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Keine Empfehlung fürs Gymnasium: Dirk erzählt


Keine Empfehlung fürs Gymnasium
Dirk und sein Sohn Luis: "Es war eine riesige Enttäuschung"

Von t-online
Aktualisiert am 04.07.2016Lesedauer: 3 Min.
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Dirk* und seine Frau hatten sich eigentlich nie Gedanken darüber gemacht, dass das Thema Schulempfehlung mal zu einem Problem werden könnte. Immerhin hatte ihre älteste Tochter ohne Schwierigkeiten den Wechsel aufs Gymnasium geschafft.

Da beide Elternteile selbst Abitur haben und Akademiker sind, setzten sie die gymnasiale Laufbahn eigentlich als selbstverständlich voraus. Doch bei ihrem Sohn Luis verlief alles anders: "Seine Lehrerin wollte ihm tatsächlich nur eine Hauptschulempfehlung geben.

Sie begründete dies mit seiner fehlenden Leistungsbereitschaft", erzählt Dirk. "Wir sind natürlich aus allen Wolken gefallen und haben uns gefühlt als würde ein Stück heile Welt zusammenbrechen, denn wir sind fest davon ausgegangen, dass eine Empfehlung ausgesprochen wird."

Fehlende Leistungsbereitschaft

Da Dirk mit seiner Familie in einem Bundesland wohnt, wo die Eltern bei der Entscheidung über eine weiterführende Schule das letzte Wort haben, versuchten sie alles, um das Ruder noch herumzureißen.

"Nachdem wir für Luis nach einigen Gesprächen in der Grundschule schließlich doch das 'Upgrade‘ zu einer Realschulempfehlung herausschlagen konnten, haben wir im Umkreis etliche Privatschulen abgeklappert", erinnert sich Luis Vater.

"Unser taktischer Fehler war aber, dass wird Luis auf dem gymnasialen Zweig anmelden wollten und da waren schon alle Plätze vergeben - wir gingen leer aus." Schließlich entschied sich die Familie zähneknirschend für eine staatliche Gesamtschule.

Engagierte Lehrer und schwierige Kinder

"Dort sind wir zwar auf aktive und angenehme Lehrer, Sozialarbeiter und Mediatoren getroffen, die sich sehr engagierten", erzählt Dirk, "doch das Problem war das Klientel mit vielen Kindern aus bildungsfernen und problematischen Verhältnissen. Eine hohe Gewaltbereitschaft, Cliquenwirtschaft und auch Mobbing gehörten leider dazu. Soziale Kompetenz - Fehlanzeige."

Luis fühlte sich, obwohl er mit den Anforderungen gut zurechtkam, dementsprechend unwohl, wollte am liebsten gar nicht mehr in die Schule gehen: "Er war so frustriert, dass er nie über seinen Tag dort erzählte. Er fraß alles in sich hinein, zog sich zurück", berichtet Dirk. "Mittags schmiss er einfach seinen Ranzen in die Ecke und berührte ihn bis zum nächsten Morgen nicht mehr. Das Thema Schule war dann aus seinem Leben ausgesperrt."

Im Nachhinein denken Luis Eltern, dass es besser gewesen wäre, ihren Sohn schon nach einigen Wochen wieder von der Schule zu nehmen und eine Alternative zu suchen.

Doch Luis geht nach wie vor auf die Gesamtschule - besucht gerade die achte Klasse. Er hat sich arrangiert, seine Leistungen sind in Ordnung und seine Eltern sind zuversichtlich, dass er nach der mittleren Reife auf ein Oberstufenkolleg wechselt und das Abitur schafft.

Binnendifferenzierung und Förderstufe im alten Klassenverband

Das Fazit von Dirk ist dennoch kritisch: "Obwohl die Schule gut strukturiert und das Kollegium sehr bemüht um die Förderung seiner Schüler ist, würden wir uns nicht mehr für diesen Weg entscheiden. Es gibt dort einfach zu viele Quertreiber, Chaoten und Blockierer, durch die auch das Leistungsniveau nicht sehr hoch ist."

Um den Übergang auf weiterführende Schulen besser zu gestalten, wünscht sich Dirk einige Veränderungen: "Die Aufteilung der Schüler auf andere Schulformen erfolgt in Deutschland viel zu früh. Dadurch werden die Kinder aus ihrem vertrauten Lernumfeld herausgerissen, in dem sie sich meist gut eingerichtet hatten", kommentiert Dirk.

"Ich finde deshalb die Idee der Förderstufe interessant. Hier könnten die Schüler im ursprünglichen Klassenverband bis zur siebten Klasse gemeinsam lernen und etwas gereifter und vielleicht auch entspannter auf die nächste Schule wechseln."

Eine "Binnendifferenzierung" - idealerweise mit zwei Lehrkräften pro Klasse - könnte ebenfalls helfen, zu gerechteren Beurteilungen zu kommen, so die Überzeugung von Dirk. Denn hier wäre es durch unterschiedliche Anforderungen und Arbeitsmaterialien möglich, viel individueller und flexibler auf die Stärken jedes einzelnen Schülers einzugehen und sie zu fördern.

Bis es jedoch einen solchen Königsweg gibt, liegt es vor allem in Bundesländern mit unverbindlicher Empfehlung für weiterführende Schulen letztendlich an den Eltern die geeignete Schulform für ihren Nachwuchs nach vier Jahren Grundschule zu finden.

Bei Dirk und seiner Frau ist es bald wieder so weit: Dann steht bei ihrer jüngsten Tochter der Wechsel an. Die Eltern wissen jetzt schon, gleichgültig wie die Empfehlung ausfällt, dass nur eine Privatschule in Frage kommt, wo alle Zweige und die Wahl zwischen G8 und G9-Abitur möglich sind.

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