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Fehlgeburt - Trauer ein Leben lang


Fehlgeburt - Trauer ein Leben lang

dapd, t-online, Jenni Zwick

Aktualisiert am 21.09.2010Lesedauer: 6 Min.
Arzt hört mit Stethoskop Schwangere ab.Vergrößern des BildesOptimale Vorsorge kann das Risiko nur minimieren. (Bild: imago) (Quelle: imago-images-bilder)
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Bei mindestens zehn Prozent der Schwangeren kommt es zu einer Fehlgeburt. In mehr als drei Vierteln dieser Fälle geschieht dies in den ersten zwölf Wochen. Viele Frauen wissen in der ersten Zeit noch nicht, dass sie schwanger sind und nehmen den Abgang nur als starke Menstruationsblutungen wahr. Für die anderen Frauen sitzt die Trauer tief, denn das Wesen in ihrem Bauch sehen die meisten von Anbeginn der Schwangerschaft als ihr Baby an - das nun gestorben ist. Vor allem Frauen, die eine späte Fehlgeburt (Spätabort) haben, denken oft ihr Leben lang an das verlorene Kind. Im rechtlichen Sinne ist eine Fehlgeburt keine Entbindung, also entfällt der Mutterschutz. Zeit zum Trauern sollte sich eine betroffene Frau trotzdem nehmen. Doch wie kann sie den Tod des ungeborenen Kindes verarbeiten? Wie kommt es zu Fehlgeburten, was sind Anzeichen dafür und wie können Schwangere vorbeugen?

Schuldgefühle nach einer Fehlgeburt

Mediziner und Psychologen sind sich einig: Eine ordentliche Verabschiedung vom abgegangenen Fötus ist wichtig, damit man gedanklich frei für eine mögliche nächste Schwangerschaft ist, und diese positiv verlaufen kann. Nach dem Abgang sollten die Schwangere und ihr Partner sich Zeit nehmen, um den Verlust des ungeborenen Kindes zu betrauern. Vor allem Schuldgefühle müssen verarbeitet werden. Hängt die Frau mit ihren Gedanken bei einem Glas Wein, das sie auf einem Geburtstag getrunken hat, und gibt sich deshalb die Schuld, erschwert das die Verarbeitung der Fehlgeburt. Manche Frauen fühlen sich allgemein schuldig, weil ihr Körper anscheinend nicht dazu fähig ist, ein Kind zu gebären. Auch wenn jede Frau ihr eigenes Tempo bei der Bewältigung der Trauer hat - die Zeit dafür sollte angemessen sein. Verliert sich die Frau in ihrem Schmerz, ist es sinnvoll bei einer Selbsthilfegruppe oder einer Psychologin Hilfe zu suchen. Manchen Frauen hilft es, Tagebuch zu schreiben. Viele nutzen Foren und Chatrooms im Internet, um ihre Gedanken und Gefühle mit anderen Betroffenen teilen zu können. Auch ein Trauerritual mit dem Partner kann helfen, über die Fehlgeburt hinweg zu kommen.

Der Abschied fällt schwer

Anke Rohde, Professorin für Gynäkologische Psychosomatik, empfiehlt betroffenen Paaren bei einer späten Fehlgeburt oder einer Totgeburt, vom Kind Abschied zu nehmen. Das könne zum Beispiel durch Ansehen und Halten des Kindes oder die Mitnahme von Fotos und Fußabdruck geschehen. Hilfreich sei auch, dem totgeborenen Kind einen Platz in der Familie zu geben, etwa durch Namensgebung oder Segnung. Manchen helfe bei der Verarbeitung auch, das Kind zu bestatten. Die Medizinerin ermutigt dazu, sich dem Schmerz der Situation zu stellen. Dies kann helfen, die Trauer zu lindern und langfristig den Umgang mit dem Verlust zu erleichtern. Auch ist es gut, mit eventuell vorhandenen Geschwistern über das Erlebnis zu sprechen und für Fragen der Kinder offen zu sein - natürlich angepasst an Alter und Verständnisfähigkeit.

