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Vulva-Wellness: Bedenklicher Beauty-Trend in der Intimpflege


"Vulva-Wellness"
Ärzte warnen vor Beauty-Trend in der Intimpflege


Aktualisiert am 21.05.2022Lesedauer: 4 Min.
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Bildausschnitt einer Frau in weißer Unterwäsche mit einer Cremedose. Viele Wellnessprodukte für den Intimbereich sind überflüssig.Vergrößern des Bildes
Bildausschnitt einer Frau in weißer Unterwäsche mit einer Cremedose. Viele Wellnessprodukte für den Intimbereich sind überflüssig. (Quelle: LightFieldStudios/getty-images-bilder)

Wellness für die Vulva – ein Beauty-Trend, der immer beliebter wird. Eine Reihe Hersteller bieten mittlerweile Cremes, Masken, Anti-Aging- und Feuchtigkeitsprodukte für den weiblichen Intimbereich an. Dass sie damit ihrem Intimbereich mehr schaden als nutzen, ist vielen Frauen nicht bewusst.

Auch "untenrum" soll alles weich, zart und rosig sein. Während manche Frauen nur den Kopf schütteln, springen andere mit Begeisterung auf diesen Trend auf. Sie pflegen ihren Intimbereich mit speziellen Wellnessprodukten. Einen Mehrwert haben die Anwendungen nur selten. Warum "Vulva-Wellness" Risiken birgt und wie sinnvolle Intimpflege aussieht.

Der weibliche Intimbereich im Fokus

Schönheitschirurgen haben bereits erkannt, dass es einen Bedarf an chirurgischen Schönheitsoperationen gibt: Schamlippenverkleinerungen, Schamlippenvergrößerungen, Vaginalverengungen oder Schamhügelverkleinerungen gehören zu den chirurgisch möglichen Eingriffen, die nicht nur medizinische Beschwerden wie Schmerzen oder mechanische Probleme wie Reibung beheben, sondern oftmals auch den Intimbereich optisch in Szene rücken sollen.

Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie zufolge gehören die Schamlippenkorrektur und die Vaginalverengung mit der Wiederherstellung des Jungfernhäutchens (Hymenrekonstruktion) zu den am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffen im weiblichen Intimbereich.

Frauen, die ohne Skalpell ihren Intimbereich verschönern möchten und bei denen keine medizinische Notwendigkeit besteht, haben Alternativen: Die Kosmetik- und Wellness-Industrie bietet für Frauen, die "untenrum" schick sein möchten, im Rahmen der "Vulva-Wellness" Cremes, Masken, Pflegeöle und spezielle Waschgele an. Die Produkte sollen unter anderem den Intimbereich zart und geschmeidig halten, ihm ein frisches Aussehen verleihen, die Poren reinigen, ein Einwachsen der Haare verhindern und die Schambehaarung weicher machen.

(Quelle: privat)


Dr. Uta Schlossberger ist Hautärztin mit eigener Praxis in Köln. Neben der Dermatologie und Venerologie gehören die Bereiche Allergologie, Lasermedizin, Ästhetische Dermatologie und Anti-Aging zu den Schwerpunkten der Fachärztin. Außerdem ist Dr. Uta Schlossberger Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Intimchirurgie (GAERID) e. V.

"Untenrum"-Beautytrend nicht ohne Risiken

Hautärzte und Gynäkologen stehen dem Vulva-Beauty-Trend kritisch gegenüber. "Der weibliche Intimbereich ist sehr empfindlich und leicht reizbar. Hier mit verschiedenen Produkten zu hantieren, die möglicherweise Duftstoffe-, Konservierungsmittel und Farbstoffe enthalten, kann die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen und ihre natürliche Abwehr gegen krankmachende Erreger schwächen", warnt Dr. Uta Schlossberger, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Intimchirurgie (GAERID) e. V. "Rötungen, Schwellungen, Juckreiz, Trockenheit und Infektionen können die mögliche Folge solcher Pflege-Experimente sein."

Übertriebene Intimpflege kann schädlich sein

Auch aus gynäkologischer Sicht ist weniger mehr. "Frauen sollten ihren Intimbereich am besten nur mit warmem Wasser waschen. So wird die natürliche Abwehr der Scheidenflora am besten geschützt. Spezielle Reinigungs- und Pflegeprodukte braucht es nicht", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover.

