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ARD Markencheck: Baumärkte Obi und Bauhaus im Markencheck


Baumärkte
ARD nimmt Obi und Bauhaus unter die Lupe

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Aktualisiert am 25.06.2013Lesedauer: 7 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Die Baumärkte Obi und Bauhaus vom ARD "Markencheck" unter die Lupe genommen.Vergrößern des Bildes
Die Baumärkte Obi und Bauhaus vom ARD "Markencheck" unter die Lupe genommen. (Quelle: Montage: zuhause.de; Bilder: Müller Stauffenberg/HR Schulz/imago-images-bilder)

Nach Getränkekonzernen, Fastfoodketten, IT- und Versandriesen sowie Einzelhandelsmarken hat sich der "ARD Markencheck" nun Baumärkte vorgenommen. Mit den Ketten Obi und Bauhaus hat ein Team des Westdeutschen Rundfunks (WDR) die beiden umsatzstärksten Marken unter den Baumärkten unter die Lupe genommen. Die Macher des "ARD Markenchecks" bewerteten Preisniveau, Qualität, Beratung und Ökofaktor der beiden Baumärkte und wiesen Bauhaus und Obi einen klaren Etikettenschwindel nach.

Für den Bauhaus-/Obi-Check, der am 24. Juni 2013 im Ersten ausgestrahlt wurde, gingen die beiden WDR-Reporter Franziska Pröber und Norman Laryea erst einmal einkaufen. Ein Warenkorb aus insgesamt 15 Produkten wurde zusammengestellt, um zu prüfen, wo die Waren am günstigsten angeboten werden.

Baumärkte sind nicht viel günstiger als der Fachhandel

Wie immer beim "ARD Markencheck" baten die Reporter zunächst ahnungslose Passanten in der Fußgängerzone um eine Voreinschätzung. Wie zu erwarten wurde überwiegend vermutet, die beiden Baumärkte böten einen deutlichen Preisvorteil gegenüber dem Fachhandel. Doch weit gefehlt! Der gesamte Warenkorb kostete bei Obi 2154,50 Euro und war damit knapp 48 Euro teurer als im Fachhandel, wo man sich denselben Warenkorb für 2106,74 Euro zusammenstellen konnte. Bauhaus war noch einen Tick günstiger. Hier kosteten die 15 Produkte zusammen nur 2099,42 also noch einmal 7,32 Euro weniger als im Fachhandel.

Allerdings mussten die Reporter trotz Ballungsgebietes 20,5 Kilometer fahren, um sich die 15 Produkte im Fachhandel zusammenzusuchen. Ein Besuch in einem Gartencenter, einem Laden für Malerbedarf, einem Eisenwaren- und einem Holz- und Baustoffhandel waren dafür nötig. Ob die Fahrtkosten in den Gesamtpreis für den Warenkorb mit eingerechnet wurden, erfuhr der Zuschauer nicht.

Doch selbst wenn dem nicht so wäre, der Gesamtpreis im Fachhandel inklusive Benzinkosten also noch etwas höher ausfiele, unterschied sich das Preisniveau beider Baumärkte nicht allzu sehr von dem des Fachhandels. Dementsprechend fiel auch das Urteil des "ARD Markenchecks" aus. Der Preisvorteil werde "überschätzt", so das Fazit der Macher.

So wurde die Qualität der Baumarkt-Produkte getestet

Doch wie sieht es mit der Qualität der angebotenen Produkte aus? Um diese Frage zu beantworten, kauften die Reporter unterschiedliche Pflanzen aus den Gartenabteilungen der Baumärkte und aus dem Fachhandel ein. Außerdem erwarben sie eine Auswahl an Werkzeugen jeweils zwei verschiedener Preisklassen. Darüber hinaus ließen sie sich bei Bauhaus und Obi, sowie im Fachhandel eine bestimmte Wandfarbe anmischen, um die Exaktheit des Farbtons und die Deckkraft zu bewerten.

