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Fruchtwasseruntersuchung - Fallgeschichte 4: Jana


"Da wird einfach ein Todesurteil gefällt"

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 16.03.2015Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Willen der Ärzte würde Noah heute nicht leben.Vergrößern des BildesNach dem Willen der Ärzte würde Noah heute nicht leben. (Quelle: Privat)
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Eigentlich war die Familienplanung schon abgeschlossen. Aber dann kündigte sich in der bereits sechsköpfigen Patchworkfamilie noch mal Nachwuchs an - Zwillinge. Doch nur einer der beiden überlebte. Heute ist Noah acht Monate alt und der Liebling aller. Wäre es allerdings nach den Ärzten gegangen, so hätte auch er sterben müssen. Bis kurz vor der Geburt riet man Jana immer wieder zur Abtreibung.

"Heute würde ich keine Fruchtwasseruntersuchung mehr machen", da ist sich Jana sicher. "Doch damals habe ich gar nicht darüber nachgedacht. Ich war über 40, meine Frauenärztin riet dazu und ich ging hin." Als nach zwei Wochen das Telefon klingelte, hatte die Mittvierzigerin schon kein gutes Gefühl. "Dann ging alles so schnell. Die Ärztin sagte mir, dass unser Kind Trisomie 21 habe, dass ich noch heute den Befund abholen müsse, danach zur Konfliktberatung bei der AWO und zu einem Gespräch mit einem Humangenetiker. Ich war total geschockt."

Wer wünscht sich schon ein behindertes Kind?

Ihr Mann Steffen kam sofort nach Hause, tröstete sie und weinte mit ihr. "Schließlich wünscht sich niemand ein behindertes Kind." Ein Gespräch bei der Ärztin erklärte die Eile: Der Abtreibungstermin stand bereits fest. Gefragt hatte die beiden niemand. "Das war das Schlimmste. Da hat es uns die Beine weggezogen. Wir wollten doch nur wissen, was genau los ist, welche Möglichkeiten es gibt, und die fällen einfach ein Todesurteil."

Das Baby schien allen egal zu sein

Die Aufregung war zu viel für die schwangere Jana. Sie brach zusammen, kam ins Krankenhaus. Dasselbe, in dem die Abtreibung geplant war. "Ich war völlig fertig, habe das Kind nicht mehr gespürt. Die haben mir einfach eine Infusion gegeben und niemand hat nach dem Zwerg gesehen." Stattdessen erklärte man Jana, sie solle sich schnell entscheiden, denn die Abtreibung wäre dann leichter und die Gefahr, das Kind könne überleben, deutlich geringer. "In dieser Nacht hatten wir beide viel Zeit zum Nachdenken und morgens stand unser Entschluss fest: Wir wollten das Kind behalten. Egal, was die alle sagen."

"Wir wollten wissen, was auf uns zukommt"

Steffen nahm die Sache in die Hand. Er setzte einen Untersuchungstermin bei einem Spezialisten in Leipzig durch, um zu sehen, wie stark das Baby behindert sein würde und fand eine Familie mit einem kleinen Down-Syndrom-Mädchen, das bereit war, Auskunft zu geben. "Wir haben beide beruflich mit Behinderten zu tun, aber ein eigenes Kind ist doch noch mal etwas anderes. Wir wollten wissen, was auf uns zukommt. Welche Aufgaben sind zu erfüllen, wie ist das Leben mit einem solchen Kind, was gibt es an Frühförderung?" Der Nachmittag bei Miriam und ihrer Familie bestärkte Jana und Steffen in ihrem Beschluss. Genau wie die positive Reaktion der größeren Geschwister.

Wenn Noah 20 ist, ist Jana Mitte 60

Trotzdem: Die Schwangerschaft war nicht ganz einfach. "Die ganzen Untersuchungen haben mich ziemlich verunsichert. Aber auf der anderen Seite war da in mir so eine Klarheit." Doch auch Schuldgefühle plagten die Heilerziehungspflegerin. "Ich machte mir Vorwürfe und fragte mich immer wieder, warum hatte ich in diesem Alter noch einmal schwanger werden müssen? Ich war sehr traurig darüber, dass es gerade unser Kind schwerer haben würde als andere."

Seit Noah auf der Welt ist, sind diese Gefühle wie weggeblasen. "Er ist die pure Lebensfreude. Von Noah können wir alle nur lernen. Man nimmt ihn auf den Arm und schon vergisst man alles um sich herum, alle Sorgen sind wie weggeblasen."

Denn Sorgen machen sich die beiden schon. Vor allem um Noahs Zukunft.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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