(Quelle: privat)


Dr. med. Christian Albring ist Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und niedergelassener Gynäkologe in Hannover.

Wer auf Schaum und Cremes dennoch nicht verzichten möchte, sollte Produkte nutzen, die seifenfrei und auf den pH-Wert des Intimbereichs abgestimmt sind, die schützende Lipidschicht der Haut nicht angreifen und keine Duftstoffe enthalten. Für die Reinigung mit Schaum gilt: Am besten nur den äußeren Bereich berücksichtigen. Die inneren Schamlippen sowie die zarte Haut darunter sollten schaumfrei bleiben.

Zu häufiges Waschen fördert Infektionen

Neben den nützlichen Bakterien in der Scheide sind in geringerer Zahl auch Bakterien zu finden, die Infektionen verursachen können, etwa Streptokokken, Staphylokokken oder Enterobakterien sowie Pilze. Ein gesundes Scheidenmilieu hält diese bei einem pH-Wert von unter 4,5 in Schach. Geraten die bakterielle Zusammensetzung der Scheidenflora und der pH-Wert aus dem Gleichgewicht – etwa durch eine zu aggressive Intimhygiene – kann sich beispielsweise eine bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz ausbilden.

"Viele Frauen überpflegen ihren Intimbereich und schädigen mit übertriebener Intimhygiene die Scheidenflora", sagt Albring. Ein veränderter Ausfluss, Rötungen, Schwellungen, Brennen und Jucken gehören zu den möglichen Symptomen einer Infektion und sollten gynäkologisch abgeklärt werden, ebenso Schmerzen beim Wasserlassen und beim Sex.

Duft- und Farbstoffe können Reizungen verursachen

Duftstoffe sind allerdings nicht nur in speziellen "Vulva-Wellness"-Produkten zu finden. Binden und Slipeinlagen enthalten ebenfalls häufig Duftstoffe und sogar Toilettenpapier riecht oft nach einem Strauß Blumen. "Auch bei diesen Produkten gilt: Verzichten Sie besser", rät Schlossberger.

"Der After ist ebenfalls sehr empfindlich. Duftstoffe- und Konservierungsstoffe, etwa in feuchtem Toilettenpapier, können bei empfindlicher Haut Ekzeme, Schwellungen, Nässen und sogar kleine Verletzungen und Blutungen verursachen." Eine Alternative sei es, trockenes Toilettenpapier mit etwas Wasser anzufeuchten. Das sei schonender.

Wachsen und Epilieren: Eingewachsene Haare können Entzündungen hervorrufen

Rasieren, Wachsen und Epilieren kann ebenfalls als Teil der Intimverschönerung angesehen werden. Doch auch hierbei machen Frauen immer wieder die Erfahrung, dass die Haarentfernung im Intimbereich auch Nachteile haben kann.

Beim Wachsen und Epilieren beispielsweise wird das Haar mit der Wurzel entfernt. Dadurch bleibt die behandelte Haut zwar länger glatt. Doch die Anwendung ist meist schmerzhaft und mit Rötungen und leichten Schwellungen verbunden. Aufgrund der kleinen Mikroverletzungen besteht zudem das Risiko für Entzündungen.

Hinzu kommt, dass die Haare beim Nachwachsen in die Haut wachsen können. Das heißt, sie finden nicht den Weg an die Hautoberfläche, sondern wachsen nach innen in die Haut. Das kann schmerzhafte Entzündungen mit Eiterbildung hervorrufen. Findet das Haar nicht von selbst den Weg an die Hautoberfläche, muss der Hautarzt nachhelfen.

Auch beim Rasieren kann es vorkommen, dass Haare beim Nachwachsen in die Haut eindringen. Das ist vor allem bei einer lockigen Schambehaarung häufig", erklärt Schlossberger. Besser ist es, beim Rasieren wenige Millimeter lange Stoppeln stehen zu lassen. Das fühlt sich zwar nicht glatt an, aber die Haare wachsen nicht so leicht ein. Eine Alternative zu den Stoppeln kann laut Schlossberger eine Laserbehandlung zur Haarentfernung sein.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Information der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland e. V. (GAERID). (Stand: Aufgerufen am 20. Oktober 2021)
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