Etikettenschwindel bei Bohrern von Obi und Bauhaus

In puncto Werkzeug-Qualität begann die ARD-Doku mit einem recht problematischen Ergebnis. Die billige Variante eines Stahlbohrers förderte bei beiden Ketten ein unschönes Ergebnis zutage. Der Bauhaus-Bohrer fiel bei der Prüfung durch, weil er schon nach acht Bohrungen stumpf wurde. Noch problematischer verlief der Test beim Obi-Bohrer. Er brach bei der zwölften Bohrung in der Mitte durch.

Eine anschließende Spektralanalyse durch die Versuchs- und Prüfanstalt (VPA) ergab, dass es sich bei beiden Produkten um einen klaren Etikettenschwindel handelte. Sowohl Bauhaus als auch Obi hatten angegeben, der jeweilige Bohrer sei aus hochwertigem HSS-Stahl gefertigt. "Jedoch hat sich gezeigt, dass bei der einfachen Qualität von Bauhaus und Obi keine HSS-Stahlqualitäten verwendet worden sind und somit den Kunden etwas vorgegaukelt wurde", klärte VPA-Prüfer Pierrot Horsch auf.

Bauhaus beantwortet diesen Vorwurf schriftlich: Man habe bei dem Produkt Problem mit einer fehlerhaften Charge gehabt. Von Obi stellt sich der Geschäftsführer Vertrieb der laufenden Kamera. Franz-Peter Tepaß weist entschuldigend darauf hin, dass sich bei den großen Abnahmemengen von Obi schon einmal ein vereinzelter Qualitätsmangel einschlichen könne, ohne dass dies gleich Rückschlüsse auf die Gesamtqualität zulasse. Damit lassen es die Macher der Doku dann auch gut sein.

Qualität der Baumarkt-Produkte kann insgesamt überzeugen

Insgesamt kamen Obi und Bauhaus in der Bewertung der Produktqualität ganz gut weg. Zwar tauchten vereinzelt noch weitere Probleme auf, etwa bei den geprüften Geranien von Obi. "Aus Gärtnersicht würden wir sagen: 'Die dürften gar nicht verkauft werden'", erklärte Peter Tiede-Arlt von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zu den sehr hoch gewachsenen und dadurch wenig windfesten Obi-Geranien. Doch allzu groß waren die Qualitätsunterschiede zu Produkten aus dem Fachhandel im Großen und Ganzen nicht.

Bei der Wandfarbe schnitten beide Baumärkte sogar besser ab als der spezialisierte Fachhandel – und zwar sowohl was die Exaktheit des gewünschten Farbtons angeht als auch in der Deckkraft. "Alle drei Produkte sind nicht schlecht", beurteilte Norbert Hüsson von der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf die Streichergebnisse und ergänzte dann mit Blick auf die Gewinner-Farbe von Obi: "Das ist unter den guten die bessere."

Bestätigt wurden die insgesamt überzeugenden Ergebnisse der durchgeführten Tests durch einen Blick in die Testergebnisse der letzten sechs Jahre. Bei Stiftung Warentest erhielten Obi-Produkte im Schnitt die Note 3,5, Bauhaus schaffte sogar einen Schnitt von 3,1. Bei "Selbst ist der Mann" lagen die Produkte beider Baumärkte bei einer Durchschnittsnote von 2,6. Daraus resultierte dann auch die Bewertung im "ARD Markencheck": Die Qualität bei Obi und Bauhaus sei "ordentlich", so das Fazit der Doku.

Blaue Hortensien werden für Baumärkte und Fachhandel zum unlösbaren Problem

Im Anschluss an die Qualitätsüberprüfungen testeten die Doku-Macher, wie es um die Beratungsleistungen bei Bauhaus und Obi bestellt ist. Die Mitarbeiter von jeweils drei Filialen beider Ketten wurden auf die Probe gestellt und gefragt, wie man blaue Hortensien blau blühend erhält.

