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Sexualität
"Wir haben einfach keine Lust" - Ein Paar ist sexlos glücklich

tp

28.03.2012Lesedauer: 3 Min.
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Ein Paar verzichtet freiwillig auf Sex.Vergrößern des Bildes
Ein Paar verzichtet freiwillig auf Sex. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Zur Liebe gehört der Sex - so die landläufige Meinung. Mareike und Jürgen lieben sich seit gut zwanzig Jahren, seit zehn Jahren leben sie jedoch sexlos. Küsse und Zärtlichkeiten gibt es auch bei ihnen, allerdings ohne jegliche erotische Komponente. Das Ehepaar berichtet von seinen Erfahrungen.

Seelenpartner statt Sexpartner

Oberste Priorität hatte die körperliche Liebe für das Paar eigentlich nie. "Natürlich haben wir am Anfang unserer Beziehung häufiger Sex gehabt, aber die ganz große Leidenschaft war es bei uns eher nicht", erinnert sich Mareike. "Die starke Anziehung, die wir gegenseitig empfunden haben, basierte eher auf gleichen Interessen und Vorlieben. Wir hatte beide das Gefühl, unseren Seelenpartner gefunden zu haben", sagt sie. Besonders "triebhaft" – wie sie es ausdrückt – waren beide auch vor ihrer Partnerschaft nicht. "Klar haben wir unsere Erfahrungen gemacht, allerdings nicht allzu viele", erzählt die Zweiundvierzigjährige. "Ich war 21 als ich Jürgen kennenlernte, er war damals 22. Mehr als zwei Sexualpartner haben wir beide nicht gehabt vorher", gibt sie zu.

Sex nicht als Pflichtübung

In den ersten Jahren schliefen Mareike und Jürgen noch mehr oder weniger regelmäßig miteinander. Die zeitlichen Abstände wurden allerdings schon damals immer größer. "Manchmal haben wir auch zwei, drei Monate keinen Verkehr gehabt", sagt Jürgen. "Und wenn es doch dazu kam, dann war es nicht unbedingt so, dass wir beide einen starken körperlichen Drang danach hatten. Vielmehr hatte man das Gefühl, es wäre mal wieder an der Zeit – schließlich gehörte es ja irgendwie dazu. Es waren wirklich eher Pflichtübungen als pure Lust oder gar Ekstase", beschreibt der Dreiundvierzigjährige das gemeinsame Liebesleben.

Lieber geistige als körperliche Nähe

Bei nicht wenigen Paaren hat einer der beiden Partner ein größeres Bedürfnis nach körperlicher Befriedigung, bei Mareike und Jürgen war es schon immer ausgeglichen: Sie haben beide keine Lust dazu – wie sie sagen. Dass einer von ihnen unter dem Mangel an gemeinsamen erotischen Erlebnissen leidet, schließen sie einhellig aus. "Uns ist Nähe viel wichtiger als Leidenschaft", erklärt Mareike. Wir liegen abends schon auf der Couch und kuscheln oder schlafen in der Löffelchenstellung ein. Aber wir haben vor allem eine sehr große geistige Nähe", sagt sie und ihr Mann ergänzt: "Wie sind beide kulturell sehr interessiert, dazu engagieren wir uns gemeinsam in verschiedenen sozialen Projekten. Sowas ist uns wichtig. Am meisten schätzen wir auch die guten Gespräche mit wirklicher Tiefe, die wir miteinander führen können."

"Sex war bisher ein notwendiges Übel"

Leidenschaftliche Nächte, Ekstase, körperliche Befriedigung – auf all das verzichtet das Ehepaar vollkommen freiwillig. Als Mareike sich vor über zehn Jahren einer größeren Operation am Unterleib unterziehen musste, war diese schlussendlich der Auslöser, ihr Sexleben quasi zu beenden. "Nach der OP musste Mareike sich selbstverständlich schonen, an Sex haben wir da ja überhaupt nicht gedacht", erzählt Jürgen. "Irgendwann haben wir darüber geredet und in diesem Gespräch ist uns klar geworden, dass wir beide keinen Geschlechtsverkehr brauchen, um als Paar glücklich zu sein." Seine Frau ergänzt sofort: "Ganz im Gegenteil, wir waren uns einig, dass wir den Sex bisher eher als notweniges Übel empfunden haben. Eigene Kinder wollten wir sowieso nicht, nach meiner Operation wären diese auch gar nicht mehr möglich gewesen. Also haben wir beschlossen, uns nicht länger diesem Zwang, dass zu einer guten Beziehung Sex gehört, zu unterwerfen."

Ist kein Sex die Lösung?

Auch wenn Mareike und Jürgen nun seit mittlerweile gut zehn Jahren kein Sexualleben mehr haben, hat man keinen Zweifel daran, dass die beiden sich immer noch aufrichtig lieben. Ihr Umgang miteinander ist zärtlich, respekt- und vor allem liebevoll. Doch wie sieht das Paar seine Zukunft, wird Sex irgendwann wieder eine Rolle in ihrem Leben spielen? Eine ganz klare Antwort haben sie darauf nicht. "Im Moment fehlt uns nichts", sagt Mareike. "Sollten wir merken, dass einer von uns beiden doch gerne wieder sexuell aktiver wäre, müssen wir darüber reden. Keinen Sex zu haben, soll ja kein Zwang sein." Ihr Mann sieht es ebenso. "Wie machen uns da selbst keinen Druck, wir leben so, wie es uns entspricht – und vor allem lieben wir so."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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