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Abtreibung: Auch Männer leiden unter den Folgen


Abtreibung
Auch Männer leiden unter den Folgen einer Abtreibung

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 10.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Eine ungewollte Schwangerschaft und die Frage, wie es nun weitergehen soll, betrifft nicht nur die Frau.Vergrößern des BildesEine ungewollte Schwangerschaft und die Frage, wie es nun weitergehen soll, betrifft nicht nur die Frau. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Auch wenn die Zahlen rückläufig sind: Rund 100.000 Kinder werden pro Jahr in Deutschland abgetrieben. Und die wenigsten Frauen machen sich diese Entscheidung leicht. Viele kämpfen Jahre danach noch mit psychischen Folgen, auf die sie nicht vorbereitet waren. Doch nicht nur die Frauen leiden. Das sogenannte Post Abortion Syndrom (PAS) betrifft auch Männer.

Reue und Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Alpträume, Schlafstörungen, Depressionen sowie Angstzustände sind typische Reaktionen bei jeder Form des Post Abortion Syndroms. Auch Essstörungen, Beziehungsprobleme und selbst Drogenkonsum können die Spätfolge einer Abtreibung sein. Da die Symptome oft aber erst Jahre später auftreten, ist den Betroffenen meist gar nicht klar, was sie ausgelöst hat.

Wer nicht frei entscheiden konnte, leidet mehr

Jeder Schwangerschaftsabbruch hat seine eigene Geschichte, aber typisch sind drei Varianten: Die am einfachsten zu verarbeitende Variante ist die der gemeinsamen Entscheidung von Mann und Frau. Bei Variante Nummer zwei hat der Mann oder jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis die Frau zur Abtreibung gedrängt und bereut das später.

Bei der dritten Variante hat die Frau sich zu einer Abtreibung entschlossen, ohne den Mann ihre Entscheidung mit einzubeziehen oder gar dessen Wunsch ignoriert, das Kind auszutragen. "Wenn diese Männer erkennen, dass sie machtlos sind und den Tod ihres eigenen Kindes nicht verhindern können, dann kann auch das schlimme Folgen haben. Aber das ist die Ausnahme", so Reinhard Klein, Vorsitzender der Beratungsstelle "Aus-Weg?!" in Pforzheim. "In über 90 Prozent der Fälle spielt der Mann die entscheidende Rolle." Wobei das nicht heißt, dass dieser die Abtreibung später nicht bereut.

"Männer gehen anders mit einer solchen Situation um als Frauen. Sie reden weniger oder meinen, sie müssten das mit sich selbst ausmachen und dürften nicht zugeben, dass es ihnen schlecht geht", so Klein. Dabei wäre genau das für die Frauen wichtig: zu wissen, dass der andere auch trauert. Doch das Thema wird totgeschwiegen.

Vier von fünf Partnerschaften scheitern nach einer Abtreibung

Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine direkte Konfrontation mit dem Tod. Und als solche wird er von der Seele auch erlebt. Am schlimmsten sind die Folgen, wenn die Betroffenen sich gezwungen gefühlt haben. Entweder direkt mit dem Argument, eine Abtreibung sei das Beste für die Mutter, die Partnerschaft, die Familie. Oder dadurch, dass die werdende Mutter materiell oder auch emotional im Stich gelassen wird. Der Verlust an Vertrauen und Geborgenheit ist sehr stark, wenn sich einer von beiden überrumpelt fühlt. Genauso wie das Gefühl, nicht genug für das Kind gekämpft zu haben. Geht dann die Beziehung in die Brüche, kommen weitere Vorwürfe hinzu. "Rund 80 Prozent der Partnerschaften scheitern langfristig an einer Abtreibung", so Klein.

Auch das Umfeld ist betroffen

Doch nicht nur der Vater des Kindes ist von einer Abtreibung betroffen, auch Familie und Freunde sind involviert. Je jünger die Frau, desto stärker kann auch die Rolle der eigenen Eltern sein. Auch die Geschwister des abgetriebenen Kindes können betroffen sein. "Das gilt zum Beispiel dann, wenn die Mutter den Schwangerschaftsabbruch sehr bedauert", erklärt Elisabeth Nicolai, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie.

Solange es kein Problem gibt, bestehe kein Grund, das Thema zur Sprache zu bringen. "Kommt es allerdings zu Schwierigkeiten mit den Kindern oder zeigt sich bei einem Elternteil eine psychische Problematik, dann könnte das durchaus in Beziehung zu einem früheren Abbruch stehen und dazu, wie dieser verarbeitet wurde."

Auch Helmut Eichenmüller, Lehrtherapeut für Systemaufstellungen aus Nürnberg, sieht den Prozess der Verarbeitung als entscheidend an: "Der Idealfall ist, dass die Eltern das Kind gemeinsam betrauern. Wenn das gelingt, hat der Schwangerschaftsabbruch nur eine sehr geringe Wirkung auf die nachfolgenden Kinder." Trotzdem ist Eichenmüller davon überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, zu wissen, dass es im Familiensystem noch Geschwister gibt. Nur den Moment für die Wahrheit solle man sich gut überlegen und eventuell auf einen späteren Zeitpunkt verlegen, denn eine Nachricht wie diese könne in einem Kind große Ängste auslösen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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