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Reproduktionsmedizin: Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung


Reproduktionsmedizin
Diese Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung gibt es

Von dpa-afx, t-online, lk

Aktualisiert am 30.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Paar mit Kinderwunsch. Zwischen ihnen ein paar winzige Schuhe.Vergrößern des BildesKinderwunsch: Zwei von hundert Kindern werden heute mithilfe der Reproduktionsmedizin gezeugt. (Quelle: djedzura/getty-images-bilder)
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Für viele Paare sind die Methoden der Reproduktionsmediziner die einzige Chance auf Nachwuchs. Die künstliche Befruchtung boomt.

Was vor 40 Jahren eine Revolution war, ist heute medizinischer Alltag. Weltweit sind seither Millionen Babys mithilfe der Reproduktionsmedizin über künstliche Befruchtung entstanden, das heißt ohne Geschlechtsakt

In Deutschland sitzt statistisch in jeder großen Schulklasse ein Kind, das sein Leben einer solchen Behandlung verdanken kann. Schätzungen zufolge ist in Deutschland rund jedes siebte Paar unfreiwillig kinderlos. Je nachdem, was die Ursache für die Unfruchtbarkeit ist, kommen verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung infrage. Zwei Verfahren werden hierzulande vom Deutschen IVF-Register e.V. (D.I.R.) zahlenmäßig erfasst:

  • In-vitro-Fertilisation (IVF)
  • Mikro-Injektion / Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Anzahl der Kinderwunschbehandlungen in Deutschland

Gut 90.000 Patientinnen wurden laut Deutschem IVF-Register 2016 in Deutschland für eine Befruchtung mit einem der beiden Verfahren behandelt. Bei fast jeder dritten Therapie kam es zu einer Schwangerschaft (32,2 Prozent) und etwa Dreiviertel davon führten zur Geburt (73 Prozent). 78 Prozent der Kinder sind Einlinge, 21 Prozent Zwillinge und 0,6 Prozent kamen als Drillinge zur Welt. Die Zahlen beziehen sich auf zu Ende geführte Behandlungen.

Das Durchschnittsalter der Frauen, die in Deutschland eine künstliche Befruchtung durchführen lassen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2016 lag das Durchschnittsalter bei 35,5 Jahren (2015: 35,2 Jahre). Das Durchschnittsalter der Männer hat sich von 2015 auf 2016 nicht verändert und liegt stabil bei 38,7 Jahren.

Künstliche Befruchtung über in-vitro-Fertilisation (IVF)

Zunächst bekommt die Frau eine Stimulationstherapie mit hormonähnlichen Medikamenten, damit die Eizellen besser heranreifen. Das geschieht mit Tabletten oder einer Spritze meistens am dritten Tag nach Beginn der Periode. Ab dem achten Zyklustag wird mit einer Ultraschalluntersuchung überprüft, wie gut die Eizellen reifen. Außerdem zeigt ein hormoneller Blutwert, ob die Therapie angeschlagen hat.

Sobald Eizellen reif sind, entnimmt der Reproduktionsmediziner mehrere Zellen über die Vagina. Anschließend bringt er sie in einer Nährlösung in der Petrischale mit den Spermien des Mannes zusammen.

Die Petrischale kommt nun 24 Stunden in einen Wärmeschrank, damit die Befruchtung stattfinden kann. Ist das der Fall, wird die befruchtete Eizelle, die sich inzwischen zu einem Embryo entwickelt hat, nach weiteren 24 bis 48 Stunden in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Das Embryonenschutzgesetz (ESchG) schreibt vor, dass höchstens drei Eizellen übertragen werden dürfen.

Künstliche Befruchtung über Mikro-Injektion oder ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion)

Die ICSI-Methode ähnelt der In-vitro-Fertilisation. Hier wird jedoch eine Samenzelle über eine dünne Nadel direkt in eine Eizelle injiziert. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn zu wenige funktionstüchtige Spermien vorhanden sind oder wenn die Spermien wegen eines Defekts nicht eigenständig in die Eizelle eindringen können.

