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Raucher: Ein rätselhafter Patient bewusstlos in der Bar


Ein rätselhafter Patient
Bewusstlos in der Bar

spiegel-online, Heike Le Ker

Aktualisiert am 14.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Wasserpfeife rauchen: Die meisten Konsumenten halten Shishas für ungefährlichVergrößern des BildesWasserpfeife rauchen: Die meisten Konsumenten halten Shishas für ungefährlich (Quelle: dpa-bilder)
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Eine 18-Jährige bricht plötzlich bewusstlos zusammen. Als sie nach 15 Minuten erwacht, scheint alles wieder in Ordnung. Aber in ihrem Blut entdecken die Ärzte einen alarmierenden Wert.

Als die Rettungssanitäter zu der jungen Frau kommen, ist sie tief bewusstlos. Zwar schlägt das Herz der 18-Jährigen regelmäßig und sie atmet normal. Aber sie reagiert weder auf Ansprache noch auf Schmerzreize. Ihre Freunde berichten aufgeregt, dass das Mädchen schon beim Verlassen der Bar, in der sich die Gruppe zum Wasserpfeife-Rauchen getroffen hatte, über Kopfschmerzen, Kribbeln am ganzen Körper und verschwommenes Sehen geklagt habe. Dann sei sie plötzlich bewusstlos zu Boden gestürzt.

15 Minuten nach ihrem Sturz wacht die Frau im Rettungswagen wieder auf. Die Sanitäter bringen sie in die Notfallaufnahme des Kantonsspitals im schweizerischen St. Gallen. Als die Mediziner dort mit ihr sprechen, ist alles wieder in Ordnung: Weder bei der neurologischen noch bei der allgemeinen körperlichen Untersuchung fällt den Ärzten etwas auf.

Plötzliche Bewusstlosigkeit kann höchst unterschiedliche Ursachen haben: Eine nicht erkannte Unterzuckerung kann ebenso dahinter stecken wie ein zu niedriger Blutdruck, epileptische Anfälle, Herzrhythmusstörungen oder ein Schlaganfall. Deswegen suchen die Ärzte in allen Richtungen nach pathologischen Veränderungen. Aber das EKG, mit dem die Herztätigkeit beurteilt werden kann, ist normal. Ebenso das EEG, das auf epileptische Anfälle hinweisen könnte. Auch die Computertomografie vom Kopf ist unauffällig, und es gibt keinen Hinweis auf eine Hirnblutung. Drogen habe sie nicht genommen, erklärt die Patientin.

Ein Blutwert verrät die Ursache

Auch der Zuckerspiegel und die Elektrolyte im Blut sind im Normbereich. Alarmiert sind die Ärzte allerdings, als sie einen Wert sehen: Die Konzentration von Kohlenmonoxid (CO), das im arteriellen Blut der Patientin an Hämoglobin gebunden ist, liegt bei 25,7 Prozent. Normalerweise darf diese nicht höher als fünf Prozent sein, bei starken Rauchern maximal zehn Prozent.

Der Wert erklärt die vorübergehende, tiefe Bewusstlosigkeit der Frau, und die Ärzte sind sich sicher: Die Patientin hat sich beim Shisha-Rauchen mit Kohlenmonoxid vergiftet. Beim Rauchen einer Wasserpfeife wird ein Stück Holzkohle verbrannt und der entstehende Rauch zunächst durch eine Rauchsäule und dann durch einen Wasserbehälter gesogen. Über einen Schlauch gelangt der Dampf in den Mund, die Bronchien und die Lungen des Rauchers.

Das Problem dabei: Der Konsument nimmt beim Shisha-Rauchen etwa zehnmal so viel Kohlenmonoxid auf wie beim Zigarettenrauchen, schreiben Joscha von Rappard und seine Kollegen vom Kantonsspital in St. Gallen im "Deutschen Ärzteblatt". Sie stellen insgesamt vier Fälle mit Kohlenmonoxid-Intoxikationen vor, die alle nach längerem Wasserpfeifen-Konsum aufgetreten und ähnlich verlaufen sind. Schwere Folgeschäden hat keiner der vier Patienten davongetragen. Einer US-Umfrage unter 101 jugendlichen Shisha-Rauchern zufolge glaubt ein Großteil der Konsumenten, dass Wasserpfeifen weniger gesundheitsschädlich sind und weniger abhängig machen als Zigaretten.

Sauerstoff über die Atemmaske

Das farb-, geruch- und geschmacklose Kohlenmonoxid ist ein gefährliches Atemgift: Es bindet viel stärker als Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Dadurch entsteht ein massiver Sauerstoffmangel im Körper, der zu so unterschiedlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Halluzinationen, Apathie, Krampfanfällen, Atemnot und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.

"CO-Intoxikationen stellen in Deutschland mit circa 3700 Klinikeinweisungen und circa 370 Todesfällen pro Jahr die Hauptursache von akzidentellen Vergiftungen dar", schreiben die Autoren im "Ärzteblatt". Dabei ist die häufigste Ursache die Aufnahme von Rauchgas, wie es bei Bränden entsteht. Aber auch Heizkamine, Heißwasserboiler und kohlebetriebene Tischgrills können die Ursache sein.

Die wichtigste Therapie bei einer solchen Vergiftung ist die Gabe von hochdosiertem Sauerstoff. Auch die 18-Jährige bekommt von ihren Ärzten eine Atemmaske, über die sie vier Stunden lang Sauerstoff einatmet. Danach liegt die Kohlenmonoxid-Konzentration in ihrem Blut nur noch bei sieben Prozent. Der jungen Frau geht es wieder gut und sie kann gesund nach Hause gehen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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