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Kind und Karriere - 3 Frauen, 3 Arbeitszeitmodelle:


Heimchen am Herd oder Managerin eines Familienunternehmens?

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 08.09.2014Lesedauer: 4 Min.
Wie lassen sich Beruf und Familie vereinen? Die ideale Lösung gibt es nicht.Vergrößern des BildesWie lassen sich Beruf und Familie vereinen? Die ideale Lösung gibt es nicht. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Hausfrau und Mutter - dieses Berufsbild ist in Deutschland lange nicht so außergewöhnlich wie in Frankreich oder den nordischen Ländern. Immerhin sind 49 Prozent der Deutschen nach einer Umfrage der Statista GmbH aus Hamburg der Meinung, Mütter sollten bei ihren Kindern zuhause bleiben und diese rund um die Uhr betreuen. Doch Frauen, die sich entscheiden, ganz für ihre Kinder da zu sein, bekommen von außen trotzdem relativ wenig Anerkennung. 79 Prozent beklagen sich darüber, dass ihre Arbeit nicht genug gewürdigt wird.

Die offizielle Meinung ist ganz klar: Jeder sollte sich doch für das Lebensbild entscheiden, das für ihn, seinen Partner und die Familie am besten passt. Trotzdem haben "Nur-Mütter" immer wieder mit Angriffen zu kämpfen, vor allem aus den eigenen Reihen. Auch Sandra, Mutter zweier kleiner Töchter, kennt das. Allerdings in subtilerer Form: "Es sind diese Blicke, wenn andere erfahren, dass man sich bewusst dafür entschieden hat, zuhause bei den Kindern zu bleiben. Als würde ich den ganzen Tag nichts anderes machen als im Netz zu surfen und Pralinen essend auf dem Sofa zu liegen!" Dabei arbeiten "Nur-Mütter", das hat das Statistische Bundesamt ausgerechnet, täglich allein sieben Stunden im Haushalt.

Hausfrau und Mutter ist ein gerichtlich bestätigter Beruf

Schon 1970 hat das Bundessozialgericht die Tätigkeit der Hausfrau und Mutter den hauswirtschaftlichen Berufen zugeordnet. Dennoch ist er im Berufenet der Bundesagentur für Arbeit bis heute nicht zu finden. "Was wohl die meisten arbeitenden Mütter auf die Palme bringt, ist die Tatsache, dass sie die gleichen Aufgaben erledigen müssen wie ich und dabei einen Riesenspagat zu bewältigen haben", zeigt sich Sandra verständnisvoll. "Ich glaube, dass viele Mütter, egal wie sie sich entschieden haben, die Modelle, die sie leben, dauernd kritisch hinterfragen." Sie selbst nimmt sich dabei nicht aus: "Je älter unsere Kleinste wird, desto weniger kann ich mit absoluter Souveränität hinter meiner Entscheidung stehen."

Jede Mutter hinterfragt ihr Modell immer wieder

Dass es ein gewisser Luxus ist, zuhause bleiben zu können, ist ihr bewusst. Den größten Vorteil sieht sie in ihrer zeitlichen Unabhängigkeit. Gerade dann, wenn etwas schief läuft. Wenn die Kleine morgens trotzt oder eines der Mädchen krank wird, gibt es selten unaufschiebbare Termine, die ihr im Nacken sitzen. "Von diesem entspannten Umgehen mit der Zeit profitieren wir hier alle." Doch obwohl die studierte Psychologin mehr Zeit zur Verfügung hat, als arbeitende Mütter fällt es ihr schwer, sich auch mal eine Pause zu gönnen. "Das ist etwas, was ich mir selbst ganz schlecht zugestehen kann. Wenn ich mich mal entscheide, einen Vormittag den Haushalt links liegen zu lassen, dann ist der Erholungsfaktor sofort durch schlechtes Gewissen ausgelöscht."

Fehlende Anerkennung von außen

Sieht man sich im Netz um, findet man diese Reaktion bei vielen Müttern, die sich entschieden haben, zuhause zu bleiben. "Ich habe ja schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mittags die Post durchsehe und mal Zeitung lese", postet zum Beispiel die 27-jährige Laretta. Die Mutter eines Eineinhalbjährigen versteht nicht, warum ihre Umwelt so aggressiv darauf reagiert, dass sie sich für das Modell "Hausfrau und Mutter" entschieden hat. Sie findet, es mangele an Respekt vor ihrer Leistung. "Ich erledige gerne den Haushalt. Abends, wenn dann mein Mann von der Arbeit kommt, ist alles geputzt, gewaschen, gebügelt, Einkauf erledigt, gekocht und was sonst noch alles anfällt. Und natürlich verbringe ich auch Zeit mit dem Kleinen. Und wenn der Spatz abends schlafen geht, haben mein Mann und ich richtig Zeit für uns, alles ist erledigt."

Die Priorität liegt bei den Kindern

Dass ihre Männer genug verdienen, damit sie es sich leisten können, ganz für die Kinder da zu sein, wissen beide Frauen zu schätzen. "Aber natürlich spüren wir das schon in der Familienkasse, dass ich nicht arbeiten gehe. Und so manches Mal packt mich auch hier das schlechte Gewissen, dass Andi das Finanzielle für uns vier alleine stemmen muss", meint Sandra. Die 40-Jährige ist froh, dass ihr Mann voll hinter der gemeinsamen Entscheidung steht: "Er gibt mir nie das Gefühl, dass ich von ihm abhängig bin." Der Logopäde erwartet auch nicht, dass sie ihm abends die Pantoffeln wärmt oder dass die Fenster immer blitzen. "Er weiß, was es bedeutet, für zwei kleine Kinder rund um die Uhr da zu sein."

Bei den meisten ist es kein Modell für die Ewigkeit

Im Gegensatz zu Laretta, die eine von ihr betreute Großfamilie plant, möchte Sandra später gerne wieder arbeiten gehen. „Ich bin schon jetzt immer mal mit einem Auge in den Stellenanzeigen." Der Input und die Anerkennung von außen, das sind Faktoren, die ihr fehlen. Und damit ist sie in guter Gesellschaft. Denn ein Großteil der Mütter, die sich entscheiden, ihre Kinder in den ersten Lebensjahren komplett zu begleiten, kommt irgendwann an diesen Punkt. Dabei spielen neben dem Selbstwertgefühl und der beruflichen Herausforderung auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Unter anderem die Absicherung im Alter.

Doch nach Jahren zuhause fällt es vielen nicht leicht, Arbeit zu finden und nicht selten dauert es eine Zeit, bis die Frauen wieder Fuß fassen können. Denn die Hausfrau und Mutter hat heutzutage ein gewisses Imageproblem. Auf Klassentreffen genauso wie beim Wiedereinstieg in den Beruf.

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