Dafür braucht es sowohl die richtige Erde als auch einen speziellen Dünger. Klappte die Beratung beim Drehen mit offener Kamera mit wenigen Abstrichen noch ganz gut, ergab sich mit versteckter Kamera ein ernüchterndes Bild – und zwar nicht nur bei den getesteten Baumärkten, sondern auch im Fachhandel, der als Referenz wieder mit getestet wurde.

Nur in einem Obi-Markt erhielten die Doku-Macher laut Expertenurteil eine angemessene und fachlich korrekte Beratung. Bei drei Bauhausfilialen und drei örtlichen Gartencentern überforderte die Fragestellung die Mitarbeiter.

Lebensgefährliche Beratungsdefizite bei Bauhaus

Richtig gefährlich werden Mängel in der Beratung aber, wenn es um den Umgang mit Strom geht. Das simulierte Problem: Zuhause fliegt ständig die Sicherung heraus. Daher wolle man nun eine kaufen, die mehr Ampere verträgt. Bei einem so vorgetragenen Anwendungsfall darf eigentlich kein verantwortungsbewusster Mitarbeiter die gewünschte Sicherung verkaufen. Es müsste statt dessen auf die Gefahr eines lebensgefährlichen Kabelbrandes hingewiesen und dazu geraten werden, dass ein Fachmann zunächst den Ursachen für die überlastete Sicherung auf den Grund gehen solle.

Hier erwies sich der Fachhandel als kompetentester Ansprechpartner. In keinem Fall wurde die gewünschte Sicherung verkauft. Ganz anders bei Bauhaus. Hier machten die angesprochenen Mitarbeiter in allen drei getesteten Filialen das Geschäft. Bei Obi fiel einer der drei Märkte durch und verkaufte die Sicherung.

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Einem befragten Obi-Verantwortlichen ist die mangelhafte Beratung sichtlich peinlich. "Das Thema ist nicht ganz unbekannt", gesteht Franz-Peter Tepaß, Obi Geschäftsführer Vertrieb, kleinlaut. "Wir haben unsere Mitarbeiter speziell zu dem Thema in den letzten Jahren immer wieder dahingehend geschult: Was darf der Mitarbeiter verkaufen und was nicht?" Offenbar hat der Mitarbeiter dieser einen geprüften Filiale die Schulungen noch nicht durchlaufen. Für den unbedarften Kunden kann das im wahrsten Wortsinn "brandgefährlich" werden.

Wasserschaden durch mangelhafte Beratung

Ähnlich unbefriedigende Beratungsleistungen auch beim letzten Test. Für einen Wasserhahn in der Küche soll ein so genanntes Perlatorsieb gekauft werden. Auch hier wäre die einzig richtige Beraterantwort: "Finger weg!" Das Sieb verstopft schnell, es bildet sich ein Rückstau, und der immense Druck, der sich entwickelt, kann den Boiler platzen lassen. Hier fiel eine Obi-Filiale durch, wo das Sieb ohne weiteres verkauft wurde. Alle anderen getesteten Filialen von Obi, Bauhaus und Fachhandel verweigerten zurecht den Verkauf und wiesen auf die Gefahr des Wasserschadens durch einen geplatzten Boiler hin.

Fachkundige Beratung in den Baumärkten nicht selbstverständlich

Insgesamt haben sich die Baumärkte beim Test ihrer Beratungsqualität nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Bei Obi waren fünf von neun Beratungen fachlich korrekt, bei Bauhaus sogar nur drei. Daher auch das harsche Urteil im "Markencheck": Die Beratung bei Obi sei "mäßig", bei Bauhaus "unzureichend". Wie es hingegen zu bewerten ist, dass auch der spezialisierte Fachhandel nur sechs Mal, also nur einmal öfter als Obi richtig lag, darüber wurde kein Wort verloren.

