Kinder lernen die abstrakten Prinzipien des Zählens, lange bevor sie selbst anfangen zu zählen. Das lassen zumindest Experimente eines internationalen Forscherteams mit Kleinkindern vermuten. Demnach begreifen Kinder bereits zwischen dem 15. und dem 18. Lebensmonat, dass es einen Zusammenhang zwischen Zählwörtern und einer bestimmten Anzahl an Objekten gibt. Vermutlich hängt der Lernerfolg auch damit zusammen, wie häufig die Kinder ihre Eltern und Geschwister beim Zählen beobachten, heißt es in den "Proceedings B" der britischen Royal Society.
Wie Kinder lernen
Normalerweise fangen Kinder ab dem zweiten Lebensjahr an zu zählen, in den darauffolgenden Jahren entwickelt sich diese Fähigkeit weiter. Um zu untersuchen, ob der Lernprozess bereist früher einsetzt, zeigten die Forscher um Virginia Slaughter von der Universität Queensland 15 und 18 Monate alten australischen Kindern ein Video. In diesem sind sechs bunte Fischbilder zu sehen. In einer Version zeigt eine Hand der Reihe nach auf die Fische und zählt dabei von eins bis sechs. In einer anderen wechselt die Hand beim Zählen immer nur zwischen zwei Fischen hin und her (Sprachverzögerung im Kindergartenalter: Was kann ich tun?).
Sprache und Zahlen gehören zusammen
Die 18-Monatigen schauten sich die "korrekte" Fassung des Videos deutlich länger an, als die zweite Version. Die 15-Monatigen hatten indes keine Präferenz. Die Forscher schließen daraus, dass Kinder zwischen dem 15. und 18. Monat anfangen, erste Zählprinzipien zu lernen. In einem weiteren Experiment mit 18-monatigen Australiern wurden die englischen Zahlwörter durch einen Piepton oder japanische Zahlwörter ersetzt. Hier schauten die Kleinkinder nicht mehr aufmerksamer auf die richtige Version. Bei einem Versuch mit japanischen Kindern wurden ähnliche Ergebnisse erzielt.