Der Verlust sitzt tief

Bei vielen Frauen bleibt der Gedanke an das verlorene Kind ein Leben lang präsent. Am Jahrestag der Fehlgeburt steigen die Erinnerungen hoch, und sie durchleiden ihren Verlust noch einmal. Auch den eigentlichen Geburtstermin vergessen sie nicht. Wie stark solche Gefühle sind, hängt sicherlich von der Länge und Intensität des Kinderwunsches ab - und davon, ob die Frau nach der Fehlgeburt noch weitere Kinder bekommen kann. War die Schwangerschaft lang ersehnt oder Ergebnis einer Sterilitätsbehandlung, ist die Enttäuschung oft besonders groß. Auch wenn bereits mehrere Fehlgeburten aufgetreten sind, ist die seelische Belastung für die Betroffenen sehr ausgeprägt.

Häufigkeit von Fehlgeburten

Kommt ein Kind vor der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt oder wiegt unter 500 Gramm, sprechen Mediziner von einer Fehlgeburt (Abort). Bei einer Fehlgeburt ist das Kind noch so unterentwickelt, dass es nicht zum eigenständigen Leben fähig ist. Das bedeutet, dass nach der Geburt keine Lebenszeichen wie Atmung oder Herzschlag erkennbar sind. Innerhalb des ersten Schwangerschaftsdrittels kommt es - oft unbemerkt - häufig zu Fehlgeburten, wenn sich das Kind nicht richtig entwickelt, die Schwangere sich mit Krankheitserregern infiziert oder andere schädigende Einflüsse von außen einwirken. Oft weiß eine Frau zum Zeitpunkt der Fehlgeburt noch nicht einmal von ihrer Schwangerschaft und bemerkt lediglich eine ungewöhnlich starke oder verspätete Menstruationsblutung. Wie häufig Fehlgeburten insgesamt auftreten, kann daher auch nicht endgültig bestimmt werden. Nachdem eine Schwangerschaft sicher festgestellt wurde, kommt es bei ungefähr zehn bis 15 Prozent der Frauen zu einer Fehlgeburt.

Wie kommt es zu einer Fehlgeburt

Neben einer nicht lebensfähigen Eizelle gibt es für Fehlgeburten viele Ursachen. Die häufigsten sind:

  • Gebärmuttermissbildungen oder Myome: Myome sind eigentlich gutartige Tumore, die aber die Eizelle daran hindern können, sich einzunisten.
  • Hormonelle Ursachen: Bei der so genannten Gelbkörperschwäche kommt es meistens durch Stress in der Schwangerschaft zu einem Abort. Bei manchen Frauen spielen auch Probleme mit der Schilddrüse eine Rolle. In beiden Fällen können Medikamente eine Fehlgeburt verhindern - der Frauenarzt muss allerdings frühzeitig die richtige Diagnose stellen.
  • Infektionen: Besonders aufmerksam sollten Schwangere bei der Hygiene sein. Aufsteigende Infektionen an der Vagina kommen häufig vor und können eine Fehlgeburt verursachen. Bei den Vorsorgeuntersuchungen werden zwar die PH-Werte getestet, doch wer auch in der Zwischenzeit sicher gehen will, kann sich auch in der Apotheke einen PH-Handschuhtest besorgen. Bei erhöhtem PH-Wert: unbedingt zum Arzt!
  • Erkrankungen der Schwangeren: Der Körper stößt befruchtete Eizellen ab, wenn die Schwangere schwere Krankheit hat. Dazu zählen beispielsweise Autoimmunerkrankungen, schwere Diabetes, Störungen der Blutgerinnung, Kontakt mit Schadstoffen, Stoffwechselerkrankungen oder Nierenerkrankungen.
  • Der Fötus selbst ist krank: Am häufigsten sind hier Chromosomenanomalien und Fehlbildungen.
  • Äußere Einflüsse: Medikamente, Schadstoffe und Drogen wie Alkohol, Nikotin und illegale Rauschgifte können Fehlgeburten begünstigen.