Ökofaktor: Ein Blick hinter die grüne Fassade der Baumärkte

Zum Schluss warf der "Markencheck "noch einen Blick hinter die grünen Fassaden der Baumärkte. "Bei Bauhaus bin ich mir sicher, dass die keine Hölzer aus gefährdeten Wäldern anbieten", erklärt eine befragte Passantin in der Fußgängerzone. Das entspricht auch dem Image, dass sich Obi und Bauhaus selbst zu geben versuchen. Doch wie ist es tatsächlich um den Ökofaktor bestellt?

Anders als vielleicht zu erwarten ist, nahm sich der "Markencheck" auf der Suche nach problematischen Hölzern aus geschützten Wäldern nicht etwa Gartenmöbel vor, sondern Werkzeugstiele – und wurde fündig. Bei Obi und bei Bauhaus fand man jeweils einen problematischen Spachtel mit Griff aus Tropenholz. Damit konfrontiert versprach Bauhaus, sich für sein Werkzeug um ein Zertifikat bemühen zu wollen. Obi reagierte noch resoluter und stellte die komplette Auslistung des Werkzeugs in Aussicht.

Ökologisch problematischer Torf in Blumenerden beider Baumärkte

Auch in den Gartencentern beider Baumärkte entdeckte der Markencheck Problematisches: ein umfangreiches Sortiment torfhaltiger Blumenerde. Der Abbau von Torf ist ökologisch heikel, weil darunter schützenswerte Moore leiden und CO2 freigesetzt wird, das zuvor im Torf gebunden war. Laut Klimaforscher Professor Hans Joosten gibt es für den Einsatz von Torf in Blumenerde keine Entschuldigung. "Notwendig ist das nicht. Es gibt ausreichend Alternativen", so der Experte der Uni Greifswald.

Sowohl bei Bauhaus als auch bei Obi finden sich aber eine Fülle verschiedener Blumenerden, die Torf enthalten – bei Bauhaus vom Hersteller Floragard, bei Obi von Terrasan. Beide Hersteller lassen, wie die Doku nachweist, auch in Lettland abbauen. Gezeigt wird dann auch, welch unschöne Folgen der Raubbau an den Mooren, die durch den Torfabbau zunehmend verschwinden, vor Ort hat.

Obi bestätigt, dass in seinen Märkten Torf aus Lettland verkauft werde. Der Verbraucher frage diese problematischen Erden eben aktiv nach. Man wolle den Torfeinsatz in Zukunft aber immer mehr zu reduzieren. Für die Markencheck-Reporter geht diese Einlassung nicht weit genug. "Die Baumärkte müssten mehr aufklären", sagt die Sprecherin aus dem Off. Allerdings fallen bei Kameraschwenks Blumenerden mit dem Produktnamen "Floratorf" auf. Da kann von Verschleierung des Inhalts nicht wirklich die Rede sein. Über die Probleme beim Torfabbau erfährt der Kunde allerdings tatsächlich weder bei Obi noch bei Bauhaus etwas. Woran man gute Blumenerde erkennt und worauf man beim Kauf von Blumenerde achten sollte.

Beim Ökofaktor kein Vergleich mit dem Fachhandel

Auf einen Vergleich zum Fachhandel wartet man beim Ökofaktor allerdings vergeblich. Gibt es dort keine oder weniger torfhaltige Blumenerden oder sind diese zumindest so deklariert, dass auf die ökologischen Probleme hingewiesen wird? Wie sieht es mit der Herkunft der Hölzer von Werkzeugstielen dort aus? Gerade für Verbraucher mit ausgeprägtem ökologischen Gewissen wäre es wünschenswert gewesen, dass der Markencheck auch den untersuchten Ökofaktor in Relation zum Fachhandel setzt.

Der Markencheck hingegen beschränkt sich auf ein einfaches Urteil. Der Ökofaktor beider Baumärkte sei "ausbaufähig", heißt es. Das ist zwar natürlich richtig, allerdings nicht sonderlich aussagekräftig. Denn "ausbaufähig" ist der Ökofaktor, wenn man ehrlich ist, bei Allem und Jedem. Da hätte man sich ein wenig mehr Vergleichbarkeit und Einordnung gewünscht.

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