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Brettspiele: acht Kriterien für ein gutes Familienspiel


Erziehung
Ein gutes Familienspiel muss ein Alleskönner sein

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

02.03.2012Lesedauer: 5 Min.
Brettspiele sind bei vielen Familien beliebt.Vergrößern des BildesBrettspiele sind bei vielen Familien beliebt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Brettspiele für die ganze Familie liegen im Trend: 2011 wurden etwa auf der Messe "Spiel" in Essen 800 Neuerscheinungen vorgestellt - davon rund 350 Erfindungen von deutschen Entwicklern. Das ist Weltrekord. Doch wie kann man bei einem solch großen Angebot die Übersicht behalten? Was zeichnet ein gutes Spiel aus und was fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen? Wir nennen die acht wichtigsten Kriterien für ein gutes Familienspiel.

Ritterkämpfe im Wohnzimmer ausfechten

Monster jagen, Inseln erobern oder Ritterkämpfe ausfechten, all das kann man ganz gemütlich gemeinsam mit der Familie im Wohnzimmer erledigen - im Miniaturformat auf einem Brettspiel. Spiele gibt es seit Menschengedenken. Schon die alten Ägypter kannten "Mühle" und in Indien schob man bereits vor über 1600 Jahren Schachfiguren übers Brett. Gesellschaftspiele für die ganze Familie hielten aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts Einzug in amerikanische Wohnzimmer. Die Klassiker "Halma", "Scrabble" und "Monopoly" setzten damals zu ihrem Siegeszug an und "Mensch ärgere dich nicht“ bringt seit hundert Jahren Groß und Klein auf die Palme.

Familien spielen eine Stunde pro Woche Brettspiele

Mindestens eine Stunde pro Woche beschäftigen sich Familien in Deutschland mit Gesellschaftspielen. Das ergab eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag der Lego GmbH. Mehr als ein Drittel der 1100 befragten Familien gab sogar an, mindestens drei Stunden pro Woche Gesellschaftspiele zu spielen. Das ist gegenüber 2009 eine Steigerung von zehn Prozent. Bei der Auswahl der Spiele geben die Kinder den Ton an.

Brettspiele haben eine wichtige soziale Funktion

Warum Familienspiele so populär sind, begründeten fast achtzig Prozent der Eltern damit, dass bei dieser Gelegenheit die ganze Familie an einem Tisch zusammenkommt und gemeinsam Spaß hat. Außerdem seien Spiele eine gute Alternative zu Fernsehen und Computer. In der Studie wurde auch deutlich, dass Dreiviertel der Befragten das Spielen auch deshalb als Freizeitbeschäftigung schätzen, weil Regeln für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet sind und beide gleichberechtigt ins Spielgeschehen eingreifen können.

Spiele-Erfinder: Blickkontakt steigert die Spannung

Einer, der von dem Spiele-Boom profitiert, ist Spiele-Erfinder Wolfgang Kramer. Der gelernte Informatiker und Betriebswirt bezeichnet sich selbst als erster hauptberuflicher Spiele-Autor Deutschlands und gehört seit Jahren zu den bekanntesten und erfolgreichsten seiner Zunft. Seit 1973 hat er hundert Spiele veröffentlicht, die sich in einer Auflage von über zehn Millionen Exemplaren verkauft haben, darunter preisgekrönte Spiele wie "Torres", "Tikal", "El Grande" oder "Verflixxt". Obwohl PC-Spiele die Brettspiele zahlenmäßig mittlerweile weit hinter sich gelassen haben, gebe es immer mehr Freunde des "analogen" Spiels. Gegenüber dem "Handelsblatt" sagte Kramer: "Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich bei einem guten Zug auf dem Spielbrett meinen Mitspielern in die Augen sehen kann und sehe, wie sie reagieren, oder ob ich alleine vor dem Computer sitze."

"Gute Spiele müssen etwas Mystisches haben"

Von der Spielidee bis zum Verkauf vergehen manchmal drei Jahre, so Kramers Erfahrung. Brettspiele seien komplexe Gebilde, die langer Testphasen bedürften und in ihren Komponenten ausgereift sein müssten, um bei Spiele-Fans beliebt zu werden. Der Spiele-Entwickler vergleicht seine Kreationen mit einem vorzüglichen Kochrezept, bei dem alle Zutaten stimmen sollten. Seine Kurzformel lautet: Gute Spiele müssen immer etwas Mystisches haben. Sie müssen fesseln, dürfen nicht zu lang und nie langweilig sein. Man sollte immer nach der ersten Runde sofort Lust auf eine zweite haben.

