Nicht jedes Hochhaus muss ein Energiefresser sein: Ein 18-geschossiges Wohngebäude in der Hafenstadt Qinhuangdao, Provinz Hebei, ist jetzt als erstes Effizienzhaus in China zertifiziert worden. Bei der Entwicklung des Baus mischten auch deutsche Experten mit.
Der Bau erfüllt den neuen Energieeffizienzstandard der Provinz Hebei, den die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) und das dem chinesischen Bauministerium unterstellte Center of Science and Technology of Construction (CSTC) gemeinsam für diese Klimaregion entwickelt haben.
Besser als deutsche Energiespar-Vorgaben
Dieser Standard ist besser als der Mindeststandard, den die gerade erst verschärfte Energieeinsparverordnung in Deutschland vorgibt. Erklärtes Ziel des chinesischen Bauministeriums ist es, auf dieser Grundlage mittelfristig einen landesweiten Energiestandard für Neubauten einzuführen.
"Dieses Haus verbraucht rund 75 Prozent weniger Energie als die in China üblichen Neubauten", betonte Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, bei der Übergabe des dena-Zertifikats an den Bauherrn in Peking.
"Quantensprung für chinesischen Markt"
Es zeige zum ersten Mal von der Planung bis zur Fertigstellung, wie ein Effizienzhaus mit den in China vorhandenen Mitteln und unter den dortigen ökonomischen Verhältnissen realisiert werden könne. "Das ist ein Quantensprung für den chinesischen Markt", erklärte Kohler.
Der Riese umfasst eine Wohnfläche von insgesamt 6670 Quadratmetern, sein Heizwärmebedarf liegt bei 13 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Die Gebäudehülle zeichnet sich durch einen sehr guten Dämmwert aus. Zur Gebäudetechnik gehören eine Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Solarkollektoren in den Balkonbrüstungen dienen zur Erwärmung des Wassers für den Haushalt.
Zertifikat gleicht deutschem Energieausweis
Das Zertifikat, das die Einhaltung der energetischen Vorgaben dokumentiert, ist ähnlich wie ein deutscher Energieausweis gestaltet, mit Angaben zur erreichten Energieeffizienzklasse und zu verschiedenen Energiekennwerten der Gebäudehülle und Anlagentechnik. Der Energiestandard für die Provinz Hebei wurde in Anlehnung an den Passivhausstandard erarbeitet.
"Mit dem neuen Energiestandard hat die chinesische Regierung ein wirkungsvolles Instrument in der Hand, um das Energiesparen beim Neubau zu etablieren", sagte Stephan Kohler. "In zwei Jahren wird in China so viel Wohnfläche neu gebaut, wie in Deutschland insgesamt existiert. Wenn dabei auf hohe Effizienzstandards geachtet wird, hat das großen Einfluss auf die Entwicklung des Energieverbrauchs in China und weltweit."
Im Anschluss an die Übergabe des Zertifikats vereinbarte die dena drei neue Pilotprojekte mit chinesischen Bauherren für den Bau von Effizienzhäusern in den Provinzen Jiangsu, Shandong und Hebei; weitere werden vorbereitet. Die Projekte werden vom chinesischen Bauministerium maßgeblich unterstützt.