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"Der Aktionär": Mittelstandsanleihen boomen


Hohe Rendite von Top-Firmen
Mittelstandsanleihen boomen

Von Der Aktionaer
23.10.2013Lesedauer: 4 Min.
Hohe Renditen locken die AnlegerVergrößern des BildesHohe Renditen locken die Anleger (Quelle: imago/blickwinkel)
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Knapp 100 Unternehmen haben in den letzten drei Jahren den Kapitalmarkt via Anleihe angezapft. Anleger werden durch hohe Renditen angelockt. Lohnt sich eine Investition?

Mittelständler nutzen Niedrigzins

Firmen können sich durch die Emission von Anleihen oftmals günstig und meist großvolumig am Kapitalmarkt refinanzieren. Eine andere Möglichkeit der Finanzierung wäre für das Unternehmen der Gang zur Bank. Hier müssen Unternehmen jedoch oftmals höhere Kreditzinsen in Kauf nehmen, als sie ihren Gläubigern wiederum am Kapitalmarkt zahlen müssen und dafür in aller Regel auch Sicherheiten bereitstellen.

Bei der Finanzierung via Anleihe handelt es sich um eine klassische Art der Fremdfinanzierung. Einfach ausgedrückt: "Ich leihe dem Unternehmen Geld. Dieses gibt mir im Gegenzug ein Papier, auf dem es mir verspricht, mir regelmäßig Zinsen zu bezahlen und unter Umständen nach einer gewissen Zeit auch den kompletten Betrag zurückzuzahlen", erklärt Kapitalmarktspezialist Klaus Nieding. "Die Unternehmen diversifizieren die Passivseite ihrer Bilanz, werden unabhängiger von Banken", ergänzt René Parmantier von Close Brothers Seydler, einem der erfolgreichsten Emissionshäuser am Markt. "Die Firmen haben meist fixe und somit planbare Zinsaufwendungen, in der Regel für fünf Jahre", ergänzt der Experte.

Im Segment der Anleihen gibt es deutliche Unterschiede. "Eine Staatsanleihe der Bundesrepublik Deutschland eignet sich sehr gut für sicherheitsorientierte Anleger", sagt Michael Mewes, Leiter des Anleiheteams von JP Morgan Asset Management. Es gibt auf dem Feld der Anleihen auch risikoreichere Segmente, beispielsweise Unternehmensanleihen oder auch Anleihen von Staaten geringerer Bonität. "Der Vorteil, den Anleger mit dem höheren Risiko bezahlen, liegt in einer höheren Verzinsung", ergänzt Mewes. Auf Bundesanleihen mit einer 10-jährigen Laufzeit bekommt der Anleger derzeit 1,8 Prozent. Eine Anleihe aus dem Hause Volkswagen bringt rund 5,0 Prozent.

Bekannte Namen bieten Papiere an

Die Gier der Anleger nach höheren Renditen stellt die Basis für den Erfolg des Segments der Mittelstandsanleihen dar. Rund 100 Mittelständler haben in den letzten drei Jahren den Sprung an den Anleihemarkt gewagt. Mit Erfolg: Rund 4,6 Milliarden Euro haben die Firmen bei den Anlegern eingesammelt. "Dazu hat sicherlich auch beigetragen, dass viele Unternehmen Anleihen emittiert haben, die den Anlegern ein Begriff sind. Berentzen, Seidensticker oder Valensina sind da zu nennen", sagt Anleihe- Experte Allan Valentiner von der Johannes Führ Vermögensverwaltung.

Die Mittelständler greifen für die Kapitalaufnahme via Anleihe tief in die Tasche. Der Durchschnitt aller Kupons beträgt aktuell 7,3 Prozent. "Handelt es sich um ein erstklassiges Unternehmen, ist der Kupon typischerweise niedriger, handelt es sich um ein Unternehmen mit geringerer Bonität, liegt der vom Unternehmen zu zahlende Zins entsprechend höher", sagt Michael Mewes. Für René Parmantier ist das Segment der Mittelstandsanleihen ein voller Erfolg. "Die Firmen erhöhen ihre Bekanntheit und gewinnen Zugang zum Kapitalmarkt. Für Investoren sind Mittelstandsanleihen durch die Zinsaufschläge attraktiv."

