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Kommentar: Apple begeistert - auch ohne Innovationen


Kommentar
Apple begeistert - auch ohne Innovationen

t-online, Robert Kern

05.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Apple-LogoVergrößern des BildesEin rücksichtsvoller Technologie-Gigant (Quelle: Peter Kneffel/dpa-bilder)
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Verliert Apple an Strahlkraft? Mein Kollege Helge Denker wirft dem erfolgreichen Tech-Riesen Mangel an Ideen vor. In meinen Augen ist Apple nach wie vor begeisternd, höchstens die Keynotes sind langweilig geworden.

Ein Kommentar von Robert Kern

Gleich vorweg, ich nutze kaum Apple-Produkte. Mein iPad Air wird nur dann rausgekramt, wenn ich mit dem Quadcopter eine Runde drehen möchte. Mit dieser Abstinenz bin ich jedoch ziemlich allein. Umgeben von iPhones, iMacs, Apple Watches und Beats-Kopfhörern habe ich jeden Tag Kontakt zu diesem Unternehmen. Ich verfolge die Apple-Keynotes, darf mir die Nutzer-Weh-Wehchen anhören und täglich mit dem iPhone gemachte Fotos oder Videos ansehen. Und ich erlebe, wie Apple die Menschen um mich herum technologisch bereichert.

"Ein iPod, ein Telefon und ein Internet-Communicator"

Mit dem iPod hat Apple tatsächlich eine ganze Branche revolutioniert: Die Musik-Industrie, die durch Online-Tauschbörsen schon Auflösungserscheinungen zeigte, hat ein erneuertes, digitales Geschäftsmodell bekommen.

Auch das nächste Apple-Gerät bedeutete eine Zäsur: das mobile Internet und das Konzept eines Smartphones waren zwar nicht die Ideen von Steve Jobs. Sein vor zehn Jahren vorgestelltes iPhone läutete trotzdem eine neue Ära mobiler Kommunikation ein.

Die Apple-Produkte von iPhone bis MacBook haben eine starke Hardware, ein Premium-Design und mit hoher Benutzerfreundlichkeit eine Art "Katalysator-Funktion" für neue technische Funktionen.

Ich muss gestehen, dass die iPhone-Kameras um mich herum Menschen, die eigentlich Technologie-Muffel sind, digital befähigen. Omas und Opas nutzen Facetime, um die Distanz zu den Enkelkindern zu überbrücken. Generell zählen die Kameras in iPhones in jeder Generation zu den besten und verhelfen weltweit auch wenig begabten Fotografen zu tollen Erinnerungen.

Aufgegriffen, verbessert und etabliert

HTC hat als Innovator vor Jahren bewegte Fotos und automatisierte Highlight-Videos präsentiert, erstellt und geteilt werden sie nun trotzdem auf iPhones. Samsung hatte bereits fünf smarte Uhren im Angebot, als Apple mit der Watch im September 2014 mal eben den Markt verdoppelte. Heute ist Apple der größte Anbieter von Wearables und der Einfluss der entstehenden Daten auf die Medizin ist noch nicht absehbar.

Apple hat jahrelang behauptet, dass niemand Smartphone-Displays über 3,5 Zoll oder Tablets unter 10 Zoll Diagonale haben will. Oder dass niemand einen Stift auf Displays braucht. iPhones waren nicht die ersten wasserdichten Telefone. Und schon vor dem iPhone 8 ließen sich Generationen von Samsung-Galaxy-Flaggschiffen per Backcover oder sogar ab Werk integriert kabellos laden. Diese Techniken werden von Apple aufgegriffen, wenn sie kostengünstig eingebaut werden können. Die Ideen kommen meist woanders her.

Siri baut auf der langen Geschichte von Spracherkennung und cloudbasierter Datenverarbeitung auf, sprich: sie ist in vielen Aspekten keine Pionierin, aber sie war die erste Sprachassistenten, mit der eine kritische Masse den Wecker für das Frühstücksei stellten.

End-to-End-Control und Produktpflege

Durch Apple wird bestehende Technologie in komfortablen Paketen massentauglich und erobert weltweit Nutzer. Das ist möglich, weil das Unternehmen in diktatorischer Strenge Kontrolle über Hard- und Software ausübt. Drittanbieter und Partner müssen sich den Regeln des Ökosystems fügen. Dafür stellt Apple im Gegenzug eine Plattform mit enormer Reichweite zur Verfügung. Innerhalb dieser Welt gibt es wenig Platz für Experimente. Sicherlich gibt es seit Jahren MacBook-Prototypen mit Touchscreens, die Umgestaltung der macOS-Software ist jedoch so aufwendig, dass Apple lieber am Touchpad frickelt und das Produkt bis zur Kehrtwende diesbezüglich weiterpflegt.

Der Vormarsch von Touchdisplays außerhalb der Smartphone-Welt zeigt eine von vielen Sackgassen für Apple. Hinsichtlich des Designs haben sich auch die iPhones in eine solche manövriert. Seit dem iPhone 6, 2014 vorgestellt, gab es keine wesentlich Änderung an der Optik, nur Farbvarianten. Braucht es auch nicht, denn Apple verkauft trotzdem 200 Millionen Smartphones und mehr pro Jahr - mit einer Marge von der andere Hersteller nur träumen können.

Unbeweglich aber langfristig verantwortlich

Beim LG G5 hat das südkoreanische Unternehmen eine Modulbauform gewählt, die optionales Zubehör wie einen Kopfhörerverstärker oder einen Zusatzakku empfängt. Ein Jahr später betrachtet ein grandioser Flop. Für LG nicht tragisch, bei Apple hätte ein solcher Schnellschuss enorme Konsequenzen. Mit 257 Milliarden US-Dollar Barreserven, einem umfangreichen Patent-Portfolio und der riesigen Nutzerbasis kann dem Unternehmen zwar nichts so schnell gefährlich werden. Die Dienste müssen aber noch viel mehr als Plattform verstanden werden.

Längere Produktzyklen, Geräte-übergreifende Dienste, Support für mehr als eine Milliarde Produkte... all das macht Apple träge. Angesichts der Dimensionen dieses Unternehmens kann man die Ideenlosigkeit auch als Verantwortung wahrnehmen.

Haben Sie auch eine Meinung zu Apple? Teilen Sie sie uns in den Kommentaren mit.

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