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Stuhlgang und Durchfall: Kind muss ständig auf Toilette


Wie sich ein Reizdarm bei Kindern äußert

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 25.12.2015Lesedauer: 4 Min.
Wiederkehrende Bauchschmerzen: Bei 20 Prozent der betroffenen Kinder liegt es am Reizdarmsyndrom.Vergrößern des BildesWiederkehrende Bauchschmerzen: Bei 20 Prozent der betroffenen Kinder liegt es am Reizdarmsyndrom. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Bauchschmerzen

"Mein Bauch tut so weh!" Diese Klage ihres Kindes kennen die meisten Eltern, vor allem wenn es noch klein ist. Solche Schmerzen sind oft diffus, vor allem wenn das Kind keine akuten Krankheitssymptome wie extremen Durchfall und Übelkeit hat oder mit Fieber das Bett hüten muss.

Der Darm ist ein wichtiges Organ der Körperabwehr

"Der Bauchraum beziehungsweise der Darm ist auch ein wichtiges Organ der Körperabwehr, das bei Kindern mit dem Anschwellen der Lymphknoten sehr viel sensibler und leichter reagiert als bei Erwachsenen", erklärt der Leiter der Kinderchirurgie Guido Fitze vom Uniklinikum Dresden. "Das Immunsystem ist in jungen Jahren noch nicht ausgereift und muss sozusagen noch üben. Das erkennt man auch daran, dass es während der Kindheit eher zu einer Häufung von Viruserkrankungen kommt."

20 Prozent der Kinder leiden regelmäßig an Bauchschmerzen

Wie häufig Kinder und Jugendliche überhaupt unter Bauchschmerzen leiden, hat das Robert-Koch-Institut in der Langzeitstudie "KIGGS" (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) ermittelt. Danach hatte jedes fünfte befragte Kind zwischen drei und 17 Jahren öfter und über eine längere Zeit Beschwerden in der Bauchregion. Die Jüngeren bis etwa zehn Jahre klagten häufiger über wiederkehrende Bauchschmerzen.

Schätzungen zufolge sind etwa 20 Prozent der "Bauchschmerz-Kinder" vom Reizdarmsyndrom betroffen.

Reizdarmsyndrom zeigt sich durch unterschiedliche Symptome

"Wichtig ist für eine Diagnose, das Stuhlverhalten der Patienten genau zu analysieren", so Kinderchirurg Fitze. "Ändert sich die Stuhlfrequenz auf mehr als vier Stühle am Tag oder weniger als zwei pro Woche, was zum einem mit sehr wässrigem und zum anderen mit sehr hartem Stuhl einhergeht, kann dies auf ein Reizdarmsyndrom hindeuten."

Typisch sind außerdem Schleimauflagerungen auf den Kot. Oft fühlen Kinder sich nach dem Gang auf die Toilette trotzdem nicht vollends entleert oder sehr aufgebläht und verspüren weiterhin Stuhldrang.

Diagnose des Reizdarmsyndroms durch "Ausschlussverfahren"

Halten solche Beschwerden etwa zwei Monate an und treten mindestens ein Mal wöchentlich auf, ist dies ein zusätzlicher Anhaltspunkt auf einen Reizdarm. Dabei handelt es sich um eine funktionelle Störung des Verdauungstraktes. "Bevor wir eine eindeutige Aussage treffen", ergänzt Kinderchirurg Christian Blume im gemeinsamen Gespräch mit Professor Fitze, "müssen wir durch weitere Untersuchungen sicherstellen, dass die Symptome nicht durch andere organische Krankheiten hervor gerufen werden. Das Reizdarmsyndrom kann also nur durch das Ausschlussverfahren diagnostiziert werden."

