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Streitfrage Kinderwunsch: Verzicht belastet die Beziehung schwer


Streitfrage Kinderwunsch
Ein Verzicht belastet die Beziehung schwer

Von dpa-tmn
04.06.2014Lesedauer: 4 Min.
Wenn Partner sich nicht über den Kinderwunsch einigen können, ist die Beziehung oftmals zum Scheitern verurteilt.Vergrößern des BildesWenn Partner sich nicht über den Kinderwunsch einigen können, ist die Beziehung oftmals zum Scheitern verurteilt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Ein bisschen schwanger geht nicht: Bei der Entscheidung für oder gegen Kinder gibt es keine Kompromisse. Doch sind sich Partner über ihren Kinderwunsch nicht einig, zerbricht daran häufig die Beziehung.

An manchen Tagen macht Gabriele Koch ihr Beruf mehr Spaß, an anderen weniger. Heute musste sie gleich drei Frauen beraten, die alle von ihrem Partner verlassen wurden, weil sie sich für ein Kind entschieden.

Kind oder Partnerschaft?

Regelmäßig begleitet die Schwangerschaftsberaterin der Caritas Halle Frauen bei schwierigen Entscheidungen. "Sollen sie das Kind wegmachen lassen, in der Hoffnung den Partner zu halten, oder das Kind bekommen und riskieren, dass er geht?", beschreibt Koch das Dilemma.

Kann ein Paar den Kinderwunsch nicht gemeinsam klären, bedeutet das häufig das Ende der Beziehung. "Aus meiner Sicht gibt es keine Rettung einer Partnerschaft, wenn sich die Partner über den Kinderwunsch nicht einig sind", sagt Koch.

"Verzicht auf Kinderwunsch ist eine schwere Hypothek"

Gibt es eine Einigung, die einem der Partner den Verzicht auf Kinder abverlangt, wird es ebenfalls schwierig. "Wenn einer dem anderen zuliebe auf seinen Kinderwunsch verzichtet, ist das eine schwere Hypothek für eine Partnerschaft", erklärt Paartherapeutin Bettina Jellouschek-Otto aus Ammerbuch.

Meist zaudern die Männer

Idealerweise spricht ein Paar vor einer Schwangerschaft über seine Vorstellungen. Meist wird die Kinderplanung frühestens nach einem Jahr zum Thema. "Es kommt aber weniger auf die Dauer als auf die Intensität der Beziehung an", sagt Peter Kaiser, Professor für Psychologie und Psychotherapeut an der Universität Vechta. Im Durchschnitt bekommen Frauen ihr erstes Kind mit 31 Jahren. Oft wird der Kinderwunsch zum Streitthema. "Häufig gibt es Paare, bei denen einer sehr gern ein Kind will und der andere zögert oder ist entschieden dagegen", sagt Jellouschek-Otto. Meist sind es die Männer, die zaudern.

Sie fühlen sich häufig entweder zu jung oder zu alt für ein Kind, sagt Koch. Jellouschek-Otto bestätigt: "Männer sind oft weiter von dem rein biologischen Bedürfnis entfernt." Daher schieben sie das Thema gerne weg und tun sich schwerer, sich zu entscheiden.

Was Männer vom Kinderwunsch abhält

Weitere Gründe gegen ein Kind sind der Verlust der Unabhängigkeit und die Angst vor Verantwortung, Verschlechterung der Beziehung oder der finanziellen Situation. "Auch unterschiedliche Einschätzungen der Partnerschaft, der beruflichen Entwicklung oder ungünstige Erfahrungen mit der eigenen Familie können vom Kinderwunsch abhalten", sagt Kaiser.

"Es gibt in dieser Frage keine Kompromisse"

Doch der Kinderwunsch ist ein elementares Bedürfnis, das nicht beiseitegeschoben werden kann, sagt Jellouschek-Otto. "Es gibt in dieser Frage keine Kompromisse."

Die Bedürfnisse des Partners ernst nehmen

Um zu einer Lösung zu kommen, muss das Paar Klartext sprechen. "Und nicht nur ein Mal, sondern mehrmals", empfiehlt die Paartherapeutin. Wichtig ist, gegensätzlichen Bedürfnisse nicht abzuwerten. Sätze wie "Dir ist wohl das Kind wichtiger als ich!" und "Musst du schon wieder davon anfangen!" haben in diesen Gesprächen nichts verloren.

Gesprächspause kann weiterhelfen

Kommt das Paar nicht weiter, kann es einen Zeitrahmen der Unentschiedenheit vereinbaren. "Lass uns in einem halben Jahr wieder darüber sprechen. In der Zwischenzeit macht sich jeder Gedanken zu einer Perspektive mit und ohne Kind": So könnte die Absprache lauten, empfiehlt die Therapeutin.

"Mit Paaren zu sprechen, die Kinder haben"

Für eine Entscheidung ist eine realistische Einschätzung der Situation wichtig. "Es kann helfen, mit Paaren zu sprechen, die Kinder haben", rät Jellouschek-Otto. Sie können schildern, was am Alltag mit Kindern bereichernd, aber auch was belastend ist.

Perfekte Eltern gibt es nicht

Außerdem sollten die Partner zu hohe Erwartungen infrage stellen. "Die perfekte Mutter und den perfekten Vater gibt es nicht", sagt Jellouschek-Otto. Es reiche völlig, wenn beide gut genug sind. Sie empfiehlt unsicheren Paaren, sich dem Leben mit Unwägbarkeiten hinzugeben. "Kontrolle zu verlieren löst Ängste aus und ein Kind reduziert die Kontrollmöglichkeiten", räumt sie ein. Doch man lerne, im Hier und Jetzt zu leben und Vertrauen in sich, den Partner und das Kind zu entwickeln.

Entscheidung nicht anzweifeln

Ist eine Entscheidung gefallen, und der zögerliche Partner ringt sich zu einem Ja durch, sollte der andere nicht daran zweifeln. Sonst grenze man den Partner womöglich von Anfang an aus der Eltern-Kind-Beziehung aus.

Außerdem könne ein halbherziges Ja nach der Geburt durchaus ein überzeugtes werden, sagt die Paartherapeutin. "Wenn das Kind erst mal auf der Welt ist, entdecken viele ihre fürsorgliche Seite", sagt Jellouschek-Otto.

Gemeinsam die Verantwortung übernehmen

Andersherum ist auch bei einer Entscheidung gegen Kinder wichtig, dass beide sie mittragen. "Wird der Verzicht allein dem aufgeladen, der sich zuerst gegen Kinder ausgesprochen hat, kann das zur Munition für jeden Streit werden, auch wenn es um andere Themen geht", sagt die Paartherapeutin.

Professionelle Hilfe suchen

Kommt das Paar nicht weiter, sollte es therapeutische Hilfe suchen. Manche Paare haben nie gelernt, achtsam und geduldig über unterschiedliche Auffassungen zu sprechen, erklärt Psychologieprofessor Kaiser: "Sie sollten versuchen, dies mit professioneller Hilfe zu lernen."

Spezielle Gesprächstrainings für Paare, beispielsweise "Paarlife" oder "EPL" reduzieren dem Psychotherapeuten zufolge erheblich das Trennungsrisiko. Auch Paarberatungsstellen oder Paartherapeuten sind gute Ansprechpartner.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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