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Märchen: "Es war einmal..." - 200 Jahre Märchen der Brüder Grimm


Erziehung
Wenn guten Mädchen Schlimmes widerfährt - 200 Jahre Grimms Märchen

dpa, Timo Lindemann

20.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Rotkäppchen und der Wolf.Vergrößern des BildesRotkäppchen und der Wolf. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Es war einmal..." - wohl jedes Kind freut sich auf die Geschichte, die dann folgt. Ob Rotkäppchen, Schneewittchen, Aschenputtel oder Hänsel und Gretel - die Märchen der Brüder Grimm sind um die Welt gegangen. Nun sind sie 200 Jahre alt geworden, denn am 20. Dezember 1812 erschien die Erstausgabe der "Kinder- und Hausmärchen". Die Geschichten wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt und gehören zu den am weitesten verbreiteten Büchern der Welt. Kennen Sie sich mit Märchen aus? Machen Sie unser Märchen-Quiz!

Seit 2005 gehört die Erstausgabe, die im Brüder-Grimm-Museum in Kassel liegt, zum Weltdokumentenerbe. Doch wie kam es dazu? "Märchen sind nichts anderes als alte Geschichten der Menschheit. Jacob und Wilhelm Grimm haben versucht, alles zu sammeln, was auf das germanische Altertum verweist, und so reichen diese Erzählungen mitunter bis zu den Anfängen unserer Zeitrechnung", sagt der Grimm-Professor der Universität Kassel, Holger Ehrhardt. "Beispielsweise finden sich in den Märchen der Brüder Grimm auch Motive altindischer Fabeln aus dem ersten Jahrhundert."

Märchen waren lehrreiche Erklärstücke

Die meisten Geschichten haben einen tieferen Sinn. "Menschen haben ihren Kindern wohl schon immer Märchen oder Mythen aus pädagogischen Gründen erzählt", berichtet der Grimm-Forscher. Für Kinder seien es lehrreiche Geschichten gewesen. "Und oft war es auch eine Erklärung für Erwachsene, zum Beispiel für Naturphänomene wie Donner. Den musste ja jemand gemacht haben."

Brüder Grimm ließen sich Märchen von Bekannten erzählen

1806 fingen Jacob (1785 bis 1863) und Wilhelm (1786 bis 1859) Grimm an, Märchen zu sammeln. Allerdings zog das Brüderpaar dafür keineswegs durchs Land. Die Grimms ließen sich von Menschen aus ihrem Bekanntenkreis Märchen erzählen und schrieben diese auf. Zunächst waren es die Familien Wild und Hassenpflug aus Kassel, für den zweiten Band kamen Erzählungen der Schneidersgattin Dorothea Viehmann hinzu.

Der Erfolg ließ auf sich warten

Über sie hat Grimmforscher Ehrhardt gerade ein Buch veröffentlicht. "Die Grimms haben diese Erzählungen dann verändert, und daraus sind die Grimm'schen Märchen entstanden, die in aller Welt berühmt geworden sind", sagt Ehrhardt. Ob Schneewittchen, Dornröschen oder Aschenputtel - oft ging es um ein gutes Mädchen, dem zunächst etwas Schlimmes widerfährt, ehe sich alles zum Guten wendet.
Warum Märchen Groß und Klein nach so langer Zeit immer noch faszinieren, erklärt Märchenforscher Hans-Jörg Uther im Interview.

Anfangs jedoch blieb der Erfolg des Buches aus. Detailreiche Grausamkeiten und wissenschaftliche Anmerkungen der Brüder waren nicht gerade förderlich. Während Jacob seinen Schwerpunkt auf die Sprach-, Politik- und Religionswissenschaften verlagerte, arbeitete Wilhelm die Märchen um und verpasste ihnen den bekannt romantischen Stil. "Das war seine bedeutendste Leistung", sagt der Leiter des Grimm-Museums in Kassel, Bernhard Lauer.

Wilhelm Grimm schrieb die Geschichten um

"Böse Mütter wurden zu bösen Stiefmüttern, nackte Prinzen prächtig gekleidet und Rapunzels Schwangerschaft blieb für die böse Zauberin wie für den geneigten Leser unentdeckt", heißt es auf der Internetseite zum Grimmjubiläum, www.grimm2013.de.

Kinder mochten die Bilder in den Büchern

Das sieht etwa der Schauspieler Ilja Richter (60), gefragt nach den Grimm-Märchen, durchaus kritisch. Alles, was eine gewisse Zweideutigkeit habe, hätten die Grimms rausgenommen. "Ich sag nur Stichwort Rotkäppchen und der böse Wolf." Das sei eine sehr erotische Geschichte. Oder der Wolf und die sieben Geißlein. "Eigentlich geht es unausgesetzt ums Vernaschen", betont er. Ehrhardt erzählt, der Erfolg der Märchen bei Kindern sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Brüder den Geschichten später Bilder hinzufügten.

Die Grimms waren nicht nur Märchenonkel

Über das gesamte Jahr 2013 wird das Grimm-Jubiläum gefeiert, denn zu den Kinder- und Hausmärchen jähren sich die Todestage von Jacob (20. September) und dem "Malerbruder" Ludwig Emil Grimm (4. April) zum 150. Mal.

Doch nicht nur Märchen gehören zu den Hinterlassenschaften der Grimms. Dass sie auch bedeutende Sprachforscher waren, sei vielen nicht bekannt, sagt Ehrhardt. "Im Vergleich zu Goethe und Schiller haben die Grimms wenig Aufmerksamkeit", betont er. Dabei gebühre ihnen auch als Wissenschaftler große Anerkennung. Sie begründeten die Germanistik mit und schrieben das Deutsche Wörterbuch - auch wenn sie nur bis zum Wort "Frucht" kamen. Verbunden bleiben aber wird der Name Grimm vor allem mit den Märchen. Knapp die Hälfte der Geschichten beginnt übrigens mit "Es war einmal..." - "und wenn sie nicht gestorben sind", werden sie auch noch lange durch die Kinderzimmer tönen und Kinderaugen zum Leuchten bringen.

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