Anleihe oder Aktie?

Doch Parmantier sieht auch die andere Seite: "Der Markt für Mittelstandsanleihen ist ein Hochzinsmarkt und geht somit naturgemäß auch mit einem erhöhten Risiko einher." Wie hoch das Risiko ist, mussten zuletzt Anleger feststellen, die in Firmen wie Windreich, SolarWatt oder BKN Biostrom investierten – und durch deren Pleite viel Geld verloren. "Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien sieht man, dass die Selbstdarstellung der Gesellschaften zum Zeitpunkt der Anleiheemission oft nicht dem entsprach, wie es tatsächlich um die Gesellschaften stand. Dieses Risiko ist für den Anleger schwer kalkulierbar", sagt Kapitalmarktexperte Nieding. Dass Insolvenzen zum Wirtschaftsleben dazugehören, ist nichts Neues, "gerade im Mittelstand. Es kann und wird also immer wieder zu Ausfällen kommen", so Parmantier.

Siegfried Hofreiter ist ein Befürworter des Segments für Mittelstandsanleihen. "Was die mittelfristige Finanzierung betrifft, so passt der Anleihemarkt wunderbar." Hofreiter ist Vorstand von KTG Agrar. Die Firma hat bereits drei Mittelstandsanleihen ausgegeben. "Für uns dient das Segment als Wachstumsbeschleuniger", erklärt Hofreiter. Daneben hat KTG rund sechs Millionen Aktien ausgegeben. Magere sechs Prozent Rendite haben Anleger im laufenden Jahr mit der Aktie von KTG Agrar eingefahren. Dagegen glänzen die Anleihen von KTG Agrar mit Renditen um sieben Prozent.

Dürr-Anleihe schon zu teuer

Etwas anders ist die Lage bei Dürr. Der Spezialist für Autolackieranlagen hat im Oktober 2010 eine Anleihe mit einem Kupon von 7,25 Prozent platziert. Auf dem aktuellen Kursniveau von 108 Prozent für die Anleihe ergibt sich nur noch eine Rendite von 3,0 Prozent. Für Neueinsteiger ein schlechter Deal: Die Anleihe notiert derzeit deutlich über dem Nennwert von 100 Prozent, wodurch das Gewinnpotenzial unter sechs Prozent liegt. Bei einer Restlaufzeit von fast 24 Monaten ist das für den Anleger nicht mehr attraktiv. Dennoch: Für Erstkäufer der Anleihe ergibt sich eine Rendite in den letzten drei Jahren von knapp 23 Prozent. Anders sieht es bei der Aktie aus: Die hat sich in den letzten drei Jahren mehr als vervierfacht.

Grundsätzlich sind sich die Experten einig: "Das Segment der Mittelstandsanleihen wird sich weiter dynamisch entwickeln", fasst Parmantier zusammen. Vor dem Kauf kommt aber die gründliche Analyse. "Man sollte nicht kaufen, was man nicht versteht und nicht kennt", rät Mewes. Die Recherche beginnt bei den Geschäftsberichten der Firma und endet bei Analystenstudien. Auch Ratingagenturen wie die Creditreform und Scope stellen für den Anleger eine Entscheidungshilfe dar.

Sinnvolle Depotbeimischung

Für Anleger bieten Mittelstandsanleihen eine interessante Möglichkeit, die Rendite im Depot aufzupeppen. Drei bis fünf Anleihen und rund zehn Prozent des Gesamtdepots sind eine Größenordnung, um die vorhandenen Renditechancen zu nutzen, aber auch das Risiko ausreichend zu streuen. Doch Vorsicht! Wenn man auf die jüngsten Emissionen schaut, fällt auf: Die Größenordnungen werden immer kleiner und die Geschäftsmodelle auch exotischer. Die Firmen nutzen die Gunst der Stunde, die Märkte sind in einer starken Verfassung, gerade deshalb sollten Anleger kritischer werden.

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