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Sexuelle Aufklärung von Kindern: Tipps für Eltern


So kann sexuelle Aufklärung gelingen

t-online, Simone Blaß; rev

Aktualisiert am 04.01.2018Lesedauer: 4 Min.
Ein junges Paar küsst sich: Um die sexuelle Aufklärung sollten sich vor allem die Eltern kümmern.Vergrößern des BildesEin junges Paar küsst sich: Um die sexuelle Aufklärung sollten sich vor allem die Eltern kümmern. (Quelle: majesticca/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Eltern sind oft unsicher, wann der richtige Zeitpunkt für die sexuelle Aufklärung ist und wie sehr sie ins Detail gehen sollen. Dabei tragen sie noch vor der Schule die Verantwortung für die Aufklärung der Kinder.

2015 sind in Deutschland 375 Kinder zur Welt gekommen, die eine Mutter im Alter zwischen zehn und 15 Jahren hatten. Das geht aus der Eurostat-Datenbank hervor. Zudem gab es laut Statistischem Bundesamt 337 Schwangerschaftsabbrüche bei Mädchen unter 15 Jahren. Das genaue Alter der Mütter wird seit 2002 aus Datenschutzgründen nicht mehr in der Statistik berücksichtigt. Damals waren aber sogar noch 20 Abtreibungen bei Zehnjährigen verzeichnet worden.

Diese Zahlen drücken aus, wie wichtig sexuelle Aufklärung für Jugendliche, aber auch schon Jüngere ist. Verschiedene Jugendstudien zeigten zudem, dass Deutschlands Jugendliche in Sachen Sexualität heute keineswegs viel besser Bescheid wissen als frühere Generationen. Vor allem beim Thema Verhütung haben viele Mädchen und Jungen große Wissenslücken.

Medien vermitteln ein falsches Bild von Sexualität

In unserer Gesellschaft herrscht eine extreme Offenheit beim Thema Sexualität. Allerdings nur vermeintlich. Denn nur, weil vor allem in den Medien viele Tabus gefallen sind, bedeutet das nicht, dass auch in den Familien – also gerade da, wo es notwendig wäre – offen mit dem Thema umgegangen wird. Hinzu kommt, dass sich Heranwachsende oft unter Druck gesetzt fühlen und glauben, eine sexuelle Beziehung beziehungsweise frühe Erfahrungen auf diesem Gebiet seien notwendig, um in der Clique anerkannt zu werden. Das führt dazu, dass Jugendliche manchmal Geschlechtsverkehr haben, ohne dazu überhaupt schon bereit zu sein.

Sadomaso-Praktiken, Gruppensex oder Sodomie – viele Jugendliche halten das für normal. Schuld daran sind Videos aus dem Internet, die sich bereits auf dem Pausenhof von Handy zu Handy verbreiten und das Bild vom "Normalen" komplett verzerren. Hiermit wird ein falscher Maßstab für die eigene Sexualität gefördert. Vor allem Jungs sind anfällig dafür, sich an Pornografie zu orientieren. Sie gehen oft mit völlig falschen Vorstellungen in ihre erste Beziehung und fühlen sich einem Gruppendruck ausgesetzt.

Bei der Aufklärung sind Eltern und Schulen gefordert

Dem Sexualkundeunterricht wurde in der Vergangenheit häufig vorgeworfen, er wecke erst das Interesse an Dingen, für die die Kinder noch zu jung wären. Eine Aufklärung, die erst bei Pubertierenden ansetzt, kommt aber häufig zu spät. Entweder, weil erste sexuelle Erfahrungen bereits gemacht wurden, oder, weil sich die Jugendlichen dann nicht mehr trauen, ihre Fragen zu stellen – aus Angst vor der Blamage.

Hier sind die Eltern, aber auch die Schule gefragt. Beratungs- und Aufklärungsangebote müssen leicht zugänglich gemacht werden. Es genügt nicht, nur die Vorgänge im Körper und das Thema Verhütung anzusprechen. Auch das partnerschaftliche Miteinander sollte thematisiert werden. Sonst wird die sexuelle Freiheit schnell zu einem sexuellen Zwang.

Eltern sollten ihre Verantwortung nicht unterschätzen

Der in den Schulen angebotene Sexualkundeunterricht ist als Unterstützung gedacht. Die eigentlichen Inhalte des Sexualkundeunterrichts, der inzwischen bereits in den Grundschulen gehalten wird, variieren stark von Lehrer zu Lehrer. Manche Lehrkräfte holen sich Unterstützung aus Beratungsstellen, manche gehen sehr ins Detail, andere beschränken sich auf körperliche Vorgänge und reagieren bei heiklen Themen nur.

Oftmals werden lediglich die biologischen Inhalte vermittelt, alltagstaugliche Informationen wie die korrekte Verwendung von Verhütungsmitteln, bleiben außen vor. Eltern dürfen sich also auf keinen Fall rein auf den Sexualkundeunterricht als Aufklärungsmittel verlassen.

Übrigens: Auch streng muslimisch erzogene Mädchen dürfen nicht vom Sexualkundeunterricht befreit werden, da hier ein über die Verfassung verankerter eindeutiger Bildungsauftrag für die Schulen besteht. Die Lehrkraft muss aber auf religiöse Gefühle Rücksicht nehmen.

Sexuelle Aufklärung von Kleinkindern

Aufklärung beginnt eigentlich bereits im Kleinkindalter. Hier werden zwar keine detaillierten Erklärungen erwartet, aber wie welcher Körperteil heißt, wie das Baby in Mamas Bauch und vor allem, wie es wieder herauskommt, das interessiert bereits Dreijährige oft brennend. Kinder fragen aber nur so viel, wie sie gerade verarbeiten können.

Man sollte also auch nur das beantworten, was gefragt wurde. Das allerdings offen und ehrlich und ohne die Metaphern von Schmetterlingen oder Bienen. Ungefähr in der dritten oder vierten Klasse ist es laut Experten gut, wenn Kinder Informationen bekommen, was sie in der Pubertät erwartet.

Komplizierter wird es, wenn mit steigendem Alter auch die Intensität der Fragen zunimmt, wenn immer mehr ins Detail gegangen werden muss und manche Gespräche für viele Eltern vor allem Jugendlicher einen peinlichen Charakter annehmen können. Wenn dem so ist, dann sollte man sich Hilfe holen und jemanden mit der Aufgabe betrauen, dem es leichter fällt. Das kann eine Person aus der Familie sein, aber auch eine offizielle Stelle wie zum Beispiel Pro Familia.

Die richtige Familienatmosphäre ist Grundlage für gute sexuelle Aufklärung

Zusätzlich gibt es für jede Altersstufe gute Literatur, die man unterstützend als Gesprächsbasis dazunehmen kann. Auch jugendgerechte Webseiten können ab einem bestimmten Alter wichtige Informationen liefern. Der Medienkonsum sollte allerdings begleitet werden: Eine Verzahnung von reinem Wissen und persönlichem Gespräch ist wichtig. Hier geht es nicht nur darum, Teenagerschwangerschaften oder die Verbreitung von HIV zu vermeiden, hier geht es auch darum, selbstbewusste und selbstbestimmte Menschen zu erziehen, und darum, dass Sexualität nicht nur eine Tatsache, sondern eng mit Gefühlen, Zärtlichkeit und Nähe verbunden ist.

Eine vertrauensvolle und offene Familienatmosphäre, in der man sich nicht scheuen muss, Fragen zu stellen, ist die beste Grundlage für eine gute Aufklärung – und damit für selbstbewusstes Handeln und eine gesunde Einstellung zur Sexualität.

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