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Mamakinder: Nur Mama! Wenn der Papa gar nicht zählt


Wenn der Papa gar nicht zählt

t-online, Jenni Zwick

Aktualisiert am 12.09.2016Lesedauer: 4 Min.
Kinderpsychologie: Wenn Kinder nur bei Mama sein wollen und Papa gar nicht zählt.Vergrößern des Bildes"Mamaaaa!" Wenn Kinder nur zur Mutter wollen, fühlen sich Väter oft hilflos. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Mama anziehen, Mama Schoß, Mama essen..." Wenn Kinder nur nach der Mutter verlangen, ist das für die Partnerschaft eine schwierige Zeit. Die Mutter ist völlig überlastet, der Vater verletzt von der Zurückweisung. Doch warum ist das so und was können Eltern tun?

Die anderthalbjährige Anna lässt ihre Mutter nicht aus den Augen. Wehe, sie verschwindet kurz hinter der Tür - schon fängt Anna an zu schreien. Wenn Papa sie auf den Arm nehmen möchte, wird ihr Geschrei noch schlimmer: "Mama Arm, Mama Arm“.

Kind fühlt sich als Teil der Mutter

Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind sehr innig. Das Baby ist intensiv mit der Mutter verbunden, es fühlt sich sogar als Teil von ihr. Es "weiß“ noch nicht, dass es eine eigenständige Person ist. Manche Väter erleben in dieser Zeit schmerzlich, dass sie nun ihre Frau teilen müssen und dass sie ihrem Kind noch nicht das geben können, was sie sich vorgestellt und gewünscht haben.

Denn viele Väter übernehmen heute dieselben Aufgaben in der Familie und sehen sich zurecht als gleichberechtigter Versorger ihres Kindes. Gerade für sie kann es sehr schwierig sein, dass in der Anfangszeit die Mutter die Nummer Eins ist.

Enge Bindung als Kleinkind

Experten gehen davon aus, dass in der Regel bei Kleinkindern die Mutter-Kind-Beziehung enger und wichtiger als die Vater-Kind-Beziehung ist. Besonders, wenn die Mutter anfangs stillt und dadurch vorerst die einzige Nahrungsquelle für das Baby ist.

Spätestens mit zwei Jahren ändert sich die "Sichtweise" der Kinder drastisch und Papa wird immer attraktiver - vor allem als Spielpartner. Noch immer ist es häufig so, dass "Mann" seltener zu Hause ist und die Zeit mit ihm rar ist - deshalb bleibt er interessanter als Mama.

Viele Kinder in dem Alter sehen die Mutter trotzdem noch als stärkere Bezugsperson. In einer Studie aus den 80er-Jahren wurde festgestellt, dass mehr als drei Viertel einer Gruppe von Kleinkindern lieber mit dem Vater spielen. Als die Kinder im Versuch allerdings getröstet werden wollten, verlangten sie nach der Mutter. Wen das Kind bevorzugt, hängt also in den allermeisten Fällen von der Situation ab.

Männlein und Weiblein

Kinder lernen von erwachsenen Vorbildern - das tun sie durch Abschauen, Nachahmen und Probieren. Erst mit drei Jahren entdecken sie ihre Zugehörigkeit zu einem Geschlecht. Für Jungen ist das ein schwieriger Prozess; sie müssen sich von ihrer Mutter abgrenzen um ein Mann zu werden. Mädchen dagegen können sich weiterhin an ihrer Mutter orientieren.

Diese Abnabelungsphase kann für Jungen sehr schwierig sein, vor allem, wenn sie auch in der Betreuung und in der Freizeit hauptsächlich mit Frauen zusammen sind. In dieser Phase "klammern“ viele Jungen mehr und werden zu richtigen "Mamakindern“. Allerdings nicht, weil sie sich vom Vater abwenden, sondern weil sie sich von der Mutter "entfernen“ und nach einer gewissen Zeit den Vater als Vorbild sehen.

Wie sollten Eltern reagieren?

Will ein Kind nur zur Mama und verhält sich gar abweisend dem Vater gegenüber, sollten die Eltern darüber sprechen: Was empfinden sie zur Zeit? Seit wann verhält sich das Kind so? In welcher Entwicklungsphase befindet sich das Kind? Klammert die Mutter möglicherweise zu viel oder ist der Vater ständig unterwegs, so dass sich das Kind ständig neu an ihn "gewöhnen“ muss. Gab es vielleicht einen Streit als Auslöser?

Wissen beide Elternteile, dass das Kind ein normales Verhalten zeigt und fühlt sich der Vater nicht ausgegrenzt, wird diese Phase höchstwahrscheinlich schnell vorüber gehen. Ist er allerdings verletzt und geht deshalb zu seinem Kind auf Abstand, kann sich das Verhalten des Kindes noch verstärken - es spürt die Distanz zum Vater, kann sie aber nicht zuordnen. Das Verhältnis ist völlig unnötig gestört, zumindest für eine kurze Zeit.

Die Erfahrung der Macht

Kinder sind nicht absichtlich verletzend oder abweisend - sie befinden sich entweder in einer Entwicklungsphase oder haben gelernt, dass sie mit einem Verhalten eine Reaktion bekommen. Fangen sie beispielsweise an zu kreischen, wenn sie zu Papa auf den Arm sollen, weil Mama zum Sport möchte und gerade die Sporttasche gepackt hat und bleibt die Mama deshalb zu Hause, haben sie mit ihrem Gekreische einen kleinen Sieg errungen - und werden das nächste Mal vielleicht wieder kreischen. Und zwar nicht, weil sie den Papa nicht mögen, sondern einfach, weil sie Macht gespürt haben und diese nochmals auskosten wollen.

In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Mutter dem Vater zutraut, die Situation selbst lösen zu können. Das heißt gegebenenfalls Augen zu und durch und das Weinen des Kindes aushalten, auch wenn es im ersten Moment schwer fällt.

Manchmal möchten Kinder allerdings auch "nur“ ganz bestimmte Dinge tun - und diese Dinge machen eben mehr Spaß mit Mama (oder Papa). Wenn Mama viel besser Barbie spielen kann oder mehr Geduld beim An- und Ausziehen hat, hat das Kind das Recht seinen Wunsch zu äußern, dass es die Aktivität mit ihr machen möchte. Darauf können Eltern ruhig eingehen ohne denken zu müssen, dass das Kind dadurch zum absoluten Mamakind mutiert. Vielleicht mag es ein paar Tage später nicht mehr Barbie spielen, sondern viel lieber Fußball - und das dann eben mit Papa.

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