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Fortpflanzung: Ist die Fruchtbarkeit von Männern in Gefahr?


Fruchtbarkeit
Was gefährdet die Fruchtbarkeit von Männern?

ots, pressetext, rev

04.10.2010Lesedauer: 4 Min.
Unfruchtbarkeit bei Männern: Mann sitzt frustriert auf seinem Ehebett.Vergrößern des BildesWie neueste Studien ergaben, kann Unfruchtbarkeit beim Mann auch genetisch bedingt sein. (Bild: imago)
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Ein fehlerhaftes Gen könnte eine Ursache für Unfruchtbarkeit bei Männern sein. Wissenschaftler des Institut Pasteur und des University College London haben Mutationen des Gens NR5A1 bei einigen unfruchtbaren Männern nachgewiesen. Der Androloge Allan Pacey hofft, dass bald weitere genetische Defekte identifiziert werden können.

Mutation für vier Prozent der ungeklärten Fälle verantwortlich

Für die aktuelle Studie wurden Gene untersucht, bei denen bereits bekannt ist, dass sie bei der sexuellen Entwicklung von Männern und Frauen eine Rolle spielen. Defekte bei NR5A1 wurden bereits mit physischen Defekten in der Entwicklung von Hoden oder Eierstöcken in Zusammenhang gebracht. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass auch beim Fehlen eines physischen Defekts Fehler in den Genen die Spermaproduktion beeinträchtigen können.

Die Wissenschaftler untersuchten die Gene von 315 scheinbar gesunden Männern, deren Unfähigkeit zur Produktion von Sperma nicht erklärt werden konnte. Innerhalb dieser Gruppe konnten Mutationen des Gens nur bei sieben Teilnehmern festgestellt werden. Eine nähere Untersuchung ergab, dass die Werte der Sexualhormone abweichend waren. Bei einem Mann wurden leichte Anomalien in der Zellstruktur der Hoden festgestellt. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass schätzungsweise vier Prozent der aus ungeklärten Gründen unfruchtbaren Männer über Mutationen des Gens NR5A1 verfügen.

Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit schwer zu bestimmen

Pacey betonte, dass immer noch beschämend wenig über die genetischen Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit bekannt sei. Ausgehend von der Komplexität der Entstehung von Sperma sei es wahrscheinlich, dass viele Gene eine Rolle spielen und daher auch viele genetische Defekte möglich sind. Weitere Studien seien aber erforderlich, um die Wissenslücken zu füllen und eines Tages einen zuverlässigen Gentest entwickeln zu können.

In den meisten Fällen gelingt es den Ärzten nicht, eine Ursache für die Unfruchtbarkeit der Männer zu finden. Wissenschafter gehen nun davon aus, dass sie auch genetische Ursachen haben kann, heißt es bei der BBC. Bisher konnte jedoch nur eine Handvoll möglicher genetischer Variationen identifiziert werden.

Chemische Ursachen für Hormonschäden

Auch Chemikalien im Trinkwasser stehen im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern zu gefährden. Das besagt eine britische Studie, die drei Jahre lang das Wasser aus 30 Flüssen Englands unter die Lupe nahm. Die Biologen fanden einen Mix chemischer Substanzen, die über den Wasserkreislauf in den Körper gelangen, beim Mann das Hormon Testosteron blockieren und damit seine Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Frühere Erhebungen hatten bereits die ansteigende Dosis des Frauenhormons Östrogen im Wasser als Ursache für die Verweiblichung männlicher Fische identifiziert. Studienleiterin Susan Jobling von der Brunel University betont, dass chemische Ursachen für Hormonschäden bei Tier und Mensch komplexer seien als angenommen. "Dieselbe Kombination der die Fische schädigenden Chemikalien ruft beim Menschen wahrscheinlich dieselben Effekte hervor", so die Biologin. Was genau zur dieser Verschmutzung führt, wird derzeit erforscht.

Fruchtbarkeit wird nicht nur durch Trinkwasser beeinträchtigt

"Die Spermienzahl hat in den meisten Ländern Europas in den letzten Jahrzehnten abgenommen", sagt Marike Kolossa-Gehring, die Leiterin der Abteilung Toxikologie am deutschen Umweltbundesamt. Pflanzenschutzmittel, Biozide und weitere bereits seit längerem verbotene Stoffe seien dafür hauptverantwortlich. Belastend wirke sich auch der Wirkstoff der Antibaby-Pille aus, der von den Kläranlagen nur teilweise aus dem Wasser gefiltert werden kann. "Er stört die Ei-Ablage bei Fischen und bei anderen Organismen der Natur", so Kolossa-Gehring. Die Fruchtbarkeit von Männern werde jedoch nicht vorrangig über das Trinkwasser beeinträchtigt. „Die Chemikalien werden auch über Lebensmittel, Atemluft und Haut aufgenommen, zudem beeinträchtigt die Lebensweise die Spermienqualität."

Umfangreiche Klärtechnik in Deutschland

Im Gegensatz zu Großbritannien werde in Deutschland das Trinkwasser nicht vorrangig aus den höher belasteten Oberflächengewässern entnommen, so Hermann Dieter, Trinkwassertoxikologe am Umweltbundesamt. „Dadurch und aufgrund einer umfangreichen Klärtechnik sind die für die Fruchtbarkeit schädlichen Chemikalien im Trinkwasser nur im Mikrogramm-Bereich anzutreffen.“ Verschiedene Aufbereitungsprozesse reduzieren laut Dieter auch den Östrogen-Gehalt im Trinkwasser derart, dass ein Mann mehr Östrogen im eigenen Körper produziere als er durch das Trinken aufnehmen würde. „Zudem wird das Trinkwasser regelmäßig kontrolliert, wie auch bei der Förderung von Mineralwasser im Voraus ausgeschlossen werden muss, dass es Androgene enthält“, so der Trinkwasser-Spezialist.

Pestiziden ist kaum zu entkommen

"Männliche Unfruchtbarkeit durch Chemikalien ist in der westlichen Welt ein sehr aktuelles Thema", betont auch der Linzer Männerarzt Georg Pfau. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide würden durch die Umwandlung zu giftigen Xenoöstrogenen besonders den männlichen Hormonhaushalt beeinflussen. Möglichkeiten, diesen Substanzen in der Nahrung zu entkommen, gebe es wenige. Hingegen empfiehlt Pfau Männern einen bewussten Lebensstil zur Steigerung ihrer Fruchtbarkeit. "Bewegungsmangel und Übergewicht erhöhen den Östrogenspiegel, weshalb Sport und ausgewogene Ernährung zu empfehlen sind, wie auch der Verzicht auf Suchtgifte. Denn ein großer Anteil der Fruchtbarkeitsstörungen ist auch auf Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum zurückzuführen", so der Androloge abschließend.

Auch Sitzheizungen können zum Problem werden

Zudem können auch Sitzheizungen in Autos der Spermienproduktion schaden. Das hat eine Untersuchung der Uni Gießen ergeben. Für die Studie wurde während einer 90-minütigen Autofahrt im Minutentakt die Hoden-Temperatur der männlichen Probanden gemessen. Bei ausgeschalteter Sitzheizung lag diese im Schnitt bei 36,7 Grad - war der Sitz beheizt, stieg sie nach einer Stunde auf 37,3 Grad. Dieser geringe Temperaturunterschied könne unter Umständen ausreichen, um der Spermienproduktion zu schaden, so Studienleiter Andreas Jung. Hintergrund: Männliche Keimzellen entstehen am besten, wenn die Temperatur der Hoden ein bis zwei Grad unter der gewöhnlichen Körpertemperatur von 37 Grad liegt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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