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MRSA-Keim: Was steckt hinter dem multiresistenten Krankenhauskeim?


Multiresistente Keime
MRSA: Was steckt hinter den Krankenhauskeimen?

t-online, hm

Aktualisiert am 25.06.2018Lesedauer: 5 Min.
Mit der "Aktion Saubere Hände" will das Bundesgesundheitsministerium etwas gegen die Verbreitung von MRSA tun.Vergrößern des BildesMit der "Aktion Saubere Hände" will das Bundesgesundheitsministerium etwas gegen die Verbreitung von MRSA tun. (Quelle: sturti/getty-images-bilder)
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MRSA ist die Abkürzung für eine Bakteriengruppe, die nicht mit Antibiotika bekämpft werden kann – die Krankenhauskeime sind multiresistent. Die wichtigsten Informationen über den MRSA-Keim erfahren Sie hier.

Was ist MRSA?

Die Abkürzung MRSA (methicillinresistenter Staphylococcus aureus) bezeichnet Bakterien der Art der Staphylokokken aureus, die überall zu finden sind – auch auf unserer Haut oder den Schleimhäuten der oberen Atemwege. Rund 20 Prozent aller Menschen sind dauerhaft von ihnen besiedelt. Weitere 20 Prozent sind es gelegentlich. Obwohl die Keime für viele Wundinfektionen verantwortlich sind, verursachen sie nur selten eine ernsthafte Erkrankung.

Das Besondere an MRSA-Bakterien ist, dass sie resistent gegen viele Antibiotika sind. Dazu gehört auch der Wirkstoff Methicillin, welcher der Bakteriengruppe ihren Namen gab. Methicillin war der erste Wirkstoff, den Wissenschaftler speziell gegen die Keime entwickelt hatten. Das zuvor verwendete Penicillin war wirkungslos geworden. Doch auch gegen Methicillin zeigten sich die Bakterien mit der Zeit immun, ebenso wie gegen die meisten nachfolgenden Wirkstoffe, weshalb sie auch als "multiresistent" bezeichnet werden.

Wie kommt es zu einer MRSA-Übertragung?

Folgende Übertragungswege sind möglich:

  • Von Mensch zu Mensch: Besonders häufig werden MRSA-Bakterien von einer infizierten auf eine nicht-infizierte Person, besonders über die Hände, übertragen. Dabei ist es unerheblich, ob die Person, die den Erreger weitergibt, durch den MRSA-Keim erkrankt oder lediglich von ihm besiedelt ist.
  • Über verunreinigte Gegenstände: Dazu zählen vor allem Handläufe, Türklinken, Griffe oder Badutensilien wie Handtücher. Besonders gut haften die Erreger an Plastik oder Edelstahloberflächen. Auch über Kleidung und sogar über Lüftungssysteme kann es zu einer Übertragung kommen.
  • Von Tier zu Mensch: Auch über den Kontakt zu einem besiedelten Haus- oder Nutztier ist eine Ansteckung möglich.

Nicht immer bleibt die Besiedlung durch den Keim dauerhaft bestehen, bei manchen Menschen verschwindet der Erreger nach einiger Zeit wieder. Bei älteren Menschen, bei schweren oder chronischen Erkrankungen sowie bei regelmäßigen Antibiotika-Verabreichungen gelingt es dem Keim dagegen häufiger, sich dauerhaft anzusiedeln.

Warum wird MRSA auch Krankenhauskeim genannt?

Eine große Gefahr für eine Infektion mit dem MRSA-Erreger besteht in Krankenhäusern und Kliniken, weshalb die Bakterien umgangssprachlich auch "Krankenhauskeime" genannt werden. Der Grund für die häufigen Übertragungen im Krankenhaus liegt zum einen an der hohen Anzahl von Risikogruppen wie chronisch Kranken (z. B. Dialysepatienten) oder Senioren. Zum anderen an den vielen möglichen Übertragungswegen wie Katheter oder Atemschläuche sowie Gegenstände und Geräte aus Stahl, an dem der MRSA-Erreger besonders gut haftet.

