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MIH: Zahnschmelzstörung lässt Zähne bröseln


"Käsezähne"
Rätselhafte Mineralisationsstörung lässt bleibende Zähne bröseln

t-online, Claudia Staub

Aktualisiert am 03.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Verfärbte und geschädigte Zähne sind ein typisches Erscheinungsbild bei Molaren-Inzisiven-HypomineralisationVergrößern des BildesVerfärbte und geschädigte Zähne sind ein typisches Erscheinungsbild bei Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (Quelle: Norbert Krämer / UKGM Gießen)
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Eine mysteriöse Zahnerkrankung verunsichert Eltern. Obwohl das Milchgebiss gesund ist, wachsen bleibende Zähne bröckelig, verfärbt und schmerzempfindlich nach. Ihre normale Funktion können sie nicht erfüllen, im schlimmsten Fall droht der Zahnverlust.

Gesunde Zähne halten ein Leben lang - diesen Leitsatz nehmen sich Eltern seit vielen Jahren zu Herzen. Die Zahlen von kariesbefallenen Zähnen bei Kindern sind daher seit langem rückläufig.

Neue Zähne sind schon geschädigt

Seit einigen Jahre sehen sich Kinderzahnärzte jedoch mit einem neuen Problem konfrontiert. Obwohl die Eltern die Milchzähne ihrer Kinder gepflegt haben, so dass die kleinen Patienten kariesfrei sind, die Kinder Wasser zum Durstlöschen trinken und die Eltern auf eine zahngesundheitsförderliche, kauaktive Ernährung geachtet haben, brechen die neuen bleibenden Zähne schon geschädigt durch den Kiefer.

Neue Erkrankung MIH?

"In Deutschland sind schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der Grundschüler betroffen", sagt Andrea Thumeyer, Zahnärztin und Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH). Auch in anderen Ländern ist die Störung in ähnlichem Ausmaß verbereitet.

Seit ungefähr 30 Jahren berichten Zahnärzte darüber. 2001 erhielt sie den Namen Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), weil meist die Backenzähne (Molaren) oder Schneidezähne (Inzisiven) betroffen sind. Im englischen Sprachraum ist auch die Bezeichnung "Cheese molars" (Käse-Backenzähne) geläufig.

Früher von Karies überdeckt

"MIH ist vielleicht gar keine neue Erkrankung", erklärt Thumeyer, sondern sei früher fälschlicherweise für Karies gehalten wurde. Erst seitdem die Kariesfälle deutlich zurückgegangen sind, sind die neuen Auffälligkeiten in den Fokus gerückt.

Krankheit gibt Rätsel auf

"Auch die Milchzähne können von MIH betroffen sein", erklärt Zahnärztin Thumeyer. Allerdings nicht so häufig wie den bleibenden Zähnen. Auf betroffene Milchzähne müssen nicht zwangsläufig geschädigte bleibende Zähne folgen. Andererseits bieten gesunde Milchzähne keine Garantie, dass die folgenden ebenfalls gesund sind. "Die Krankheit gibt uns noch viele Rätsel auf", so Thumeyer.

MIH: Das sind die Symptome

Am häufigsten tritt MIH an den ersten bleibenden Backenzähnen auf. Typischerweise zeigen betroffene Zähne eine weiße und/oder gelblich-braune Verfärbung. Der Zahnschmelz ist sehr weich und kann bei schweren Verlaufsformen auch abbröckeln.

"Wie viele Zähne von MIH bei einem Kind befallen sind, ist ganz unterschiedlich", sagt Thumeyer. "Manchmal nur einer, manchmal mehrere, die zudem unterschiedlich stark geschädigt sein können." Dies sei besonders rätselhaft, da die Zähne zur gleichen Zeit gebildet würden, und demnach auch beim Durchbrechen den gleichen Status aufweisen müssten.

Problematisch ist auch, dass die betroffenen Zähne sehr sensibel sind, was zu Schmerzen beim Putzen und einer starken Temperaturempfindlichkeit führt. Mit anderen Zahnverfärbungen, die etwa auf bestimmte Antibiotika oder Fluor zurückzuführen sind, hat die Störung nichts zu tun.

Zahnschmelz ist weich

Hinter den Symptomen steckt eine nicht ausreichende (hypo) Mineralisation des Zahnschmelzes im Bereich der Zahnkrone. Im Schmelz fehlen Kalzium und Phosphat, was dazu führt, das die Funktion der eigentlich härtesten Substanz im menschlichen Körper nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Zahnwurzeln und der Kiefer sind dagegen von MIH nicht betroffen.

Ursachen von MIH sind unklar

Über die Ursachen von MIH sind sich die Ärzte bislang im Unklaren. Sicher scheint nur, dass es sich um eine Störung während der Mineralisationsphase der Zähne handelt.

Der weit verbreitete Plastikweichmacher Bisphenol A steht dabei ebenso im Verdacht wie das allgegenwärtige Umweltgift Dioxin. Wahrscheinlich ist ein Zusammenspiel verschiedener Einflüsse.

Schon während der Schwangerschaft können Probleme auftreten, die später beim Kind zu der beschriebenen Fehlmineralisation führen. Auch Infektionskrankheiten in den ersten Lebensjahren des Kindes könnten die Ursache sein, vor allem wenn sie mit Antibiotika behandelt wurden. Kinder, die an Nierenfunktionsstörungen leiden, zu früh geboren wurden oder bei der Geburt an Sauerstoffmangel litten, sind vermehrt betroffen.

So wird MIH behandelt

In der Folge sind die Zähne extrem kariesempfindlich. Zahnärztin Thumeyer rät Eltern, die zahnärztlichen Kontrolltermine unbedingt wahrzunehmen. Wird MIH frühzeitig entdeckt und ist der Schweregrad gering, lässt sie sich gut behandeln. In erster Linie geht es darum, den Zahn zu stabilisieren und einen weiteren Verlust des Zahnschmelzes zu verhindern.

Dies kann zum Beispiel durch fluoridhaltige Lacke und Calciumpasten erfolgen oder durch die Versiegelung der Zahnoberflächen mit speziellen Füllungen. Auch eine Überkronung der betroffenen Stellen kann sinnvoll sein. Bei sehr stark zerstörten Zähnen bleibt oft nur die Option, den betroffenen Zahn zu ziehen und die Lücke anschließend kieferorthopädisch zu schließen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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