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Stimmbruch: Stress für die Stimmbänder


Schulkind & Jugendliche
Wenn die Stimme bricht

t-online, Simone Blaß

29.06.2011Lesedauer: 3 Min.
Stimmbruch: Was steckt hinter der Kieks-Stimme?Vergrößern des BildesStimmbruch: Was steckt hinter der Kieks-Stimme? (Quelle: imago)
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Werden aus Jungs Männer, dann müssen auch ihre Stimmbänder einiges leisten. Die Stimme muss in dieser Phase der Pubertät immerhin eine Veränderung um eine Oktave nach unten bewältigen. Aber die Jugendlichen wissen das gar nicht richtig zu schätzen. Was wohl mit dem charakteristischen "Kieksen" zusammenhängt, das damit einhergeht und als sehr peinlich empfunden wird.

Auch Mädchen kommen in den Stimmbruch

Kein Wunder, denn es kann die Mädchen in der Klasse oder der Clique schon mal zum Kichern bringen, wenn die Töne völlig verzerrt und schief aus dem Mund eines Jungen kommen. Klar, die Mädels haben es in dieser Hinsicht einfacher. Was vor allem daran liegt, dass ihr Testosteronspiegel im Blut wesentlich geringer ist. Ihre Stimme macht zwar ebenfalls einen Stimmwechsel durch, davon merkt man allerdings in der Regel nichts. Denn die Stimmlippen der Mädchen wachsen nur um wenige Millimeter. Ein bisschen Heiserkeit ist oft alles, was an Begleiterscheinungen zu spüren ist.

Ein Satz - mehrere Tonlagen

Die Stimmlippen der Jungs allerdings dehnen sich um bis zu einen Zentimeter. Die Stimmbänder werden also länger und sie werden dicker. Der Hals des Jungen wächst, der Kehlkopf verlagert seine Position und sein Schildknorpel wird häufig als sogenannter Adamsapfel sichtbar. Das alles passiert nicht im Laufe weniger Tage und schon gar nicht gleichmäßig und das ist das Problem. Das eine Stimmband wächst zum Beispiel oft schneller als das andere, die Muskeln brauchen ein wenig Zeit um sich anzupassen und das Krächzen lässt sich nicht mehr vermeiden. Die Stimme klingt oft rau und brüchig, sie ist instabil, produziert mal hohe und mal tiefe Töne.

Ein großer Trost für Betroffene: Es dauert nicht lange

Der Zeitpunkt, an dem die Stimme immer wieder mal wegbricht, liegt im Durchschnitt bei 13,5 Jahren. Bei manchen beginnt der Prozess bereits mit elf, andere bekommen ihre "Erwachsenenstimme" erst mit 16, bei einigen merkt man sogar gar nichts davon. All das ist völlig normal. Wirklich ausgereift ist die männliche Durchschnittsstimme sowieso erst mit Mitte Zwanzig.

Durch den Stimmbruch muss man durch. Experten sprechen hier übrigens lieber vom "Stimmwechsel", denn schließlich geht ja nichts kaputt! Aber egal, ob Stimmbruch oder Stimmwechsel, das Schlimmste ist in der Regel nach einigen Monaten vorbei. Nur wenige haben sehr viel länger damit zu kämpfen. "Wenn es aber ganz schlimm wird, kann man den Jugendlichen bei dem Prozess unterstützen, die eigene Stimme zwischen all den vielen Tönen zu finden“, beruhigt der Logopäde Andreas Back. "Letztendlich geht es ja darum, die so genannte mittlere Sprechstimme zu finden. Sie zu hören und wahrzunehmen, sie richtig einzusetzen, mit ihr klarzukommen und sie eben auch als die neue eigene Stimme anzunehmen.“

Stimmwechsel birgt Risiken

Es kann aber auch zu richtigen Problemen kommen. Fachleute sprechen hier von "Mutationsstimmstörungen". Was verschiedene Ursachen haben kann: Die Hormone können genauso eine Rolle spielen wie Schwerhörigkeit. Aber auch psychische Faktoren können dahinterstecken. "Der Stimmwechsel fällt genau mit der Pubertät zusammen und es gibt Kinder, die diese Veränderung nicht annehmen wollen oder können. Sie klammern sich bewusst oder auch unbewusst an ihre Kinderstimme.“

Man hat festgestellt, dass dahinter häufig eine besonders starke Mutter-Kind-Bindung steckt und der Junge auf diese Weise entscheidende Schritte ins Erwachsenenleben verweigert. In einem solchen Fall ist es also allein mit einer logopädischen Behandlung nicht getan, hier braucht es psychotherapeutische Unterstützung.

Sänger haben es leichter und schwerer zugleich

Jungs, die gerne mit ihrer Stimme arbeiten, Sänger oder zum Beispiel auch Schauspieler oder Moderatoren, haben natürlich deutlich mehr Schwierigkeiten mit dem Stimmwechsel als andere. Beim Windsbacher Knabenchor bemüht man sich, die angehenden Männer in dieser sensiblen Phase aufzufangen, und zwar im so genannten "Mutantenstadl". Hier kümmert man sich - auch stimmbildnerisch - ganz intensiv um die Jungs, die sich gerade zwischen Knaben- und Männerstimme befinden. Schließlich sind sie die neuen Tenöre beziehungsweise Bässe des Chors.

Und heute weiß man: Regelmäßiges Singen erleichtert den Wechsel. Der Chorleiter Karl-Friedrich Beringer sieht aber nicht nur die praktische Seite des "Mutantenstadls", sondern auch die psychologische: "Der Stimmbruch ist für unsere Jungs die hochpubertäre und daher schwierige Zeit. In dieser 'Null-Bock-Phase‘ muss man mit viel Verständnis und Begeisterung jeden einzelnen motivieren.“ Teenie-Star Bill Kaulitz, Sänger der Band Tokio-Hotel, hat es dabei noch leichter: Seine Songs wurden eben einfach für ihn umgeschrieben.

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