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37 Grad: Neue Nase mit 14


Schönheits-OP
TV-Doku: Neue Nase mit 14?

t-online, mmh

11.09.2013Lesedauer: 5 Min.
Die Zwillinge Joanne (rechts, 18) und Michelle (18) unterscheidet vor allem die Nase - mit und ohne Schönheits-OP.Vergrößern des BildesDie Zwillinge Joanne (rechts, 18) und Michelle (18) unterscheidet vor allem die Nase - mit und ohne Schönheits-OP. (Quelle: ZDF)
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Eine neue Brust zum Abitur? Eine kleinere Nase zum 16. Geburtstag? Schönheitsoperationen werden immer mehr auch in Deutschland durchgeführt und die Patienten der Schönheitschirurgen werden immer jünger. Was bewegt junge Menschen, sich für ein Schönheitsideal unters Messer zu legen? Wie harmlos ist das in jungen Jahren? Dieser Frage geht die ZDF-Doku aus der Reihe 37-Grad nach: "Neue Nase mit 14".

Es sind längst nicht mehr nur die reifen Frauen über 50, die sich Gesicht und Brust straffen lassen. Immer mehr Männer und viele junge Frauen legen sich für ihr Schönheitsideal unters Messer. Ein bedenklicher Trend, dem die 37-Grad-Autorin Katrin Wegner nachspürte. "Vor einigen Jahren wurde über ein Verbot von Schönheitsoperationen an Minderjährigen diskutiert, und ich fragte mich schon damals, ob das deshalb nötig sei, weil Ärzte ohne diese Selbstbeschränkung jedes Kind operierten, das bei einer Schönheitspraxis vorstellig würde?", schreibt sie in ihrem Drehbericht.

Drei Nasen und der Traum von Schönheit

Es geht um drei Nasen und dem Traum von Schönheit. Den träumen die 14-jährige Sahar und die Zwillinge Michelle und Joanne (18). Sie haben ein bestimmtes Schönheitsideal und dem wollen sie nahe kommen, mit Hilfe eines Schönheitschirurgen. Die Autorin Katrin Wegner begleitet die jungen Frauen in ihrem Alltag, in der Familie, im Freundeskreis und beim Gang zum Chirurgen. Kein leichter Weg, voller Konflikte mit Eltern, voller Angst vor dem Ergebnis und dem selbsterzeugten Druck durch das Schönheitsideal.

Selbstgemachter Leidensdruck

Zwillinge machen alles gemeinsam und sehen sich zum Verwechseln ähnlich - bei Joanne (18) und Michelle (18) aus Frankfurt ist das nicht mehr so. Joanne hat sich mit 17 Jahren die Nase operieren lassen. Schon seit ihrem zwölften Lebensjahr dachte sie daran, ihr Gesicht zu verändern. "Wenn ich in den Spiegel geguckt habe, sah ich nur meine Nase, nichts anderes als sie." Den Leidensdruck hat sich Joanne vor allem selbst gemacht. Jeder Blick wird auf die angeblich zu große Nase bezogen.

Jetzt will ihre Schwester die gleiche Nase haben, "der Höcker soll weg", sie hat aber immer noch Angst vor dem Eingriff. "Ich hatte immer Angst vor einer Schönheitsoperation. Aber wenn ich die schöne Nase meiner Schwester sehe und wie einfach das ist, chirurgisch einzugreifen, dann möchte ich genauso schön werden." Ihre Mutter hat zunächst nicht verstanden, warum ihre Töchter mit ihrem Äußeren unglücklich waren. Als sie aber merkte, wie groß der Wunsch war, eine zarte Nase zu besitzen, gab sie nach.

Die "Hexennase" als Störfaktor

Ihre Schwester begleitet Michelle zur Schönheitschirurgin. In der Computersimulation sieht sie, wie ihr Gesicht nach der OP aussehen soll. "Das ist ein schöneres Ich, das fühlt sich gut an." Die angeborene "Hexennase" ist für sie ein Störfaktor in der natürlichen Schönheit, die ihr wichtig ist.

Die Entscheidung ist gefallen. Die Aufregung steigt, nach zwei Stunden OP ist die Nase korrigiert, die OP kostet rund 6000 Euro. Alles ist gut, Michelle ist glücklich mit dem Ergebnis. Doch wie werden die anderen reagieren? Schließlich verändert die Nase das Gesicht ziemlich. Ist es der Einstieg in die ewige Suche nach der perfekten Schönheit mit immer neuen OPs?

Für ihren Freund wäre Michelle so okay, wie sie ist. Für ihre Freundinnen ist die OP kein Problem: "Wenn sie sich danach besser fühlt ...", sagt eine. Über eine OP nachgedacht haben wohl alle schon selbst. Die Einstellungen dazu und die Beratungen erinnern an die Gespräche mit dem Kieferorthopäden zur Zahnspange, die Kinder in diesem Alter tragen, um schönere Zähne zu haben. Ist es vergleichbar?

