auf die Großeltern zuzugehen und sie zu fragen, ob man bei der Geschenkauswahl behilflich sein dürfe. Denn Mutter und Vater sind mitten in der Materie drin, wissen genau, auf welchem Entwicklungsstand ihr Kind ist und welches Geschenk sich dafür eignet.

Besonders geschickt sind im Fall von Großeltern und Enkelkindern die Geschenke, von denen beide Seiten etwas haben. Ein schöner Tagesausflug zum Beispiel oder auch ein Gutschein für einen Stadtbummel, bei dem man zusammen mit dem Kind etwas heraussuchen kann.

Das hat mehrere Vorteile: Kind und Großeltern verbringen gemeinsame Zeit, bei der sie mehr über den Geschmack des anderen erfahren. Zudem kann man sich sein Geschenk selbst aussuchen, so dass es garantiert gefällt. Ein weiterer Vorschlag wäre, sich mit den anderen Großeltern und den Eltern zusammenzutun und einen größeren Wunsch zu erfüllen. Und auch, wenn es trivial klingt: Vor allem Jugendliche freuen sich über eine kleine Aufbesserung ihres Taschengelds häufig deutlich mehr als über alles andere.

Ein anderer freut sich vielleicht darüber

Viele Menschen nehmen ungeliebte Geschenke mit einem freundlichen Dankeschön an. Und nutzen danach Möglichkeiten wie Internettauschbörsen, Second Hand-Läden, Spendenaktionen oder weihnachtliche Tauschmärkte wie den "Nürnberger Markt der langen G’sichter", auf dem man im Rahmen einer amüsanten Auktion so ziemlich alles wieder loswird. Bei Kleidungsstücken oder kleinerem Spielzeug durchaus eine Alternative, um der Konfrontation auszuweichen.

Manchmal darf man ruhig ein Auge zudrücken

Es gibt aber auch Geschenk-Momente, in denen man ruhig mal etwas großzügiger sein darf. Vor allem dann, wenn die Oma dem Kind einen kleinen Herzenswunsch erfüllt, den man selbst nicht bezahlt hätte. Denn auch, wenn zum Beispiel das Rüschenkleid möglicherweise weder dem eigenen Geschmack entspricht, noch über ein Öko-Textil-Zeichen verfügt, die kleine Tochter macht es doch glücklich und stolz. Genau wie die Riesen-Wasserpistole mit Sound beim Sohn vielleicht deutlich besser ankommt als bei einem selbst. In solchen Fällen kann man ruhig mal das Motto "Man muss auch gönnen können" anwenden. Meist ist das Interesse an dem jeweiligen Gegenstand sowieso schnell wieder verschwunden.

Allerdings gibt es Geschenke, die man keinesfalls stillschweigend hinnehmen sollte: Lebendige Tiere zum Beispiel, für die man die Verantwortung nicht übernehmen kann oder will. Und es gibt Situationen, in denen Eltern eingreifen sollten, und zwar am besten im Vorfeld. Es geht nicht, dass die Großeltern einem Kind oder Jugendlichen einen eigenen Fernseher oder Computer fürs Zimmer schenken, ohne das vorher mit den Eltern abgesprochen zu haben. Auch, wenn es zu Unstimmigkeiten führt, hier sollte man hart bleiben.

Ehrlich währt am längsten

"Jahrelang habe ich selbst die Geschenke meiner Schwiegermutter als gegeben hingenommen. Ich habe zähneknirschend gelächelt und so getan, als würde ich mich sehr freuen. Das Problem war, sie wurden immer schlimmer, trafen immer weniger meinen Geschmack und die Schmierenkomödie ging mir allmählich auf die Nerven", erzählt Lianna.

"Erst meine Tochter hat mir gezeigt, wie man mit so einer Situation umgeht." Ella war gerade mal fünf, als sie statt der gewünschten Puppe einen Teddy bekam. Die Kleine ging zu ihrer Oma, schmiegte sich an sie, sagte ihr, wie lieb sie sie habe und dass sie den Teddy schon schön fände, aber doch eigentlich endlich mit ihrer besten Freundin Puppenmutti spielen wollte.

"Ich habe gedacht, mich trifft der Schlag. Aber meine Schwiegermutter fand erstaunlich schnell ihre Fassung wieder. Sie versprach Ella gleich am nächsten Tag den Teddy gegen eine Puppe umzutauschen, und zwar mit ihr gemeinsam. Damit es auch die Richtige ist. Von da an hat das irgendwie immer geklappt zwischen den beiden."

Kinder finden oft leichter den richtigen Ton

Ella ist ganz instinktiv mit viel Fingerspitzengefühl vorgegangen. Sie hat sich bemüht, die Oma nicht zu kränken und sie hat die richtigen Worte getroffen. Kinder sind da oft unbedarfter als wir Erwachsenen. Wir überlegen häufig zu viel, wollen nicht taktlos sein oder unbescheiden wirken. Über die Frage, ob man ein Geschenk ablehnen darf, wenn es einem nicht gefällt, scheiden sich sowieso die Geister.

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Wenn man sich einfach nicht traut, die Wahrheit zu sagen, dann kann man sich ja immer noch damit trösten, dass zumindest die Oma ihre Freude an dem Geschenk hatte. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat nämlich herausgefunden, dass 87 Prozent der Deutschen mehr Spaß am Schenken als am Beschenktwerden haben. Bei all den kursierenden Wollsocken, dem Spielzeug, mit dem keiner spielt und den Unmengen von ungeliebter Unterwäsche ist das ja eigentlich auch kein Wunder!

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