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Wenn Kinder ständig trödeln


Erziehung
Was tun, wenn Kinder ständig trödeln?

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 04.01.2017Lesedauer: 4 Min.
Das Trödeln der Kleinen kann Eltern schon mal in den Wahnsinn treiben.Vergrößern des BildesDas Trödeln der Kleinen kann Eltern schon mal in den Wahnsinn treiben. (Quelle: Peter Widmann/imago-images-bilder)
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Unsere lieben Kleinen haben manchmal unglaublich viel Zeit. Nur wir leider nicht. Wenn es darum geht, Termine einzuhalten und das Kind so richtig trödelt, kann das Eltern wahnsinnig machen. Hier finden Sie Tipps für Momente, in denen es mal wieder länger dauert.

Trödelnde Kinder kann in zwei Kategorien einteilen: Die einen sind verträumt und brauchen für alles etwas mehr Zeit. Die anderen haben ganz genau raus, welche Vorteile das Trödeln für sie haben kann

Trödeln ist gut für die Konzentration

"Kinder und Uhren dürfen nicht ständig aufgezogen werden, man muss sie auch gehen lassen." Der deutsche Dichter Jean Paul hat schon vor rund 200 Jahren erkannt, dass es im Alltag auch Zeit zum Trödeln braucht. Kinder brauchen und wollen keine Uhrzeiten, an die sie sich dauernd halten sollen. Viel besser tut es ihnen, wenn sie im Spiel versinken können, was übrigens auch die Konzentration fördert. Doch es gibt eine ganze Menge Situationen in unserem Alltag, in denen wir einfach pünktlich sein müssen: Schulbeginn ist nun mal um acht und nicht zwanzig Minuten später und auch der Zahnarzt wartet nicht gerne eine halbe Stunde auf einen kleinen Patienten.

Strukturen helfen

"Manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit anhalten", erzählt Martina Strahlbach, Mutter einer achtjährigen Tochter. "Denn Mia macht nie zwei Sachen gleichzeitig. Möchte sie mir also zum Beispiel früh vor der Schule noch etwas erzählen, dann hält sie mit allem inne, was sie gerade tut und da sie sowieso schon nie aus den Puschen kommt, verlieren wir dann wertvolle Minuten." Experten empfehlen in einem solchen Fall dem trödelnden, meist etwas verträumten Kind Strukturhilfen anzubieten. Man kann die Kleidung für den Tag bereits am Abend vorher gemeinsam raussuchen, man kann mit Sanduhren oder Küchenweckern arbeiten, denn gerade veträumte Kinder orientieren sich bevorzugt an Ritualen.

Manche Eltern sagen viel, wenn der Tag lang ist

Kommt allerdings die Hektik erst einmal auf, so ist die Situation so gut wie verloren, denn je nervöser die Eltern werden, desto langsamer wird das Kind und oft eskaliert das Ganze dann. "Fast jeden Tag nehme ich mir vor, morgen geduldiger zu sein. Aber kaum geht es darum, dass die Kinder zur Schule müssen und einfach nicht in die Gänge kommen, werde ich nervös und irgendwann auch laut."

Die Sätze, die dann fallen, kennt der Familienberater und Bestsellerautor Jan-Uwe Rogge zur Genüge: "Kinder wissen die wüsten Verwünschungen – 'Sieh zu, wie du in die Schule kommst!', 'Ist mir doch egal, welche Noten du schreibst!', 'Ich fahr dich nie mehr in den Kindergarten!' - ausgestoßen im Zustand erhöhter hormoneller Irritation, aufgrund ihrer Alltagserfahrung richtig einzuschätzen: Solche Aussagen werden von Eltern nach einiger Zeit kleinlaut oder missmutig, reuig oder entschuldigend zurückgenommen. Und sollte dies mal nicht passieren - vielleicht haben die Eltern ja einen Ratgeber zum Grenzensetzen gelesen -, dann haben Kinder ihre 'Killer' parat, mit denen sie unangemessene Strafandrohungen mit einem Gemenge aus Charme, Hinterlist und dem Gespür für das Wesentliche aushebeln." Denn wenn Kinder eines ganz genau kennen, dann sind das die Achillesfersen ihrer Eltern.

Auch Kinder können schon Verantwortung für ihr Handeln übernehmen

Und so manches Mal hat das Trödeln ja auch den gewünschten Erfolg: Die Erwachsenen nehmen dem Kind unliebsame Tätigkeiten ab, damit es schneller fertig wird. Was lernt das Kind daraus? Wenn es gezielt trödelt, findet es wieder Unterstützung. Das gilt fürs Anziehen und Schuhe-Zubinden vor dem Kindergarten genauso wie für die Hausaufgaben, die dann doch noch schnell vorgebetet werden, weil es ja schon so spät ist. Dabei wäre es sinnvoller, das Kind auch mal die Konsequenzen seines Handelns spüren zu lassen. "Jedes Kind hat die Freiheit, Grenzen zu überschreiten, getroffene Absprachen zu missachten, verabredete Regeln zu übertreten, aber es muss zugleich Verantwortung für das eigene Tun übernehmen", erklärt Jan-Uwe Rogge.

Konsequent sein ist nicht immer einfach

Dann muss das Kind halt mal im Schlafanzug in den Kindergarten oder ohne Hausaufgaben in die Schule. Theoretisch eine feine Sache. Praktisch aber oft nicht umsetzbar. Wer schickt schon sein Kind mit Hausschuhen in den Schnee, lässt es von der Schule zuhause, weil es den Schulbus verpasst hat oder verzichtet auf den wichtigen Termin beim immer so ausgebuchten Kieferorthopäden? Trotzdem gibt es viele Situationen, in denen es sich durchaus anbietet, konsequent zu sein und das Kind spüren zu lassen, welche Folgen sein Handeln hat. Mit Strafe hat diese Konsequenz übrigens nichts zu tun. "Werden die Konsequenzen allerdings als Drohung, Machtausübung oder Geringschätzung empfunden, rächt sich das Kind, weil es sich bestraft fühlt. Nervende Kämpfe und labile Erziehungsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern sind die Folge."

Der Ton macht die Musik

Statt "Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du zu spät kommst" sollte man dem Kind lieber klarmachen, dass es durchaus bummeln könne, dann aber eben möglicherweise zu spät käme. Und auch, wenn wir selbst innerlich vor Mitleid fast zerfließen, wenn das eigene Kind mit Tränen in den Augen dasteht, weil die anderen Kinder schon zum Kindergartenausflug aufgebrochen sind oder die Schatzsuche der Geburtstagseinladung bereits vorbei ist, man lernt aus Fehlern. Und da geht es den Kleinen nicht anders als uns Großen.

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