Ständige Diskussionen mit den Eltern

Eine gerade Nase, keine breite, so eine kleine, zierliche - die 14-jährige Sahar aus Hamburg wünscht sich ebenfalls eine Veränderung. Am liebsten hätte sie die Nase von Lana del Rey, ihrem Lieblingsstar. Eine Schönheitsoperation ist für Sahar selbstverständlich, sie kann nicht verstehen, warum ihre Mutter so sehr dagegen ist.

Auch ihre Freundinnen, die wie sie die neunte Klasse eines Gymnasiums besuchen, interessieren sich für Mode und Schönheit, doch eine OP käme für sie nicht in Frage.

Die jüngste Patientin des Schönheitschirurgen

Seit Ausbruch der Pubertät geht es in der Familie um kein anderes Thema als Sahars Wunsch, sich die Nase korrigieren zu lassen. Sehr zum Leidwesen der Eltern. Sie argumentieren mit inneren Werten, die wichtiger seien als die äußere Erscheinung. Doch die ständigen Diskussionen mit dem Mädchen führen schließlich dazu, nach einem halben Jahr doch einen Schönheitschirurgen aufzusuchen, um ihn entscheiden zu lassen und den ständigen Auseinandersetzungen endlich ein Ende zu bereiten.

Körper und Persönlichkeit müssen gereift sein

Die gesamte Familie kommt mit Sahar zum Termin bei Dr. Timo Bartels. Das Mädchen ist aufgeregt und hoffnungsvoll zugleich. Für den Chirurgen ist das Mädchen in Sachen Schönheits-OP die bisher jüngste Patientin, es geht um den "Hubbel", wie ihn Sahar nennt. Der Arzt erklärt Sahar, dass sich sowohl Körper als auch Empfinden noch verändern. "Das ist viel zu früh".

Für ihn ist wichtig, dass Patienten nicht nur körperlich ausgereift sind, sondern auch innerlich eine gefestigt. Die Nase ist stimmig und der Zeitpunkt viel zu früh - ist damit für Sahar das Thema erledigt? Sahar hatte mit einer Zustimmung durch den Chirurgen gerechnet, der damit schließlich sein Geld verdiene. Sie ist enttäuscht.

Sind diese Mädchen repräsentativ?

Alle der porträtierten Mädchen haben ausgesprochen schöne Mütter, die ihnen mehr - im Fall Sahars - oder weniger - wie bei Michelle und Joanne - von der OP abraten, Väter tauchen - wie so oft in 37-Grad-Sendungen nicht oder kaum auf, lediglich als Randfigur in Sahars Familie und als unsichtbarerer Finanzier bei Michelle. Diese Familien sind nicht arm. Die Mädchen sind Fallbeispiele, nicht repräsentativ für ihre Generation. Würden sich junge Mädchen eine neue Nase durch Zeitungaustragen oder Babysitten verdienen? Es wäre interessant zu erfahren, ob Mädchen, die von einer anderen Nase träumen, aber keine reichen Eltern haben, ihren Traum auch verwirklichen. Wie es Mädchen geht, die wirklich leiden unter ihrem Aussehen?

Expertin: Interesse kommt immer früher

Die Einstellung zu Schönheitsoperationen hat sich im Lauf der Zeit über die Generationen gewandelt, das stellt auch die Plastische Chirurgin Dr. Julia Berkei fest. Immer häufiger kommen Teenager in die Praxis und informieren sich vor allem über Brustvergrößerungen und Nasenkorrekturen. Sie wüssten zwar, dass sie volljährig und ihr Körper ausgewachsen sein müssen, aber die Idee spukt schon im Kopf herum.

Die Anregungen holen sich die jungen Mädchen, so weiß die Ärztin, aus Fernsehen und Internet. Die Eingriffe werden auf sozialen Netzwerken diskutiert und beworben, Eingriffe werden sogar verlost.

Dabei ist der Anteil der tatsächlich durchgeführten OPs im Jugendalter ziemlich gering. Der Anteil der "Schönheitsoperationen" am Gesamtvolumen plastisch-chirurgischer Operationen beträgt 30 Prozent. Von diesen entfallen in Deutschland nur 1,3 Prozent auf Minderjährige, es träumen allerdings wesentlich mehr davon.

Von schönen Menschen in den Medien manipuliert

Filmautorin Wegner ist erstaunt über die realistische Einstellung ihrer Protagonisten: "Sie wissen, dass sie manipuliert werden, weil die Vorbilder in allen Medien immer schöne Menschen sind, und weil diese Modemenschen oder Stars in Wirklichkeit nicht so vollkommen aussehen, sondern durch geschickte Manipulationen ausschließlich perfektioniert dargestellt werden. Trotzdem streben viele Jugendliche nach dem unrealistischen Ideal, ebenso perfekt zu werden."

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