Die ICSI wird nach Zahlen der Mediziner heute deutlich häufiger durchgeführt als die IVF. Das Deutsche IVF-Register registrierte im Jahr 2016 knapp 49.000 solcher Behandlungen in Deutschland. Die Erfolgsaussichten sind demnach ebenso hoch wie bei der IVF.

In-vitro-Maturation

In dem alternativen Verfahren In-vitro-Maturation (IVM) werden die Eizellen unreif entnommen und reifen im Labor heran, wodurch der Frau die Hormonbehandlung weitgehend erspart bleibt. Denn der Reproduktionsmediziner gibt erst in der Petrischale Hormone hinzu.

Insemination

Insemination heißt Samenübertragung. Hierbei wird mit einem dünnen Schlauch der Samen des Mannes direkt in die Gebärmutter der Partnerin eingeführt. Die Methode ist für Paare geeignet, die zwar nicht unfruchtbar sind, jedoch beim normalen Geschlechtsakt keine Schwangerschaft herbeiführen können, etwa weil der Samen des Mannes nicht vital genug ist, es bis zur Befruchtung der Eizelle zu schaffen.

Eizellenspende

Sie kommt für Frauen infrage, bei denen in den Eierstöcken keine Eibläschen mehr heranreifen, aus denen befruchtungsfähige Eizellen entstehen können. Die Frau trägt Eizellen einer Spenderin aus, die Ärzte in der Regel vorher im Labor mit dem Samen ihres eigenen Mannes künstlich befruchtet haben.

Die Methode ist in Deutschland aus ethischen und medizinischen Gründen verboten. Grundlage ist das Embryonenschutzgesetzt (ESchG). Paare reisen daher in europäische Nachbarländer wie Tschechien oder Spanien und lassen die Behandlung dort durchführen. Zurück in Deutschland wird die Schwangere auf Grundlage des Mutterschutzgesetzes dennoch medizinisch verlässlich betreut.

Europaweit werden mindestens 30.000 solcher Behandlungen durchgeführt. Die Eizellenspende birgt Risiken für Mutter und Kind. Denn die die Frau trägt mit der gespendeten Eizelle eine fremde DNA in sich. Der Körper kann mit Abstoßungsreaktionen antworten. Das wiederum kann zu erheblichen Komplikationen oder sogar einer Fehlgeburt führen.

Embryonenspende

Die Embryonenspende ist in Deutschland nach dem ESchG nicht verboten. Aber die Gesetzeslage ist nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unklar. Deshalb werde die Methode hierzulande kaum durchgeführt. Die Paare erhalten dabei den Embryo eines fremden Paares, das keine Kinder mehr bekommen möchte.

Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung

Wer sich zu spät entscheidet, dem nützt eine künstliche Befruchtung dennoch nur begrenzt. "Man kann sagen, dass im Schnitt die Chance auf eine Schwangerschaft mit 41, 42 Jahren bei 15 Prozent liegt", sagt Ulrich Hilland, Vorsitzender des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands. Mit 44 Jahren liegt sie unter acht Prozent. Viele geben hier auf.

Wie häufig gibt es Komplikationen?

Komplikationen sind nach Auskunft des Deutschen IVF-Registers bei den dort hauptsächlich erfassten Methoden IVF und ICSI sehr selten. So trete durch die Gabe von Hormonen eine schwere Überstimulation nur bei 0,2 Prozent der künstlichen Befruchtungen auf. Bei dieser Überreaktion kommt es zu einer deutlichen Vergrößerung der Eierstöcke mit Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) und manchmal auch in der Lunge.

"Social Freezing"

Ein Trend: Mitte 20 eigene Eizellen einfrieren. Der Kinderwunsch auf Eis heißt umgangssprachlich "Social Freezing". Umfragen in Deutschland haben gezeigt, dass allerdings nicht Frauen Mitte 20 diese Möglichkeit nutzen, sondern primär ältere Frauen.

Allerdings sind nicht nur die Frauen selbst älter, sondern selbstverständlich auch ihre Eizellen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einer späteren künstlichen Befruchtung nicht zu einer Schwangerschaft kommt deutlich größer, als wenn jüngere Frauen ihre Eizellen einfrieren.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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