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Geburtenrate im Europavergleich: Deutschland gehört zu Schlusslichtern


Schwangerschaft
Geburtenrate: Haben die Deutschen keine Lust mehr auf Kinder?

Von dpa, t-online, dapd
Aktualisiert am 17.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Die Geburtenrate liegt in Deutschland bei 1,39 Kindern pro Frau.Vergrößern des BildesDie Geburtenrate liegt in Deutschland bei 1,39 Kindern pro Frau. (Quelle: imago-images-bilder)
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Immer weniger Deutsche wollen Kinder bekommen. Im europaweiten Vergleich der Geburtenraten liegt Deutschland auf den hinteren Plätzen. Es gibt nur zehn Länder, in denen noch weniger Kinder geboren werden. Noch drastischer: Weltweit hat Deutschland den höchsten Anteil dauerhaft kinderloser Frauen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).

Das BIB, das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist, hat in dieser Studie sämtliche Daten zur Geburtenentwicklung kombiniert und erstmals auch die Gefühlslage der Deutschen bei der Frage der Familienplanung berücksichtigt.

Deutschland gilt als "Niedrig-Fertilitäts-Land"

In Deutschland lag der statistische Durchschnitt im Jahr 2010 bei 1,39 Kindern pro Frau - das ist der elftletzte Platz in Europa. Lettland ist laut Studie mit einer Quote von 1,17 das europäische Schlusslicht. Im letzten Drittel liegen außerdem Bosnien (1,2) und Ungarn (1,25).

In Island bekommen Frauen die meisten Kinder. Das Land im hohen Norden führt mit 2,20 Kindern die Statistik an, gefolgt von Irland (2,007), der Türkei (2,04) und Frankreich (2,01). Während in einigen Ländern Europas in den vergangenen Jahren wieder mehr Babys auf die Welt kamen, bleibt dieser Trend in Deutschland aus.

Deutschland ist ein Land der Kleinfamilien. In der Sprache der Demographen gilt Deutschland schon seit Mitte der 70er Jahre als "Niedrig-Fertilitäts-Land". "Nach 40 Jahren Geburtentief ist anzunehmen, dass sich dieses Verhaltensmuster verfestigt hat," heißt es in der Studie.

Auch weltweit betrachtet gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenziffern. Laut Mikrozensus 2008 war ein Viertel der Frauen des Geburtsjahrgangs 1967 in den alten Bundesländern kinderlos. Dieser Wert sei im internationalen Vergleich außerordentlich hoch.

Familie und Beruf in Deutschland schwer vereinbar

Als Gründe für die sinkende Geburtenrate in Deutschland werden in der Studie vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft sowie die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter genannt.

Vor allem in Westdeutschland prägt der Studie zufolge das noch immer präsente Leitbild von der "guten Mutter" die Familienstrukturen. Dazu gehöre die Auffassung, dass Kinder bis zum dritten Lebensjahr von der Mutter betreut werden sollten. Wer einen anderen Weg wähle, gelte schnell als "Rabenmutter". Die Studienautoren folgern: Wenn "weder das traditionelle Hausfrauenmodell noch die Erwerbstätigkeit mit Kindern als attraktiv erscheint, werden Entscheidungen gegen Kinder begünstigt." Im Osten Deutschlands sei es dagegen sozial akzeptiert, dass berufstätige Frauen ihre Kleinkinder in Krippen betreuen lassen.

Dagegen wirkten sich im Osten unsichere berufliche und finanzielle Perspektiven negativ auf die Geburtenrate aus. Viele Paare bekämen deshalb nicht mehr als ein Kind. Während in Westdeutschland Ehe und Elternschaft weiterhin eng verknüpft sind, werden im Osten Deutschlands weit mehr als die Hälfte der Kinder von nicht verheirateten Frauen geboren und wachsen mit nicht verheirateten Eltern auf.

Gut ausgebildete Frauen bekommen weniger Kinder

In Deutschland bekommen gut ausgebildete Frauen der Studie zufolge weniger Kinder als Frauen mit geringem Bildungsstand. Frauen ohne Berufsabschluss bekommen durchschnittlich 1,8 Kinder. Der Anteil kinderloser Frauen ist bei dieser Gruppe mit 17,4 Prozent besonders niedrig. 32 Prozent haben sogar drei oder mehr Kinder.

Kinder machen glücklich! Die meisten Kinderlosen glauben das nicht

Generell ist in Deutschland der Wunsch nach einem Kind deutlich schwächer ausgeprägt wie in anderen europäischen Ländern. In nur sechs weiteren Ländern möchte die Mehrheit der Befragten keine oder ausdrücklich weniger als zwei Kinder bekommen. Nicht einmal die Hälfte der kinderlosen Deutschen zwischen 18 und 50 Jahren glaubt, dass sie im Leben glücklicher seien, wenn sie in den nächsten drei Jahren ein Kind bekämen.

Was wir von Frankreich und Skandinavien lernen können

Die Studienautoren erklären die höhere Geburtenziffer im Nachbarland Frankreich mit der besseren Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit. Und in den nordeuropäischen Ländern werde eine "Politik der Gleichstellung der Geschlechter betrieben, die mit einem hohen Geburtenniveau einhergeht."

Bundesfamilienministerium nimmt die Firmen in die Pflicht

In Reaktion auf die Studie betonte das Bundesfamilienministerium, Kindertagesstätten würden weiter ausgebaut, das Elterngeld werde nicht gekürzt, Betreuungsgeld werde eingeführt. Mehr Engagement müsse die Wirtschaft zeigen. "Mehr Betriebskindergärten, mehr Anerkennung von Teilzeitarbeit - das müssen die Unternehmen als Investition und nicht als Belastung wahrnehmen", sagte eine Sprecherin.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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