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Bochumer Gesamtschule darf keine Gebühr für sauberes Klo einsammeln


Schulko-Misere
Geld fürs Geschäft - Schulklo-Gebühren sorgen für Ärger

Von dpa
Aktualisiert am 02.09.2013Lesedauer: 4 Min.
Die Bochumer Gesamtschule kassierte für den Besuch ihrer Premium-Toilette zehn Cent von den Schülern.Vergrößern des BildesDie Bochumer Gesamtschule kassierte für den Besuch ihrer Premium-Toilette zehn Cent von den Schülern. (Quelle: dpa-bilder)
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Um Schultoiletten gibt es viel Ärger. Trotz Reinigung sind sie oft verdreckt oder kaputt. In Bochum wollte eine Schule mit einer Gebühr Abhilfe schaffen - und bekommt dafür jetzt die Rote Karte. Andere Schulen praktizieren das Modell seit Jahren.

Soko Schultoilette gegründet

Kaum eine Elternversammlung kommt am Thema Schultoiletten vorbei. Egal ob Erstklässler oder Abiturienten - die Frage, wie man ohne Ekel sein Geschäft erledigen kann, zieht sich durch das ganze Schulleben. Lösungsversuche gibt es viele. Mit einem ist die Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Bochum nun gescheitert.

Ulrich Sauter als stellvertretender Schulleiter hatte vor Jahren die Soko Schultoiletten ins Leben gerufen. Als Ergebnis stand eine Toilette, die für 120.000 Euro frisch renoviert wurde und seitdem von einer Putzkraft betreut wird.

Zehn Cent für die Premium-Toilette

Die Angestellte stellt sicher, dass aus dem fein herausgeputzten Ort nicht nach wenigen Wochen wieder ein Ekelklo wird. Aber das Personal kostet Geld. Die Schüler mussten im vergangenen Schuljahr zehn Cent pro Besuch beisteuern. Im jetzt anlaufenden Schuljahr wollte die Schule auf eine Flatrate umstellen. Wer will, zahlt zehn Euro jährlich. Wer nicht will, geht kostenlos auf die anderen Schultoiletten.

"Es darf in der Schule keine Zweiklassengesellschaft geben"

Doch die Schulaufsichtsbehörde machte da nicht mehr mit. Die Bezirksregierung Arnsberg stoppte das Modell. "Es darf in der Schule keine Zweiklassengesellschaft geben", sagte Sprecher Christian Chmel-Menges. Die Bezirksregierung bezieht sich bei dieser Entscheidung auf einen Erlass des Schulministeriums in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2009, der die Errichtung von Premium-Toiletten verbietet.

"Schüler sollten für einen Klogang nicht bezahlen"

Der Vorsitzende der Landeselternkonferenz in Nordrhein Westfalen, Eberhard Kwiatkowski, steht hinter diesem Erlass. "Schüler sollten für einen Klogang nicht bezahlen. Und sie sollten nicht benachteiligt werden, wenn die finanziellen Mittel nicht da sind."

Nach seiner Meinung hätte die Schule in Bochum das geschickter lösen können. "Wir haben das an unserer Schule anders gemacht. Wir haben einmal im Jahr - wie auch beim Kopiergeld - etwas für den Unterhalt der Toiletten eingesammelt. Und wer dann nichts bezahlen konnte, durfte natürlich trotzdem aufs renovierte Klo gehen."

In Rheine werden 15 Euro fällig

Die Euregio Gesamtschule in Rheine im Münsterland hat 2008 ein ähnliches Konzept wie in Bochum umgesetzt. Dort zahlen die Schüler 15 Euro pro Jahr für den Gang auf die frisch renovierten Toiletten, die in einen Lern- und Erste-Hilfe-Bereich integriert sind. Aber es gibt auch weiterhin frei nutzbare stille Örtchen.

