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Mama hat das Burn-out-Syndrom: Stresstest für die gesamte Familie


Mama hat das Burn-out-Syndrom
Stresstest für die gesamte Familie

t-online, Jenni Zwick

03.01.2012Lesedauer: 5 Min.
Burnout: Mütter sind besonders gefährdet.Vergrößern des BildesBurnout: Mütter sind besonders gefährdet. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Mehrfachbelastungen durch Kindererziehung, Haushalt und Beruf fordern bei immer mehr Frauen ihren Tribut. Denn die Anforderungen an moderne "Familienmanagerinnen" sind hoch - und werden all zu oft nicht honoriert. Durch die ständige Abrufbereitschaft als Mutter, Ehefrau, Köchin, Haushälterin, Arbeitnehmerin, persönliche Krankenschwester und Chauffeurin geraten viele Frauen an ihre Leistungsgrenzen, ohne dass sie es merken, beziehungsweise wahrhaben wollen. Sie werden kraftlos, antriebslos, gereizt, leiden ständig unter einem schlechten Gewissen und werden irgendwann krank. Während das Burn-out-Syndrom vor ein paar Jahren noch als Managerkrankheit galt, schlagen immer mehr Experten, Psychologen und Ärzte Alarm: Gerade Frauen leiden unter dieser Krankheit.

Perfektion macht häufig krank

Die ersten Warnzeichen eines Burn-out-Syndroms lassen sich recht früh erkennen. Man unterliegt dem Drang, alles perfekt zu machen, der Zwang, es sich selbst zu beweisen und dabei völlig auf die eigenen Bedürfnisse zu verzichten. Gerade Menschen, die alles perfekt machen möchten, die unter dem sogenannten Helfersyndrom leiden, die keine Anerkennung für ihre Tätigkeiten bekommen oder unter ständiger Kritik leiden, sind stark gefährdet. Berufstätige Frauen mit Familie zählen daher zur Risikogruppe, da sie es oftmals nicht schaffen, "nein" zu sagen, Aufgaben im Haushalt oder im Berufsleben zu delegieren, sich keine Ruhephasen gönnen und nicht auf die Erschöpfungssignale ihres Körpers hören.

Sind Beanspruchung und Regeneration über einen längeren Zeitraum aus dem Gleichgewicht geraten, ist der Weg zum Burnout vorprogrammiert. In ihrem Buch "Burnout - Wenn Frauen über ihre Grenzen gehen" beschreibt die Autorin Sabine Fabach den weiblichen Perfektionismus als "eine der wichtigsten Ursachen, warum Frauen ausbrennen." In Kombination mit "belastenden Rahmenbedingungen" treibe er Frauen bis weit über ihre Belastungsgrenzen und es werde jeder Tag zu einem neuen Kraftakt, um noch besser zu werden oder wenigstens gut genug zu sein.

Leitsymptome des Burn-out-Syndroms

Dr. Christian Stock, Autor des Buches "Burnout - erkennen und verhindern" beschreibt drei Leitsymptome des Burn-out-Syndroms: Erschöpfung, Entfremdung und Ineffektivität.

Leitsymptom Erschöpfung

Der oder die Betroffene "hat das Gefühl, emotional und körperlich entkräftet zu sein", so Stock. Zu den Merkmalen der Erschöpfung gehören auf der emotionalen Seite Niedergeschlagenheit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, fehlende Kontrolle von Gefühlen wie beispielsweise unbeherrschtes Weinen oder Wutausbrüche, Angstgefühle, Lustlosigkeit und Entmutigung. Auf der körperlichen Seite nennt Stock Energiemangel, Schwäche, chronische Müdigkeit, Rückenschmerzen oder andere muskuläre Verspannungen, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und Unfallträchtigkeit.

Leitsymptom Entfremdung

"Die Betroffenen spüren eine distanzierte, gleichgültige Einstellung gegenüber der Arbeit und gegenüber anderen Menschen", schreibt Stock. "Unter Entfremdung wird ein fortschreitender Abbau von Idealismus, Zielstrebigkeit und Anteilnahme verstanden." Das ursprüngliche Interesse an der Arbeit und der Familie verblasst und werde durch Zynismus ersetzt. Als Merkmale der Entfremdung nennt der Facharzt für Innere und Psychotherapeutische Medizin negative Einstellung zum Selbst, zum Leben, zur Arbeit und zu anderen, Verlust der Kontaktfähigkeit und Selbstachtung und das Gefühl der Unzulänglichkeit sowie der Minderwertigkeit.

Leitsymptom Ineffektivität

Der oder die Betroffene "hat das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten verloren und erlebt sich als Versager", so Stock. Einerseits sei dies eine Selbsteinschätzung, andererseits liege die verminderte Leistungsfähigkeit auch meistens tatsächlich vor. Oftmals benötigen die Betroffenen für die Aufgaben mehr Zeit als bisher. Auch die Regenerationszeit würde sich um ein Vielfaches verlängern, so dass beispielsweise ein Wochenende nicht mehr reiche, um sich zu erholen und neue Kräfte zu sammeln. Stock nennt als Merkmale der Ineffektivität Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung, reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit, höherer Arbeitsaufwand, Antriebsverlust, mangelnde Tatkraft, Motivationsabbau und das Gefühl des Versagens.

