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Firmen im "Tal der Tränen": Energieversorgern drohen drastische Einbrüche


Firmen im "Tal der Tränen"
Energieversorgern drohen drastische Einbrüche

Von dpa, t-online
04.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Stromversorger sehen keinen rosigen Zeiten entgegenVergrößern des BildesStromversorger sehen keinen rosigen Zeiten entgegen (Quelle: dpa-bilder)
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Auch wenn Verbraucher in Deutschland wenig Mitgefühl aufbringen werden: 2014 droht für die Energieversorger hierzulande tatsächlich ein Jahr dramatischer Einbrüche zu werden. Die Branche setzt auf die Politik und hofft auf Entlastung durch Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). "Schlimmer als jetzt kann es in der Erzeugung außerdem doch gar nicht mehr werden", sagt ein Energiemanager.

Unternehmen verdienen kein Geld mehr

"Das ist das Tal der Tränen, da müssen wir durch", erklärte RWE-Chef Peter Terium Mitte November bei der Bilanzvorlage und traf damit den Nerv der Branche. Obwohl die Strompreise getrieben von staatlichen Lasten immer neue Spitzenstände erreichen, verdienen die deutschen Versorger mit ihrem einstigen Goldesel Stromerzeugung fast kein Geld mehr.

Die Hoffnung der Unternehmen richtet sich auf die Politik: Die Versorger wünschen sich EEG-Korrekturen und Geld für das Aufrechterhalten konventioneller Kraftwerke.

Stark schrumpfende Gewinne erwartet

RWE rechnet in diesem Jahr mit bis zu 45 Prozent Gewinnrückgang, E.ON-Chef Johannes Teyssen warnte vor einem "Wettlauf um Stilllegungen" fossiler Kraftwerk und schimpfte: "Wir sind nicht (...) der Lastesel der Energiewende". Die Gewerkschaft Ver.di sieht in den kommenden Jahren Zehntausende Jobs in der Energiewirtschaft bedroht.

Das Problem der Versorger: Wind- und Sonnenenergie sind so schnell gewachsen, dass sie theoretisch den deutschen Strombedarf an vielen Tagen allein decken könnten. Dank des im EEG festgelegten Einspeisevorrangs und der Festvergütungen weit über Marktniveau verdrängen die Erneuerbaren die konventionellen Kraftwerke.

Preissturz noch nicht komplett angekommen

Die Strom-Großhandelspreise stürzten in zwei Jahren bis Mitte 2013 um fast 40 Prozent auf unter 40 Euro pro Megawattstunde. Und dieser Absturz ist bei den Versorgern noch gar nicht komplett angekommen, weil sie ihren Strom in mehrjährigen Kontrakten im Voraus verkaufen. Die wirklichen Einnahmeeinbrüche stehen also noch bevor.

Hinzu kommen die verlorenen Einnahmen aus den abgeschalteten Atomkraftwerken. Die besonders umweltfreundlichen, aber auch teuren Gaskraftwerke rechnen sich damit nicht mehr, Steinkohlekraftwerke laufen - die Kapitalkosten mitgerechnet - entlang der Nulllinie.

Neues Gaskraftwerk nicht angefahren

Mehrere Kraftwerke wurden schon geschlossen, der norwegische Statkraft-Konzern fuhr im Sommer ein nagelneues Gaskraftwerk in Hürth aus Kostengründen erst mal gar nicht an. Nur die umweltbelastende Braunkohle verdient noch Geld.

Nach Ansicht von Experten konnten die Konzerne diese Entwicklung nicht komplett vorhersehen. "Das EEG wurde vermutlich von niemandem zu Ende gedacht und zu Ende gerechnet", sagt Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler.

Minizinsen begünstigen Investitionen in Öko-Energie

Die Investitionen in erneuerbare Energien nahmen seiner Meinung nach auch deshalb solche unerwarteten Ausmaße an, weil die Renditen von Wind und Sonne angesichts der Niedrigzinsen im Euro-Raum attraktiver wurden.

Konventionelle Erzeugung wird aber noch viele Jahre gebraucht, solange ausreichend große Stromspeicher für die Erneuerbaren fehlen. Das gilt nicht nur für die Versorgung bei Nacht und Windstille, sondern angesichts der Stromschwemme zunehmend auch für den Ausgleich der Netzspannung an besonders wind- und sonnenreichen Tagen.

Netzbetreiber müssen Stromschwemme ausgleichen

Der Winterorkan "Xaver" Anfang Dezember mit neuen Windstromrekorden an der Nordsee zwang den Netzbetreiber Tennet etwa zu Ausgleichsmaßnahmen mit konventionellen Kraftwerken bis nach Österreich.

Die Stromkonzerne reagieren auf den scharfen Einnahmerückgang mit den üblichen Rezepten: Sparpakete mit Stellenabbau, Verkauf von Beteiligungen, Dividendenkürzungen und Verlagerung von zentralen Aufgaben ins preiswertere Ausland.

E.ON hat Ausland verstärkt im Visier

Branchenprimus E.ON setzt stark auf die Wachstumsmärkte in Brasilien und in der Türkei, steht angesichts der Finanzprobleme des brasilianischen Partners Eike Battista aber auch im neuen Jahr vor Herausforderungen. RWE ist wegen der kommunalen Eigner stärker an den Heimatmarkt gebunden und muss umso schärfer kürzen.

Die Essener bauen laufende Projekte fertig, danach sollen Investitionen vorerst nur noch in die Instandhaltung fließen. Immerhin kann RWE - genau wie Vattenfall in der Lausitz - auf stabile Einnahmen aus der Braunkohle bauen. EnBW hat wegen der früher starken Ausrichtung auf Atomkraft einen besonders harten Weg.

Hoffen auf Koalitions-Vereinbarungen

Von der großen Koalition erhoffen sich die Erzeuger einen "Kapazitätsmechanismus" - also Geld für das Vorhalten von Gas- und Kohlestrom unabhängig von Marktpreisen. Der Koalitionsvertrag stellt das nur "mittelfristig" und unter starken Einschränkungen in Aussicht.

Die Industrie ist trotzdem optimistisch - nicht zuletzt mit Blick auf das klare Eintreten der SPD unter NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft für die konventionelle Erzeugung.

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