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Tanja überredete ihre Freundin zur Abtreibung | "Ich habe nur wenig in meinem Leben so bereut"


Tanja überredete ihre Freundin zur Abtreibung
"Ich habe nur wenig in meinem Leben so bereut"

t-online, Simone Blaß

20.11.2014Lesedauer: 3 Min.
Ein Post Abortion Syndrom, also eine Belastungsstörung nach einer Abtreibung, kann nicht nur die Mutter betreffen, sondern auch ihr Umfeld. (Symbolbild)Vergrößern des BildesEin Post Abortion Syndrom, also eine Belastungsstörung nach einer Abtreibung, kann nicht nur die Mutter betreffen, sondern auch ihr Umfeld. (Symbolbild) (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Tanja und Constanze waren 18 Jahre alt, als Constanze schwanger wurde. Von Matze, einem Jungen aus der Punk-Szene, der vom Arbeiten nicht viel hielt und schon vormittags die Leute in der Fußgängerzone anschnorrte. So sah Tanja ihn. Constanze sah etwas anderes. Sie war fasziniert von dem hübschen Jungen, der das verkörperte, was sie als wohlbehütete Tochter eines Unternehmers zu Hause vermisste: Freiheit und Abenteuer.

Die Schwangerschaft war ein Unfall, Constanze steckte mitten im Abitur, die Verzweiflung war groß. Von den Eltern war kein Verständnis zu erwarten, und obwohl Matze ihr versprach, sie zu unterstützen, wenn sie sich für das Kind entscheiden würde, fehlte der Mut.

"Letztendlich war es also Constanzes Entscheidung. Eigentlich. Aber ich fühle mich heute noch schuldig. Ich habe nachmittagelang auf Constanze eingeredet. Immer, wenn bei ihr ein Fünkchen Hoffnung aufkam, dass es vielleicht doch klappen könnte, habe ich es im Keim erstickt. Ich war überzeugt davon, dass das mit 'so einem' schiefgehen muss! Ich wollte 'etwas Besseres' für meine beste Freundin, wollte nicht, dass sie ihr Leben wegwarf. Ich stritt mich mit Matze und war absolut sicher, das Richtige zu tun."

War es doch ein Fehler?

In dem Moment, in dem sich Constanze für die Abtreibung entschied, hatte Tanja schon einen Termin für sie ausgemacht. "Ich begleitete sie, wartete vor der Tür, fuhr sie nach Hause und konnte damals überhaupt nicht verstehen, warum sie danach erst einmal allein sein wollte." Ihren Eltern sagte Constanze, sie sei krank und wolle keinen Besuch.

Erste Ahnungen, dass es ein Fehler war, kamen in Tanja damals schon auf: "Aber ich habe diese Gefühle lange Zeit verdrängt. Erst heute, über zwanzig Jahre später, ist mir klar, welche Folgen diese eine Entscheidung für Constanzes ganzes Leben hatte."

Noch heute trauert Constanze

Constanze ist bis heute nicht von Matze losgekommen. Auch wenn sie in der Zwischenzeit einen anderen Mann geheiratet und zwei Jungs auf die Welt gebracht hat. "Wirklich glücklich ist sie mit ihrem Mann nie gewesen, litt immer wieder unter Depressionen. Inzwischen sind sie geschieden." Matzes Lebensweg war ebenfalls alles andere als gerade, und das ist er auch heute noch nicht. Doch die beiden treffen sich regelmäßig. Und sie trauern um das Kind, um die Möglichkeiten - immer noch.

"Ich hätte mich heraushalten müssen"

"Constanze hat mir nie Vorwürfe gemacht. Das braucht sie auch nicht, die mache ich mir selber. Es tut richtig weh, wenn sie ausrechnet, wie alt ihr Kind jetzt wäre, sich immer wieder fragt, ob es wohl ein Mädchen geworden wäre und wie es jetzt aussähe. Sie leidet." Und Tanja leidet mit. "Ich habe nur wenig in meinem Leben so bereut. Heute weiß ich: Ich hätte mich heraushalten sollen, die beiden ihre Entscheidung allein treffen lassen sollen. Und das Schlimme ist, das Schuldgefühl wird nicht kleiner, es wird mit den Jahren und mit der Lebenserfahrung immer größer. Ich fühle mich, als hätte ich das Kind getötet." Ein Gefühl, das Tanja inzwischen zulässt und mit dem sie jetzt leben muss.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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