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Laufender Fernseher schadet Kindern


Laufender Fernseher schadet Kindern

sca

23.02.2010Lesedauer: 3 Min.
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Kleiner Junge sitzt gespannt vor dem Fernseher.Vergrößern des Bildes
Kleinkinder sollten eigentlich nicht Fernsehen. (Bild: Imago)

Läuft ein Fernseher im Hintergrund, widmen sich Erwachsene weniger ihren Kindern. Das berichten Psychologen der University of Massachusetts in der Fachzeitschrift Child Development. "Studien haben schon früher gezeigt, dass das Spiel der Kinder von einem laufenden Fernseher gestört wird. Wir konnten jetzt auch zeigen, dass der Fernseher die Zeit verkürzt, in der sich Eltern ihren Kindern widmen, auch wenn niemand zusieht. Zusätzlich verringert sich auch ihre Aufmerksamkeit", berichtet Studienleiterin Heather Kirkorian. Ein ständig laufender Fernsehen sei somit schädlich und könne die persönliche und intellektuelle Entwicklung eines kleinen Kindes verzögern, schließen die Forscher.

Sprechzeit verringert sich deutlich

In einem Experiment ließen die Wissenschaftler 50 Kinder zwischen ein und drei Jahren eine Stunde lang mit jeweils einem Elternteil spielen. Die Hälfte der Zeit war ein Fernseher im Raum eingeschaltet und zeigte je nach Wunsch der Erwachsenen eine Comedy oder Spielshow, dann wurde der Fernseher abgedreht. Während der gesamten Zeit beobachteten die Forscher, wie sich Eltern und Kinder zueinander verhielten. Dabei zeigte sich, dass die Sprechzeit der Eltern mit den Kindern bei eingeschaltetem Gerät um ein Fünftel zurückging, zudem waren die Hinwendungen weit weniger aktiv und aufmerksam, oft gaben Erwachsene auf Fragen der Kinder keine Antwort. Dasselbe Ausmaß, in dem die Erwachsenen weniger sprachen, war auch bei den Kindern zu beobachten. Sowohl Quantität als auch Qualität der Interaktionen zwischen Eltern und Kind litten somit unter dem Laufen des Gerätes.

Beziehung zwischen Kind und Eltern beeinträchtigt

Dass der Fernseher ständig im Hintergrund läuft, obwohl niemand zusieht, war früher nur von Familien in den USA bekannt. Aktuelle US-Studien zeigen, dass jedes dritte Kind oder Baby in so einem Haushalt lebt. In Europa gibt es dazu noch keine Untersuchung, berichtet Michael Gurt vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis im pressetext-Interview. "Das Phänomen nimmt auch bei uns stark zu, wenngleich es noch nicht flächendeckend verbreitet ist." Gurt hält es für nachvollziehbar, dass durch den ständig laufenden Fernsehapparat die Beziehung zwischen Eltern und Kind beeinträchtigt werde. "Auch wenn der Fernseher nur im Hintergrund läuft, bindet er stets Aufmerksamkeit. Das Extrembeispiel dafür sind Mütter, die beim Stillen fernsehen. Sie konzentrieren sich durch die zusätzliche Reizquelle nicht mehr voll auf das Kind, was die Interaktion stört."

Andere Medien sind besser geeignet

Die Medienpädagogik weist schon länger darauf hin, dass Fernsehen für Kleinkinder nicht geeignet ist. Die ersten Lebensjahre sei der Mensch damit beschäftigt, die reale Umwelt besonders über alle Sinneseindrücke oder über Interaktion mit Bezugspersonen zu erleben, während er das Medium Fernsehen kaum nachvollziehen könne. "Es gelingt Kleinkindern nicht, die Bilder und Geräusche als gemachte Realität einzuordnen. Sie werden daher vom Medium überfordert und erhalten nichts, was ihre Entwicklung oder ihr Weiterkommen fördert. Das hat sich auch in der Analyse von Baby-TV-Formaten gezeigt", so der Münchner Medienpädagoge. Eltern von Kleinkindern unter drei Jahren rät Gurt, erst zu deren Schlafenszeiten das Fernsehgerät einzuschalten. "Für Kleinkinder sind andere Medien weitaus besser geeignet, wie etwa Hörbücher, Kinder- und Bilderbücher, die man auf andere Weise sinnlich begreifen kann. Diese ermöglichen auch ganz andere Formen der Interaktion."

Sinnvollen Umgang vermitteln

Medienerziehung und insbesondere die Vermittlung des Umgangs mit dem Fernseher beginnt somit bereits im Kleinkindalter und setzt sich in allen weiteren Altersstufen fort. "Bei älteren Kindern wäre es ideal, wenn sie Sendungen gemeinsam mit ihren Eltern ansehen. Die Eltern sehen dabei, ob es den Kleinen Spaß oder Überforderung bereitet und können zum Beispiel durch Erklärungen darauf sensibel reagieren", erklärt der Medienexperte. Es gehe darum, einen sinnvollen Umgang als Unterhaltungs- oder Informationsmedium zu vermitteln statt das Gerät stets laufen zu lassen. "Es ist problematisch, wenn man Kinder ständig vor dem Fernseher parkt, um sie ruhig zu stellen. Sie werden sich schnell an diese Form der Überwindung von Langeweile gewöhnen." Vom eigenen Fernseher im Kinderzimmer sei völlig abzuraten. Eltern hätten so keine Möglichkeit mehr, die gesehenen Inhalte zu kontrollieren, außerdem nehme dadurch die Fernsehzeit automatisch zu.

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