Vor allem kommt es zu einem häufigen Handkontakt zwischen medizinischem Personal und Patienten. Besucher wie Personal sind deshalb dringend angewiesen, regelmäßig die Hände und Gegenstände zu desinfizieren. Patienten, die Träger von MRSA-Bakterien sind, sollten außerdem in einem Einzelzimmer liegen, das Personal bei Kontakt mit ihnen Schutzkittel, Mundschutz und Einmalhandschuhe tragen. Auch in Senioren- und Pflegeheimen sind multiresistente Keime stärker verbreitet.

Seit 2009 ist der Nachweis von MRSA in Blut oder Hirnflüssigkeit von den Untersuchungslaboratorien an das zuständige Gesundheitsamt zu melden, wie "aerzteblatt.de" in einer Pressemitteilung berichtet.

Symptome: Welche Anzeichen für eine MRSA-Infektion gibt es?

Auch wenn Haut oder Schleimhäute mit MRSA besiedelt sind, ist das Risiko einer Infektion eher gering, wie die Seite "infektionsschutz.de" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert. Kommt es allerdings zu Erkrankungen, unterscheiden sich diese nicht von denjenigen, die von "normalen" Staphylococcus-aureus-Bakterien verursacht werden.

Der Unterschied besteht nur darin, dass MRSA-Erreger nicht mit herkömmlichen Antibiotika bekämpft werden können.

Mögliche Folgen und Symptome einer Infektion sind:

  • Hautinfektionen (Furunkel und Abzesse)
  • Wundinfektionen, besonders nach Operationen
  • Entzündungen einzelner Organe (Mittelohrentzündung, Lungenentzündung). Auch eine Hirnhautentzündung oder eine Entzündung der Herzklappen sind möglich.
  • Lebensmittelvergiftungen mit Durchfall und Erbrechen
  • Blutvergiftung
  • Toxisches Schocksyndrom (TSS) mit Fieber, Blutdruckabfall und Hautausschlag bis hin zu einem Multiorganversagen.

Risikogruppen und Nachweis einer MRSA-Infektion

Um eine Ausbreitung multiresistenter Keime in Krankenhäusern zu verhindern, empfiehlt das Robert-Koch-Institut eine vorbeugende Untersuchung bei allen Personen, die ein erhöhtes Risiko einer MRSA-Trägerschaft besitzen (ein sogenanntes "Screening").

Zu den MRSA-Risikogruppen gehören:

  • Patienten, die bereits einen längeren Krankenhausaufenthalt hinter sich haben sowie Patienten mit Fremdkörpern, wie Kathetern oder einer geöffneten Luftröhre
  • Personen, die mit anderen MRSA-Trägern in Kontakt gekommen sind oder aus Regionen mit hoher MRSA-Verbreitung stammen
  • Chronisch pflegebedürftige Personen, wie Bewohner eines Seniorenheims
  • Menschen mit starken Hautverletzungen und chronischen Wunden
  • Menschen die beruflich in der industriellen Tierhaltung, insbesondere der Schweinemast, tätig sind

Um eine MRSA-Trägerschaft festzustellen, gibt es verschiedene Nachweisverfahren. In der Regel nimmt der Arzt für diesen Test beim Patienten Abstriche von den beiden Nasenvorhöfen, des Rachens, von Achseln und Leiste sowie von Wunden vor. Je nach eingesetztem Analyseverfahren kann man innerhalb von 30 Minuten bis drei Stunden feststellen, ob eine Keimbelastung vorliegt.

MRSA-Sanierung als Therapie

Bei den Risikogruppen (und betroffenem Krankenhauspersonal) ist es mitunter möglich, die multiresistenten Keime wieder von der Haut und von den Schleimhäuten zu entfernen. "Sanierung" nennen Mediziner diese Therapiemaßnahme, wobei die Bekämpfung der Primärerkrankung immer Vorrang hat. Im Idealfall ist die Primärerkrankung vor Beginn der MRSA-Sanierung ausgeheilt.