Verwunderung in Bayern

In anderen Bundesländern sorgt der Streit in NRW für Stirnrunzeln. "Dass Kinder in bayerischen Schulen etwas für die Toilettenbenutzung bezahlen müssten, ist in Bayern noch nie aufgeschlagen", sagte ein Sprecher des Bayerischen Gemeindetags am Montag in München.

Nur mit Schlüssel aufs Klo

In Schleswig-Holstein sagte Schulrätin Dagmar Lorenzen vom Schulamt Kiel, es gebe Schulen, die die Toiletten während der Schulstunden abschließen. Wer während des Unterrichts auf die Toilette muss, bekommt einen Schlüssel und es wird vermerkt, wer wann den Schlüssel hatte.

"Bezahltoiletten sind keine Lösung"

Dreckige Schultoiletten seien ein Dauerthema, sagt der Lübecker Schulrat Gustaf Dreier. Bezahltoiletten seien aber keine Lösung. "Die gibt es nicht und die wird es auch nicht geben."

Lösungen für das Klo-Dilemma

Bundesweit stellen Schultoiletten die Schulträger, Lehrer und Elternvertreter vor Probleme. Klamme Kommunen können oft nur mit Mühe verdreckte oder zerstörte Schulklos sanieren. Oft sind die Anlagen bereits wenige Wochen später wieder in einem erbärmlichen Zustand. Mit unterschiedlichen Ansätzen gehen die Verantwortlichen jetzt das Problem an. Neben Premium-Toiletten werden in Modellprojekten in Hessen neue Reinigungskonzepte getestet. Schüler müssen das Klopapier selbst mitbringen oder Videokameras sollen für Kontrollen sorgen. Lesen Sie dazu ein Interview mit Johannes Rück, vom gemeinnützigen Verein German Toilet Organization (GTO).

Kamera gegen Vandalismus

An fünf Schulen im hessischen Kreis Hersfeld-Rotenburg sollte Vandalismus auf Toiletten mit Kameras eingedämmt werden. An zwei Schulen wurden auch die Eingangstüren zum Vorraum der Toiletten gefilmt. Das rief die hessischen Datenschützer auf den Plan. Schultoiletten dürfen nach ihrer Ansicht nicht mit Videokameras überwacht werden. Auch das Filmen in Vorräumen sei fragwürdig.

Neues Reinigungskonzept

Damit Frankfurts Schulklos sauberer werden, wird derzeit an zwölf Schulen ein neues Reinigungssystem getestet. Die Reinigungskräfte werden dabei nicht mehr zu festgelegten Zeiten, sondern stärker nach Bedarf saubermachen. Zugleich soll laut Bildungsdezernat das Verantwortungsbewusstsein der Schüler für saubere Toiletten gestärkt und dazu ein pädagogisches Konzept entwickelt werden.

Aufsicht für Sauberkeit

In der Integrierten Gesamtschule in Köln-Holweide wachte nach einer teuren Renovierung des Schulklos von 2001 an eine Toilettenfrau über die Reinlichkeit auf dem stillen Örtchen. Damals wurden für die Benutzung der ersten bewirtschafteten Schultoilette Nordrhein-Westfalens von den Jugendlichen 20 Pfennig kassiert. Die Idee für das Projekt ging von einem Elternförderverein aus, der auch die Reinigungskraft bezahlt.

Sanitär-Trainerin

Die Ernst-Reuter-Schule im niedersächsischen Pattensen hat den Toiletten-Euro eingeführt, den die Eltern einmal im Monat freiwillig zahlen. Mit dem Geld wurde eine Sanitär-Trainerin bezahlt. Diese bemüht sich nun gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in einem neu gegründeten Schulklo-Komitee dauerhaft um die Sauberkeit der Toiletten und Waschräume.

Toilettentag

In der Grundschule am Weißen See in Berlin haben die Eltern einen jährlichen Schultoiletten-Tag initiiert. In einem Klo-Quiz und auf selbstgemalten Plakaten gibt es Informationen über Hygiene. Das ganze Jahr werden Toiletten und Waschräume zudem von einer "Klasse vom Dienst" auf Schäden und Reinlichkeit überprüft.

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