Der Branchen-Oskar heißt "Spiel des Jahres"

Ob die Zutaten für das Spiel-Rezept auch tatsächlich stimmig sind, wird alljährlich durch eine Fachjury geprüft, die die begehrten Auszeichnungen "Spiel des Jahres" und "Kinderspiel des Jahres" vergeben. Dieses Prädikat ist nicht nur eine seriöse Beurteilung sondern verhilft den Spielen auch zu höheren Verkaufszahlen. Untersuchungen belegen, dass Spiele, die mit dem Branchen-Oskar ausgezeichnet wurden, in den meisten Fällen mindestens 300.000 mal über den Ladentisch gingen.

Spiele testen macht Spaß und viel Arbeit

Ein Mitglied der 14-köpfigen Jury ist der Ingolstädter Journalist Bernhard Löhlein. Er sitzt seit 2003 in dem Gremium und ist gemeinsam mit zwei Kollegen und einem wechselndem Beirat verantwortlich für die Kinderspiele. Gegenüber t-online.de erzählt er: "Wenn die drei nominierten Spiele getestet werden, spielen wir, was das Zeug hält. Damit ist ein großer zeitlicher Aufwand verbunden. Dabei muss ein Spiel von jedem von uns mindestens ein Dutzend Mal gespielt werden. Dazu gehe ich mehrmals in Kindergärten und Schulen und auch zuhause prüfe ich zusammen mit meiner Familie die Spiele auf Herz und Nieren." Am Schluss wird - oft nach langen Diskussionen - im Jury-Team über den Sieger abgestimmt.

Wie Spiele bewertet werden

Wenn Spiele bewertet werden, reicht kein pauschales "Gefällt“ oder "Gefällt nicht". Für die Fachjury müssen zunächst die objektiven Kriterien stimmen: "Dazu gehört erst einmal eine originelle Spielidee, die wirklich neu ist und keine Variante einer alten sein darf. Außerdem sollte das Ganze vollständig spielbar sein. Das heißt es muss konsequent durchdacht und schlüssig sein - ohne Lücken und Fehler in den Regeln", erläutert Löhlein. Dabei werde auch das Material genau unter die Lupe genommen, so der Juror weiter. Denn ein Spiel sei nur dann gut, wenn auch die "Verpackung" zur Idee passe, die Optik und das Design ansprechend seien und alles gut handhabbar sei.

Die Begeisterung darf nie nachlassen

Noch wichtiger sind die subjektiven Kriterien: "Spieler müssen in ein Spiel hineingezogen werden. Man sollte immer das Gefühl haben, mitten im Geschehen sein", schildert Löhlein. Für den Juror bedeutet dies, dass die Faszination und die Begeisterung nicht nachlassen darf und Langeweile oder das Gefühl, unbeteiligt zu sein, gar nicht erst aufkommt, auch wenn man gerade nicht am Zug ist. Das beste Zeichen sei, wenn alle Sinne angesprochen würden, fasst Spielespezialist Löhlein zusammen. "Kopf, Herz, Bauch und Hand sind bei einem guten Spiel gefordert. Das heißt, man muss nachdenken, sich konzentrieren, durchlebt das Auf und Ab der Gefühle. Oft ist auch die haptische Geschicklichkeit gefragt."

Spielen verbindet die Generationen

Der Reiz eines Spieles liegt aber ebenso in seiner sozialen Komponente. "Wichtig ist", erklärt Juror Löhlein, "dass man etwas gemeinsam macht. Spielen ist unglaublich kommunikativ und bringt ganz oft Generationen zusammen. Man taucht zwar in eine Welt ein, in der man gewinnen oder verlieren kann. Aber beim Verlieren gibt es den angenehmen Trost, dass man immer sagen kann: Es ist ja nur ein Spiel und nicht die Realität."

Gruseliges und Piraten sind bei Kinderspielen beliebt

Trends sind auf dem unüberschaubaren Spielemarkt nur schwer auszumachen. Die Palette ist riesig und reicht von klassischen Brettspielen wie Backgammon, Mühle oder Schach, über Dauerbrenner wie "Siedler von Catan" bis hin zu Spielen, die an Hollywoodfilme beziehungsweise Disney-Geschichten angelehnt sind. Löhlein erkennt gewisse Tendenzen: "Gefragt sind zurzeit vor allem Würfelspiele oder kleinere Varianten von großen bekannten Spielen für unterwegs zum Mitnehmen." Speziell bei Kinderspielen sei alles populär, was auch im kindlichen Alltag vorkomme, wie Natur, Technik oder Bauernhof. Hoch im Kurs stehe auch alles, was mit Piraten zu tun hat, oder Unheimliches und Gruseliges wie etwa eine Gespensterjagd im Schloss.

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