Ausgebrannt und erschöpft - der Gang zum Arzt ist unvermeidlich

Reagieren sollten Sie spätestens, wenn sich die oben genannten körperlichen Beschwerden bemerkbar machen. Wer am Burn-out-Syndrom leidet, braucht so schnell wie möglich professionelle Unterstützung. Zentrale Anlaufstelle nach dem Zusammenbruch ist der Hausarzt, der zunächst mögliche körperliche Ursachen der Krise untersucht und eine erste Bestandsaufnahme der Situation macht. In vielen Fällen ist die Krankheit schon so weit fortgeschritten, dass ambulante Maßnahmen nicht mehr ausreichen.

Mutter-Kind-Kur kann helfen

Diagnostiziert Ihr Arzt ein Burnout, wird er höchstwahrscheinlich zu einer Mutter-Kind-Kur raten. Hierfür stellt er Ihnen ein Attest aus und fasst in einem Fragebogen Ihre Symptome zusammen, damit Sie bei Ihrer Krankenkasse eine Kur beantragen können. Doch dies ist leider häufig ein langwieriger Prozess, bei dem Sie Ihre Kraft auch einsetzen müssen, da wegen der Kürzungen im Gesundheitswesen immer weniger Kuren bewilligt werden. Holen Sie sich deshalb Hilfe - Ihr Arzt kann Ihnen Adressen von Verbänden und Kurberatungen nennen, die Ihnen bei dem bürokratischen Teil der Antragstellung helfend zur Seite stehen werden.

Möglichst früh reagieren

Neben der Kur wird Ihnen Ihr Arzt Ruhe verordnen und Sie höchstwahrscheinlich länger krankschreiben. Nutzen Sie diese Auszeit wirklich für sich und lassen Sie sich auch in Ihrem häuslichen Rahmen von Familienmitgliedern, Ihrem Partner und Freunden helfen. Wenn Sie trotz der Warnsignale Ihres Körpers weiterhin über Ihre Grenzen gehen, werden Sie über kurz oder lang einen völligen Zusammenbruch erleiden und sind dann gar nicht mehr einsatzfähig. Reagieren Sie also möglichst früh!

Was heißt ein Burn-out-Fall für die Familie?

Burnout-gefährdete Menschen bitten selten um Hilfe und häufig können sie nicht über ihre Gefühle oder Probleme sprechen. Gerade in der frühen Phase sehen viele überlastete und überforderte Mamas (und Papas) noch nicht die Ausmaße der Krankheit und sie finden Ausreden und Abschwächungen, wenn sie auf ihren Gemütszustand angesprochen werden. Doch schon bald werden die Warnsignale lauter und enden nicht selten in den typischen Symptomen eines Burn-out-Syndroms. Nicht nur für den Betroffenen beginnt nun eine schwierige Zeit. Auch die Familie und Freunde müssen lernen, mit der Krise umzugehen und den oder die Kranke liebevoll und geduldig zu unterstützen.

Tipps für die Familie

  • Bieten Sie vorsichtig Ihre Unterstützung an. Seien Sie nicht gekränkt, wenn Ihre Angebote als Einmischung oder Besserwisserei abgetan und nicht direkt akzeptiert werden. Der Betroffene muss sich erst eingestehen, dass er oder sie Hilfe benötigt.
  • Informieren Sie sich im Internet, in Büchern und/oder bei Freunden und Ärzten über das Thema Stress, Burnout und Depressionen.
  • Sprechen Sie Ihren Partner auf seine Stressbewältigungsstrategien, seine Gefühlsschwankungen und körperlichen Probleme an und teilen Sie ihm mit, dass Sie sich Sorgen machen.
  • Drängen Sie darauf, dass er oder sie sich professionelle Hilfe sucht. Gehen Sie gegebenenfalls mit zum Arzt, Psychotherapeuten oder Coach oder übernehmen Sie die Suche nach einem geeigneten Therapeuten.
  • Machen Sie sich bewusst, dass hinter fehlendem Engagement keine Unwilligkeit oder gar Faulheit steckt. Energie- und Hilflosigkeit ist typischerweise eine Begleiterscheinung des Krankheitsbildes.
  • Gerade Frauen wollen alles alleine schaffen. Unterstützen Sie Ihre Partnerin unauffällig und nehmen Sie Ihr Aufgaben ab, ohne dass Sie dies thematisieren.
  • Ermutigen Sie Ihren Partner, über die Wut, den Ärger auch innerhalb der Familie, die Ohnmacht, die Angst oder andere Gefühle zu sprechen. Zeigen Sie, welche positiven Eigenschaften und Kompetenzen Sie an ihm schätzen.
  • Achten Sie unbedingt auf Ihre eigenen Bedürfnisse und grenzen Sie sich ab. Sorgen Sie für Ihre eigene psychische und physische Gesundheit, sonst laufen Sie Gefahr, selbst ein Burn-Out-Syndrom zu entwickeln.
  • Planen Sie gemeinsam langfristige Veränderungen, die die kranke Person entlasten. Beginnen Sie mit kleinen Veränderungen und heben Sie schwierige Aspekte für später auf.
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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