Mit seiner Kritik an Italiens Finanzlage hat Bundesbank-Chef Jens Weidmann die Regierung in Rom zu einem regelrechten Zornausbruch getrieben.
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"Ich rate ihm, sich die deutschen Banken anzuschauen", sagte Regierungschef Matteo Renzi im öffentlich-rechtlichen Sender RAI1. "Er hat so viele Probleme zu bedenken. Je weniger er an Italien denkt, desto besser ist es für ihn."
Lektion in Wirtschaftswissenschaften
Finanzminister Pier Carlo Padoan fühlte sich sogar gemüßigt, Weidmann in der Zeitung "La Repubblica" eine Lektion in Wirtschaftswissenschaften zu erteilen. "Natürlich gibt es eine Beziehung zwischen Verschuldung und Wachstum", schrieb er. "Für mich ist Wachstum der Königsweg zum Abbau des Defizits. Für Weidmann ist es das Gegenteil. Meine These ist richtiger als seine, zumal sie von der geschichtlichen Erfahrung gestützt wird."
Italien hat nach Griechenland die höchste Gesamtverschuldung in der Eurozone und verlangt von Brüssel "Flexibilität" bei der Anwendung der Defizitregeln. Weidmann hatte vor wenigen Tagen bei einem Besuch in Rom die Wirtschaftsreformen der Regierung Renzi gelobt, etwa ihren neuen Bankenrettungsfonds, zugleich aber beklagt, dass sie die Chance verstreichen lasse, die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zum Schuldenabbau zu nutzen.
Auch Angela Merkel hatte Renzi verärgert
Eigenverantwortung und Budgetdisziplin statt politischer Integration ist der Weg, so Weidmann, dann gelinge Wachstum in Europa im Einklang mit fiskalischer Solidität. Er plädierte gegen eine hohe Staatsverschuldung "einzelner Staaten", denn die schade dem gesamten Euro-Raum. Gemeint war natürlich explizit Italien.
Der erhobene Zeigefinger aus Deutschland hatte Renzi schon mehrfach geärgert. "Die erste, die Interesse an einem starken Italien und einem weniger egoistischen Deutschland haben müsste, ist Angela Merkel", hatte er die Kanzlerin vor seinem Berlin-Besuch im Januar wissen lassen. Nächsten Donnerstag reist Merkel zu einem Treffen mit Renzi nach Rom.