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Muttertag 2013: Ein Tag Auszeit vom "Wahnsinnsdruck"


Muttertag - ein Tag Auszeit vom "Wahnsinnsdruck"?

dpa-tmn, dpa, Yuriko Wahl-Immel

Aktualisiert am 10.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Muttertag: ein bisschen Kitsch, ein bisschen Rührung und viel Kommerz - trotzdem lieben Mütter diesen Brauch.Vergrößern des BildesMuttertag: ein bisschen Kitsch, ein bisschen Rührung und viel Kommerz - trotzdem lieben Mütter diesen Brauch. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Seit 90 Jahren ist der zweite Sonntag im Mai den Müttern gewidmet - aber ist Muttertag im Jahr 2013 noch zeitgemäß? Manche finden ihn verstaubt und altmodisch und würden ihn am liebsten abschaffen. Fest steht: Der Brauch lenkt einen Blick auf den Mutterjob. Und der kann auch stressen und krank machen, denn die Anforderungen am Mütter wachsen. "Es gibt einen Wahnsinnsdruck", findet Anne Schilling vom Müttergenesungswerk. Muttertag feiern - was dafür und was dagegen spricht.

"Mütter müssen gut aussehen, für den Partner attraktiv bleiben, interessiert sein und möglichst erfolgreich im Job. Und sie sollen die Kinder breit fördern, schulisch, musisch und sportlich. Das alles unter Zeitdruck," fasst Schilling die Anforderungen an moderne Mütter zusammen. Sie weiß: "Viele haben in einem hohen Perfektionsanspruch an sich selbst." Die Folgen bei Zehntausenden sind schwere Erschöpfung, Burn-Out, Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Allergien. "2012 sind 135.000 Mütter in unsere Beratungen gekommen, 44.000 von ihnen sind mit 64.000 Kindern zur Kur in eine unserer Kliniken gekommen," sagte die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks.

Was Mütter am meisten belastet

Die Liste der Belastungen ist lang: Mangelnde Anerkennung, ständige Zeitnot, Hauptverantwortung für die Familie, Partnerschaftsprobleme, finanzielle Sorgen, Pflege eines Angehörigen, soziale Isolation. Mütter aller Schichten seien betroffen, betont Schilling. Jede fünfte Mutter bundesweit ist alleinerziehend. Etwa 60 Prozent arbeiten, eine wachsende Zahl pflegt einen Angehörigen. Mütter brauchen mehr Unterstützung, fordert das Genesungswerk. Der Muttertag habe zwar ein altmodisches Image, bleibe aber sinnvoll.

Mehrheit der Mütter will Muttertag feiern

Nach 90 Jahren spielt der Muttertag noch bei vielen eine Rolle. Von 1001 Müttern, die Forsa kürzlich im Auftrag der Zeitschrift "Eltern" befragt hatte, gaben 57 Prozent an, ihn in irgendeiner Form zu feiern. 48 Prozent finden ihn schön, "weil er meine Leistung anerkennt". Auch Dreifachmutter Barbara Hillebrand aus Köln sagt: "Ich wäre doch sehr enttäuscht, wenn es diesmal nichts gäbe. Zum Muttertag darf es ruhig etwas rührselig sein. Einmal im Jahr haben wir Mütter das verdient." Bisher habe sie bestickte Stoffanhänger, bemalte Lesezeichen oder Bilderrahmen bekommen.

Muttertag als Ritual der Dankbarkeit

Die Soziologin Sabina Schutter sagt, gerade angesichts der wachsenden Ansprüche an die Frauen sei der Muttertag ein "schönes Ritual", das Dankbarkeit ausdrückt und Beziehungen festigt. Mütter freuen sich mehr über traditionelle Geschenke als etwa über einen Facebook-Gruß, glaubt die Wissenschaftlerin vom Deutschen Jugendinstitut in München. "Ein Muttertag entbindet selbstverständlich Gesellschaft und Politik nicht davon, gleichstellungspolitisch, familienpolitisch und sozialpolitisch aktiv für die Verbesserung der Situation von Familien einzutreten."

Liegt ein brauner Schatten über dem Muttertag?

"Der Muttertag hat eine komplizierte Geschichte", erklärt die Professorin Annette Henninger von der Uni Marburg. Die Idee kommt aus der englischen und amerikanischen Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Der Blumenhandel witterte ein Geschäft, etablierte den Muttertag hierzulande 1923. Im Nationalsozialismus wurde er missbraucht und als "Ehrentag" der kinderreichen "arischen Mutter" propagiert. Dieses dunkle Kapitel sei nicht umfassend aufgearbeitet. "Angesichts dieser komplizierten Geschichte des Muttertags plädiere ich für die Abschaffung", sagt die Gender-Forscherin.

Klassische Geschenke zum Muttertag kommen auch heute noch gut an

Das würde Lehrerin Helga Nebot bedauern: "Es ist ein Tag, an dem die Frau mal im Vordergrund steht, eine Anerkennung für ihre Tätigkeit als Hausfrau und Mutter und gegebenenfalls auch noch ihre Doppelbelastung durch einen Beruf." Die 44-Jährige aus dem Ruhrgebiet will den Tag jedenfalls genießen und erwartet von ihren drei Kindern eine der klassischen Muttertagsüberraschungen "Dass die Kinder ein Bild gemalt oder etwas gebastelt haben. Und dass ich länger schlafen darf und das Frühstück gemacht wird."

Keine Lust auf Muttertag - wie sage ich's meinem Kind?

Wenn Mütter den Muttertag dagegen nicht feiern wollen, sollten sie ihren Kindern die Gründe dafür nennen, rät Erziehungsberater Andreas Engel. "Beispielsweise wenn sie findet, dass der Tag ein zu traditionelles Frauenbild vermittelt."

Aber was, wenn im Schulunterricht Geschenke zum Muttertag gebastelt werden? Wenn es dem Kind wichtig ist, für den Tag etwas zu basteln, sollte eine Mutter die Geste nicht abwehren, empfiehlt Engel. "Kinder machen ja oft das, was alle machen, weil sie keine Außenseiterrolle wollen." Gefallen der Mutter die Geschenke nicht, sollte sie das ihrem Kind besser nicht sagen - egal, wie alt es ist. "Wenn Kinder den Eltern ein Geschenk machen, sollte man das würdigen und positiv anerkennen", rät Engel.

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