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Rätsel: Warum haben immer mehr Kinder Typ-1-Diabetes


Diabetes
Mediziner vor Rätsel: Warum haben immer mehr Kinder Typ-1-Diabetes?

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 31.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Eine Genesung bei Typ-1-Diabetes gibt es nicht: Die Einnahme von Insulin bleibt die einzige Lösung.Vergrößern des BildesEine Genesung bei Typ-1-Diabetes gibt es nicht: Die Einnahme von Insulin bleibt die einzige Lösung. (Quelle: dpa-bilder)
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Seine Mutter hat den Notarzt alarmiert, denn der kleine Myron ist apathisch, weint oft, hat ständig Durst. Diabetes! Als die Ärzte die Diagnose stellen, ist er gerade zwei Jahre alt. Immer mehr Kinder in Deutschland leiden an Typ-1-Diabetes und die Krankheit bricht immer früher aus. Doch die Gründe sind unklar.

"Warum der Typ-1-Diabetes ansteigt - für die Antwort kann man noch einen Nobelpreis gewinnen", sagt Thomas Danne, Chefarzt am Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover und Vorstandsvorsitzender von "diabetesDE - Deutsche Diabetes Hilfe" vor dem Welt-Diabetes-Tag am 14. November. "Es ist wie ein Puzzlespiel."

30.000 Kinder mit Diabetes Typ 1

Diabetes trifft nicht nur Alte und Übergewichtige. Die kleine Ann-Fabienne ist Leistungsturnerin. Sie bekam mit sieben "Zucker". Luca war fünf. Das "Diabetes-Eltern-Journal" berichtet über die Krankheit der beiden - und wie sie dennoch ein weitgehend normales Leben führen.

Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern. Rund 30.000 unter 18-Jährige leiden in Deutschland an Typ 1, die Neuerkrankungen steigen jährlich je nach Quelle um zwei bis vier Prozent. Das Immunsystem entgleist und zerstört die Insulin produzierenden Zellen. Bei Typ 2, früher Altersdiabetes genannt, wirkt das Insulin oft infolge von Übergewicht nicht ausreichend, der Körper kann irgendwann nicht mehr genug produzieren. Dieser Typ spielt bei Kindern eine geringere Rolle.

"Süßigkeiten spielen keine Rolle"

Finnland hat die meisten Diabetes-1-Kinder. Die Gründe: unklar. "Wir wissen, dass bestimmte Viruserkrankungen das Risiko fördern", erläutert Danne. Etwa 20 Gene stehen in Zusammenhang mit Diabetes Typ 1. Vitamin D-Mangel spielt vielleicht eine Rolle, vermutlich auch Ernährungsbestandteile. "Sicher ist nur: Süßigkeiten spielen keine Rolle", weiß Danne. "Es gibt eine Menge offener Fragen."

Diabetes verändert den Alltag grundlegend

Die jüngsten Patienten sind Kleinkinder - für die Familien eine hohe Belastung. Ein halbes Dutzend Mal am Tag muss der Blutzucker gemessen und etwa vier Mal Insulin gespritzt werden. Teils müssen die Kleinen nachts geweckt werden. Wachstum, Bewegungsdrang und Infektionen beeinflussen den Stoffwechsel in unvorhersehbarer Weise.

Wie stark eine Diabetes-Erkrankung den Alltag von Kindern und der ganzen Familie beeinflusst, zeigt auch das Schicksal von Jan. Bei ihm wurde im Kindergartenalter - gerade noch rechtzeitig - Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Heute ist Jan zwölf Jahre und die Krankheit bestimmt wesentlich sein Leben wie auch das seiner Eltern und Geschwister. Lesen Sie hier seine Geschichte.

Gefahr der Unterzuckerung erhöht sich durch Alkoholkonsum

Im Extremfall kann ein hoher Zuckerwert tödlich sein. Gefährlich ist auch Unterzuckerung, bei der sich das Bewusstsein trübt. Wenn Kinder älter werden und selbst Verantwortung übernehmen, wird es nicht unbedingt leichter. Gefahr gerade bei jungen Erwachsenen: Alkohol erhöht das Risiko von Unterzuckerung, ebenso die chemische Droge Ecstasy. "Da hat jemand drei Nächte durchgetanzt. Wenn er dann eine extreme Unterzuckerung hat, rettet ihn nichts mehr", warnt Danne. Ein 17-Jähriger habe beim Segeln gemerkt, dass er in eine Unterzuckerung rutschte, er hatte den Freunden gesagt: "Ich muss essen, ich schwimme ans Ufer." Dort kam er nie an, wie Danne schildert.

Typ-2-Diabetes nicht das große Problem bei Kindern

Ursachen für Typ-2-Diabetes sind genetische Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Sechs Millionen Deutsche leiden an Typ 2. Auch hier erkranken mehr junge Leute, aber selten Kinder. "Wir haben ein Problem mit Adipositas und Kindern. Aber Diabetes ist erst die Endstufe", sagt der Vizevorsitzende der Forschergruppe Diabetes am Helmholtz-Zentrum in München, Michael Hummel. "Dass der Typ 2-Diabetes bei Kindern wahnsinnig zunimmt, stimmt nicht." Aber: "Wir sehen immer mehr Typ-2-Patienten im Alter von 25 und 35 Jahren."

"Bunte Broschüren" in Deutschland statt Diabetesplan

Im Kampf gegen Fettleibigkeit, aber auch Diabetes haben an die 20 Staaten eine Zwangsabgabe auf zuckerhaltige Getränke erhoben, weitere denken darüber nach, etwa Mexiko. Dort gibt es prozentual schon mehr Übergewichtige als in den USA und fast jeder zehnte hat Diabetes.

Eine Zuckersteuer, aber auch Restriktionen bei der Eröffnung von Fastfood-Restaurants seien auch in Deutschland Möglichkeiten, glaubt Danne. Die Politik sei gefordert. "Was man in Deutschland gerne macht, ist bunte Broschüren drucken. Andere Länder haben einen nationalen Diabetesplan." Die Hilfe für Familien müsse verstärkt, Schulen besser vorbereitet werden.

Keine Heilung bei Diabetes Typ 1: Diese Möglichkeiten bestehen

Typ-2-Diabetes lässt sich mit Abnehmen und Bewegung behandeln. Bei Typ 1 gibt es keine Genesung. "Das Einzige, was wir machen können, ist Insulin geben", sagt Danne. "Was wir anbieten können, sind technische Lösungen." Kürzlich haben Patienten erstmals eine künstlichen Bauchspeicheldrüse zu Hause getestet. Das Gerät misst automatisch den Zucker im Gewebe und gibt die richtige Insulinmenge ab. Bis zur Marktreife wird es aber dauern - eine Hoffnung vielleicht für Kinder, bei denen jetzt Diabetes festgestellt wird.

Das Kinderkrankheiten-Lexikon bietet einen Überblick über die häufigsten Kinderkrankheiten. In den Artikeln werden Symptome, Behandlung und mögliche Folgen der Kinderkrankheiten erklärt. Eltern erfahren, bei welchen Anzeichen das Kind schnell zum Arzt muss und bei welchen Krankheiten auch Hausmittel helfen können. Sie finden auch die Information, ob und wie lange Kinderkrankheiten ansteckend sind. Manchen Kinderkrankheiten kann man durch Impfung vorbeugen. Einen Überblick über die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen bietet ergänzend unser Impfkalender.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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