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Carrier IQ: App spioniert Smartphones von Millionen Nutzern aus


Handy & Smartphone
Serienmäßige Smartphone-App schnüffelt Millionen Nutzern nach

Yaw Awuku

Aktualisiert am 16.12.2011Lesedauer: 3 Min.
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Eine Spionage-App aus den USA soll auf über 141 Millionen Smartphones und Tablet-PC nach Daten schnüffeln.Vergrößern des Bildes
Eine serienmäßige Spionage-App aus den USA soll auf über 141 Millionen Smartphones und Tablet-PC nach Daten schnüffeln. (Quelle: imago-images-bilder)

Ein Sicherheitsforscher aus den USA hat einen neuen Datenschutzskandal ins Rollen gebracht. Laut dem 25-jährigen IT-Experten Trevor Eckhart spioniert eine legale Smartphone-App Millionen Nutzer von Smartphones und Tablet-PC aus. Eher zufällig wurde entdeckt, dass zahlreiche Mobilfunkunternehmen und Smartphone-Hersteller die vermeintliche Spionage-Software Carrier IQ bereits ab Werk auf mobilen Geräten installieren. Der Hersteller von Carrier IQ bestreitet alle Vorwürfe, gerät aber dennoch mehr und mehr in die Defensive.

Bereits vor einigen Monaten sorgte Carrier IQ, eine Diagnose-Software für Smartphones und Tablet-PC, für Furore. Zuerst wurde die App auf dem Android-Smartphone HTC Evo 3D entdeckt und verdächtigt, im großen Maßstab Nutzerdaten wie Akkustand, Aufenthaltsort, Tastatureingaben, installierte Apps und besuchte Webseiten mitzuschneiden. Smartphone-Hersteller HTC konnte die Bedenken aber zunächst mit der Erklärung zerstreuen, bei Carrier IQ handele es sich lediglich um eine Wartungssoftware. "Taucht ein Fehler auf ihrem Telefon auf, können Sie die Option 'HTC mitteilen' wählen, damit wir unsere Telefone verbessern können". Diese Option müsse der Nutzer aber erst aktivieren, erklärte HTC.

Zoff um Carrier IQ

Der Sicherheitsexperte Trevor Eckhart nahm die Wartungs-App dennoch genauer unter die Lupe und kam zu dem Ergebnis, der Hersteller der gleichnamigen Software Carrier IQ "verkauft Rootkit-Software". Rootkits sind Spionageprogramme, die über weitläufige Berechtigungen in einem Betriebssystem verfügen und derart tief im System versteckt sind, dass sie für Nutzer und Antiviren-Software meist unsichtbar sind. Mit Rootkits können Hacker auf einem System also machen, was sie wollen. Genau so funktioniere Carrier IQ, behauptete Eckhart in einem ersten Bericht.

Die Firma Carrier IQ drohte ihm umgehend mit Unterlassungs- und Schadensersatzklagen. Eckhart suchte rechtliche Unterstützung bei der Datenschutz Organisation Electronic Frontier Foundation und kurze Zeit später zog Carrier IQ die Klagedrohungen zurück. In einer Pressemitteilung beharrte das Unternehmen jedoch darauf, dass Carrier IQ keine Tastatureingaben aufzeichne oder den Aufenthaltsort von Kunden verfolge. Carrier IQ sende insgesamt nur wenige Nutzerdaten an Smartphone-Hersteller, Mobilfunkunternehmen oder die Firma Carrie IQ selbst zurück.

Internet-Video entlarvt App als Schnüffel-Software

Vergangenen Mittwoch veröffentlichte Eckhart jedoch ein YouTube-Video, dass den Aussagen des Software-Herstellers widerspricht. Er versetzte sein Smartphone, ein HTC Evo 3D, in den Auslieferungszustand zurück und zeigte detailliert welche Daten Carrier IQ sammelt und wozu die App noch fähig wäre. Sowohl Tastatureingaben, SMS-Nachrichten wurden protokolliert. Auch Suchanfragen über Googles https-verschlüsselte Internetseite zeichnete die App unverschlüsselt und damit in lesbarer Form auf. Theoretisch könnte Carrier IQ auch ohne das Wissen des Smartphone-Besitzer SMS-Nachrichten verschicken, Telefonnummern wählen, Downloads starten oder das interne Mikrofon aktivieren.

Schnüffel-App auf 141 Millionen Geräten

Auf welchen Geräten bei welchen Mobilfunkanbietern Carrier IQ genau Verwendung findet, ist bisher ungewiss. Ein Zähler auf der Firmen-Webseite von Carrier IQ zeigt über 141 Millionen mobile Geräte mit der Software an. Laut Eckhart ist die App vor allem auf in den USA verkauften Android-Geräten sowie Smartphones von Nokia und RIM (Blackberry) zu finden. Wie das Technik-Magazin The Verge berichtet, wurden Carrier IQ in Teilen auch auf allen Versionen von Apples Betriebssystem IOS gefunden. Bislang scheinen aber vor allem amerikanische Mobilfunkanbietern wie AT&T und Sprinter, die Software einzusetzen. Auf Anfrage des Spiegels erklärte Nokia, dass der Konzern Carrier IQ für Smartphones auf dem deutschen Markt nicht verwende.

Carrier IQ unlöschbar?

Besonders brisant sei laut Eckhart, dass die Kunden keine Möglichkeit haben, sich gegen den Einsatz von Carrier IQ zu entscheiden. So taucht das Diagnose-Tool auf vielen Geräten anscheinend mit unterschiedlichen Namen auf. Auf der US-Version des HTC Evo 3D heißt es zum Beispiel HTCIQ. Eckharts versuche Carrier IQ über die Einstellungsoptionen von Android zu deaktivieren blieben jedoch erfolglos. Für Laien ist es damit anscheinend unmöglich, die Diagnose-App zu löschen. Hierfür sei laut Eckhart eine Neuinstallation des mobilen Betriebssystems notwendig. Zudem informieren weder die Hersteller der mobilen Geräte noch die Mobilfunkanbieter über die genaue Funktionsweise von Carrier IQ. So bleibt weiterhin unklar, welche Nutzerdaten die App tatsächlich übermittelt.

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