Frühwarnzeichen

Gehen Sie bei Auffälligkeiten in der Schwangerschaft sofort zum Arzt. Vor allem eine Blutung aus der Scheide ist ein wichtiges Symptom einer Fehlgeburt. Die Stärke der Blutung kann von wenigen Blutstropfen in der Unterwäsche bis hin zu einem starken Blutverlust reichen. Letzterer kann für die Schwangere sogar lebensbedrohlich sein. Obwohl jede vaginale Blutung ernst zu nehmen ist, muss sie nicht zwangsläufig Zeichen einer Fehlgeburt sein. Zunächst einmal gilt: Ruhe bewahren und den Frauenarzt aufsuchen.

Weitere Warnzeichen sind Schmerzen im Unterbauchbereich, die krampfartig auftreten und an starke Menstruationsbeschwerden erinnern. Im späteren Verlauf der Schwangerschaft können auch der Abgang von Gewebe oder der Ausfluss von Fruchtwasser aus der Scheide Symptome auf eine Fehlgeburt hindeuten. Droht ein Abort, sollten Sie sich auf jeden Fall schonen. Verzichten Sie auf Sport oder darauf, schwere Einkaufstüten zu schleppen. Versuchen Sie auch, psychische Belastungen zu vermeiden. Bei Blutungen und einer Gebärmutterhalsschwäche ist Bettruhe hilfreich.

So kann man vorbeugen

Zu den meisten Fehlgeburten kommt es, ohne dass die Schwangere im Vorfeld größeren Einfluss auf den Abgang hat. Doch durch einen gesunden Lebensstil ohne Alkohol oder Nikotinbelastungen können werdende Mütter aber zu einem positiven Verlauf ihrer Schwangerschaft beitragen. Auch ausreichende, gemäßigte Bewegung fördert die Entwicklung des Fötus und das eigene Wohlbefinden. Sinnvoll ist es außerdem, Erkrankungen oder körperliche Fehlbildungen, die zu einer Fehlgeburt führen könnten, von einem Arzt abklären und, wenn möglich, behandeln zu lassen. Ein wichtiger und oft unterschätzter Faktor ist außerdem psychischer und physischer Stress. Schwangere sollten daher versuchen, stressige Situationen oder große Projekte im Job zu vermeiden. Auch sollten sie sich nicht zu viele Gedanken und Sorgen um ihre Schwangerschaft machen. Zur Beruhigung: Nach einer Fehlgeburt werden 98 Prozent aller Frauen problemlos schwanger und gebären ein gesundes Kind. Wenn eine Schwangere aber zwei- bis dreimal eine Fehlgeburt hatte, sollten weitere Tests beim Frauenarzt erfolgen.

Sechsmonatige Pause umstritten

Bislang rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Frauen nach einer Fehlgeburt zwar mindestens sechs Monate bis zur nächsten Schwangerschaft zu warten. Dies ist jedoch insbesondere in den Industrieländern umstritten, da dort viele Frauen mit Kinderwunsch schon über 35 Jahre alt sind. Längere Wartefristen gefährden bei ihnen nicht nur den Erfolg einer Schwangerschaft, sondern mitunter auch die Gesundheit des Kindes. "Frauen über 35 haben eher Probleme mit der Empfängnis, und 40-Jährige haben ein 30-prozentiges Risiko für eine Fehlgeburt", schreiben Epidemiologen der schottischen Universität Aberdeen im "British Medical Journal".

Laut ihrer Untersuchung müssen Frauen den sechsmonatigen Sicherheitsabstand zur nächsten Schwangerschaft nicht einhalten. Das Risiko für Komplikationen sinke sogar, wenn sie bereits früher wieder schwanger werden. Die Wissenschaftler werteten die Daten von mehr als 300.000 Frauen aus, die in schottischen Kliniken zwischen den Jahren 1981 und 2000 behandelt wurden. Die meisten von ihnen hatten bei der ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt erlitten. Wurden diese Frauen danach binnen sechs Monaten erneut schwanger, erlitten sie weniger Komplikationen als jene Teilnehmerinnen, die bis zur Empfängnis sechs bis zwölf Monate warteten: Sie hatten seltener weitere Fehlgeburten, benötigten weniger Kaiserschnitte und brachten ihre Kinder eher zum vorgesehenen Termin zur Welt. Die Forscher raten der WHO deshalb, ihre geltenden Empfehlungen zu überprüfen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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