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Späte Schwangerschaft durch neue Stammzellentherapie


Schwangerschaft
Kinderkriegen in jedem Alter: Neue Stammzellentherapie macht Hoffnung

t-online, nw

16.09.2010Lesedauer: 4 Min.
Reife schwangere Frau sitzt nachdenklich auf dem Sofa.Vergrößern des Bildes
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Schwanger mit 50? Oder sogar mit 60? Eine neue Therapie mit Stammzellen soll den späten Kinderwunsch vielleicht bald möglich machen. Auf dem Weltkongress für Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit in München stellt der ägyptische Arzt Osama Azmy eine neue Behandlungsmethode vor, die die biologische Uhr außer Kraft setzen soll.

Tierversuche erfolgreich

Ältere Frauen, die sich ein Baby wünschen, können vielleicht in Zukunft auch ohne Adoption oder künstliche Befruchtung ihren Kinderwunsch erfüllen. Doch die Forschungen stehen noch am Anfang und wurden bisher nur an Tieren getestet. Dabei wurden den betagten Probanten Stammzellen gespritzt, die bewirkten, dass die Eierstöcke die Produktion von Eiern länger als von der Natur vorgesehen aufrecht erhielten oder sogar wieder aktiviert wurden. Es dauerte nur zwei Wochen bis die Eierstöcke der Versuchstiere ihre volle Funktionstüchtigkeit wieder erreicht hatten.

Bis die Behandlung für den Menschen möglich ist, kann es allerdings noch Jahre dauern. Ob diese Methode in Deutschland jemals zugelassen wird, ist jedoch fraglich: Denn die Gewinnung von Stammzellen, die aus abgetöteten Embryos im sehr früher Schwangerschaftsstadium stammen, ist hier aus ethischen Gründen bisher nicht erlaubt.

Zu alt für künstliche Befruchtung?

Die am meisten verbreitete Methode für Mütter mit spätem Kinderwunsch ist nach wie vor die künstliche Befruchtung. Die erfolgreiche Geschäftsfrau Elisabeth M. aus Großbritannien war schon 66 Jahre alt, als sie sich einer künstlichen Befruchtung unterzog, die sie allerdings in der Ukraine mittels Spenderei und Sperma durchführen musste: Staatliche und private Kliniken in England hatten sich vorher nämlich geweigert, die 66-Jährige wegen ihres hohen Alters zu behandeln. Die Britin selbst sah in ihrem Alter kein Problem, denn es komme ja darauf an, wie man sich fühle.

Mütter im Oma-Alter

Auch andere Beispiele zeigen, dass es biologisch möglich ist, im hohen Alter noch ein gesundes Kind auszutragen. Vor zwei Jahren brachte eine 70-Jährige Inderin Zwillinge zur Welt. Das ist wahrscheinlich Rekord. Diesen hielt bis dahin eine Spanierin, die Ende 2006 mit 67 Jahren ebenfalls Zwillinge bekam und mittlerweile an Krebs gestorben ist. In Deutschland sorgte 2007 eine 64-jährige Frau aus Aschaffenburg für Aufsehen und Diskussionen. Auch sie brachte ein gesundes Baby zur Welt. 2005 bekam eine pensionierte Professorin aus Rumänien mit 66 Jahren Zwillinge, von denen aber nur ein Mädchen die Geburt überlebte. Auch aus der Türkei, Großbritannien und Israel wurden ähnliche Fälle bekannt. Alle diese späten Schwangerschaften sind auf künstliche Befruchtung zurückzuführen.

Gesundheitliche Risiken

Fälle wie diese sind bedenklich. Mediziner warnen vor den gesundheitlichen Gefahren für Mutter und Kind: Schon ab einem Alter von 35 Jahren gelten Schwangerschaften als Risikoschwangerschaften. Für eine fast 70-jährige Frau sind die körperlichen Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt besonders groß. Das trifft vor allem dann zu, wenn es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt, wie es recht häufig bei Fruchtbarkeitsbehandlungen mit Hormonen sowie künstlicher Befruchtung, bei der mehrere befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden, der Fall ist. In Frankreich sorgte erst im Juni 2008 das Schicksal einer 46-Jährigen für Bestürzung, die bei der Geburt von Drillingen ins Koma fiel. Der Vater musste sich seitdem alleine um die Kinder kümmern.

Kindeswohl stark gefährdet

Ob eine über 60 Jahre alte Frau das Wohl ihres Kindes immer gewähren kann, ist fraglich. Generell gilt, dass "späte" Mütter empfindlicher und gesundheitlich instabiler sind. Sie stecken zum Beispiel schlaflose Nächte weitaus schlechter weg als 20-Jährige. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Kind früher als üblich mit dem Tod oder einer schweren Krankheit der Mutter konfrontiert wird. Ein Umstand, der für Kinder und Jugendliche eine enorme psychische Belastung darstellt. Zudem ist es für das Kind nicht einfach, öffentlich damit umzugehen, dass die eigene Mutter vermutlich mehr als doppelt so alt ist, wie die Mütter gleichaltriger Kinder.

Moralisch verwerflich?

Kritisch zu sehen ist auch die Tatsache, dass die Spenderinnen der Eizellen oft aus dem Ausland kommen. Volker von Loewenich vom Forum "Ethik in der Medizin" hält Eizellenspenden an ältere Frauen nicht für "grundsätzlich moralisch verwerflich", sieht allerdings Schwierigkeiten auf einer anderen Ebene. "Verwerflich wird es, wenn man zum Beispiel die finanzielle Not von Eizellen-Spenderinnen in ärmeren Ländern ausnutzt." Grundsätzlich sei das Spenden von Eizellen problematischer als das von Samen. "Eine Eizelle zu gewinnen, ist ein massiver Eingriff in den Körper der Frau", erläuterte von Loewenich. Zwar sei dieser Eingriff nicht unbedingt gefährlich, berge aber dennoch Risiken.

Schwanger im hohen Alter: Reiner Egoismus?

Eine Lanze für die Mutterschaft im hohen Alter bricht dagegen die Britin Susan Tollefsen, die ebenfalls mit 57 Jahren ihre Tochter Freya zur Welt brachte. "Ich weiß, dass es viele für egoistisch von mir hielten, ein Baby mit 57 zu bekommen, aber Freya könnte nicht mehr geliebt und umsorgt werden. Wenn ich gesund bleibe, sehe ich keinen Grund, dass ich nicht selbst 80 oder 90 werde und sehe, wie sie erwachsen wird."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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