Psychische Belastungen schlagen auf den Darm

Genauso uneinheitlich wie die Symptome sind die Ursachen für die Darmerkrankung. Eine besondere Bedeutung kommt dem psychosozialen Umfeld der Patienten zu. "Dieses Thema wird in Fachkreisen allerdings sehr kontrovers diskutiert", kommentiert Fitze. "Wir wissen heute aber zum Beispiel, dass Schulkindern, die häufig über Bauchweh oder auch Kopfweh klagen, die Belastungen in der Schule besonders zu schaffen machen. Aber auch Konflikte in der Familie können Auslöser sein. Bei den Betroffenen handelt es sich nicht selten um empfindsame Persönlichkeiten, die sehr sensibel auf ihr Umfeld reagieren."

Antibiotika-Einnahme kann ebenfalls das Syndrom auslösen

Neben psychischen Gründen kann eine genetische Veranlagung für das Reizdarmsyndrom zugrunde liegen. Aber auch bakterielle Infektionen können die Krankheit "anschieben". Insbesondere nach der Einnahme von Antibiotika kann es zu einer Fehlbesiedlung mit "falschen" Bakterien kommen, so dass die Balance der Darmflora nachhaltig gestört wird.

Die Mediziner prüfen auch, ob der Verdauungstrakt allergisch auf bestimmte Lebensmittel reagiert. Das geschieht entweder durch Herantasten mittels Ausschlussprinzip oder mit dem Provokationsverfahren, bei dem der Patient das mutmaßlich für die Reaktion verantwortliche Nahrungsmittel zu sich nimmt. "In solchen Fällen sprechen wir aber nicht mehr von einem Reizdarmsyndrom, sondern von einer Lebensmittelallergie beziehungsweise -unverträglichkeit", erklärt Fitze

Therapie beim Reizdarmsyndrom

So vielfältig wie die Symptome und Auslöser des Reizdarms ist auch die Therapie. Durchfall und Verstopfung werden nicht mit denselben Mitteln bekämpft. So empfehlen Ärzte bei Durchfall als dringendste Maßnahme gegen drohende Austrocknung und Mineralienverlust ausreichend Flüssigkeit und gegebenenfalls Elektrolyt-Drinks. Bei krampfartigen Bauchschmerzen kann Pfefferminzöl krampflösend wirken und so die Beschwerden lindern.

Auch gegen Verstopfung hilft es, wenn die Kinder ausreichend trinken. Wichtig ist natürlich auch die richtige Ernährung. Eltern sollten auf "stopfende" Lebensmittel verzichten, die viel Weißmehl enthalten. Zusätzlich verordnen Ärzte oft den Wirkstoff "Macrogol".

"Dieses sehr gut verträgliche Medikament bewirkt, dass im Darm mehr Wasser gebunden wird und der Stuhl aufweichen kann. Das führt dazu, dass der Transport im Verdauungstrakt leichter wird und die Kinder ihr 'Geschäft' schmerzfrei ausscheiden können und so beim nächsten Mal möglicherweise weniger Angst vor dem Stuhlgang haben", sagt Blume. Diese medikamentöse Behandlung sollte nur schrittweise abgesetzt werden sollte. "Als Faustformel könnte man sagen: Ein halbes Jahr Beschwerden bedarf einer ebenso langen Therapie."

Psychotherapie empfehlenswert

Manchmal ist begleitend zu Behandlung auch eine Psychotherapie ratsam. Dabei geht es darum, das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken und Strategien zu finden, um etwa mit Schulstress oder anderen Problemen besser umgehen zu lernen. "Zusätzlich können Therapeuten den jungen Patienten auch helfen, indem sie sich mit ihnen über das Thema Schmerz und Schmerzempfinden auseinandersetzen", erläutert Fitze. "Schmerz ist etwas sehr subjektives und kann beispielsweise schon durch bloße Ablenkung von den quälenden Symptomen spürbar gelindert werden."

Hilfreich ist es außerdem, wenn die Eltern dem Kind anhand von Büchern oder Internetseiten die komplexen Funktionen des Verdauungstrakts erklären. So kann es besser verstehen, was in seinem Bauch los ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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