Die MRSA-Sanierung dauert in der Regel zwischen fünf und sieben Tagen. Zu den Maßnahmen gehören die tägliche Anwendung von Salben, Rachenspülungen und die Reinigung befallener Körperstellen. Ebenso zählt die sofortige Desinfizierung aller benutzten Gegenstände dazu.

Der Erfolg der Therapie wird mit Abstrichen zwei Tage nach Ende der Sanierung sowie weiteren Abstrichen nach sechs bzw. nach zwölf Monaten überprüft. Ist bei keinem der Abstriche ein Keimbefall mehr nachweisbar, war die Sanierung erfolgreich.

MRSA in der Schwangerschaft

Eine MRSA-Trägerschaft in der Schwangerschaft stellt für das ungeborene Kind laut Angaben des Robert-Koch-Instituts keine Gefahr dar. Die Keime können nicht über die Plazenta an das heranwachsende Kind übertragen werden. Allerdings sind MRSA-Trägerinnen anfälliger für schwangerschaftsbedingte Infektionen, etwa im Vaginalbereich. Hier ist in Absprache mit den behandelnden Ärzten eine MRSA-Sanierung empfehlenswert.

Während der Entbindung besteht jedoch das Risiko der Übertragung auf das Baby. Die allgemeinen Hygienevorschriften bei einer natürlichen Geburt reichen jedoch in der Regel aus und müssen bei der Trägerin von MRSA-Keimen nicht speziell erhöht werden. Falls eine Übertragung auf das Neugeborene stattfindet, lässt sich die Infektion in der Regel gut behandeln.

Wie häufig sind MRSA-Keime in Deutschland?

Nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts infizierten sich allein im Jahr 2013 in Deutschland etwa 29.000 Patienten während ihres Krankenhaus-Aufenthaltes mit multiresistenten Keimen. Jede vierte Person in einem Krankenhaus ist Träger eines MRSA-Erregers, so Schätzungen.

In Deutschland gibt es laut "NDR" schätzungsweise vier Millionen Träger multiresistenter Keime. Solange ein Mensch gesund ist, ist ein MRSA-Keim für ihn genauso wenig eine Gefahr wie ein gewöhnlicher Staphylococcus-aureus-Keim. Denn die Bakterien sind zwar widerstandsfähig, aber nicht aggressiv. Probleme entstehen erst, wenn Menschen mit einem geschwächten Immunsystem mit den Keimen infiziert sind oder werden.

Woher kommen multiresistente Bakterien?

Bakterien, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent sind, stellen ein immer größer werdendes Problem in der Medizin dar.

Folgende Ursachen haben zu einer Zunahme multiresistenter Keime geführt:

  • Zu häufiger und unnötiger Einsatz von Antibiotika: Im Praxisalltag werden Antibiotika oftmals pauschal, ohne genaue Diagnose des Krankheitsbildes, verschrieben. Im schlimmsten Fall auch bei viralen Infekten, obwohl sie in diesem Fall wirkungslos sind. Da Bakterien der Art Staphylokokken aureus häufig den Menschen besiedeln, kann es durch den Kontakt mit dem Antibiotikum zu Mutationen kommen. Dabei können sich resistente Bakterien bilden.
  • Falsche Einnahme von Antibiotika: Werden die Antibiotika zu gering dosiert oder die Einnahme vorzeitig abgebrochen, besteht die Gefahr, dass Bakterien überleben und Resistenzen bilden.
  • Antibiotika in der Massentierhaltung: Die Körper von Schweinen, Hühnern und Kühen sollen immer mehr leisten, was zu einer Überzüchtung und einer damit einhergehenden Schwächung des Immunsystems geführt hat. Die oftmals schlechten Haltungsbedingungen in der modernen Intensivtierhaltung führen zu einem erhöhten Infektionsrisiko, was die Gabe von Antibiotika notwendig macht. Zunehmend werden auch sogenannte Reserveantibiotika eingesetzt, gegen welche die Bakterien noch nicht resistent sind. Doch die Keime können sich auch an diese Mittel anpassen, wodurch eine ernste Gefahr für Mensch und Tier entsteht.
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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