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Wunderpflanze oder Mythenträgerin? Die "Durchwachsene Silphie"


Wunderpflanze oder Mythenträgerin?
Zierpflanze, Bienen-Retterin und Energielieferant: Die Durchwachsene Silphie

dpa, Christian Brahmann

09.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Durchwachsene SilphieVergrößern des BildesDie Kulturpflanze "Durchwachsene Silphie" wächst in einer Aufnahme vom 01.08.2013 auf Versuchsflächen des Julius Kühn-Institut in Braunschweig (Niedersachsen). Forscher sehen die Pflanze als wichtige Ergänzung zum Mais. Imker hoffen, dass Bienen sich an ihr für den Winter stärken. (Quelle: Jens Dauber/Johann Heinrich von Thünen-Institut/dpa/dpa-bilder)
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Sie kommt aus Amerika, wächst hoch und blüht in hellem Gelb. Die "Durchwachsene Silphie" könnte der neue Star der Landwirtschaft sein. Forscher sehen die Pflanze als wichtige Ergänzung zum Mais. Imker hoffen, dass Bienen sich an ihr für den Winter stärken.

Ist die "Durchwachsene Silphie" der neue Star in der Landwirtschaft? Zumindest fällt der Name dieser aus der nordamerikanischen Prärie stammenden Pflanze immer häufiger, wenn es um erneuerbare Energien und um eine nachhaltige Landwirtschaft geht. Forscher wie Jens Dauber vom bundesweit zuständigen Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig sehen in der Pflanze vor allem eine gute Ergänzung zu dem in Verruf geratenen Mais.

Energielieferant

"Deutschland setzt stark auf Biogas. Dabei ist der Mais die Pflanze der Wahl, weil er sich in den Biogasanlagen gut vergären lässt", sagt Dauber. Der Silomais liefere sehr hohe Biomasse und einen sehr hohen Methanertrag, erklärt der Wissenschaftler. Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und kann zur Energiegewinnung genutzt werden. Durch seine Vorzüge sei der Maisanbau in manchen Gebieten überproportional gestiegen. "Da, wo er dominiert, bekommen wir langfristig Probleme mit der Bodenfruchtbarkeit, weil der Mais eine Humus zehrende Pflanze ist", begründet Dauber. Außerdem könne er die Erosion fördern und es gebe zum Teil Probleme mit dem Grundwasser. "Mais ist in Verruf, weil er für die Biodiversität wenig bietet", fasst der Wissenschaftler zusammen.

Bodenverbesserer

Die Silphie habe dagegen ökologische Vorteile wie eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit durch weniger Bearbeitung. Dadurch gebe es wieder mehr Regenwürmer. Die dicht wachsende Pflanze sorge auch für eine dauerhafte Bodenbedeckung und mindere so die Erosion. Für Dauber ist Silphie aber keine Konkurrenz zum Mais, sondern vielmehr eine sinnvolle Erweiterung.

So sieht man es auch im Landwirtschaftsministerium in Berlin. Siplhie könne als Ergänzung zum Silomais einen Beitrag zur Anbau-Diversifizierung bei der Biomasse und damit zur Vermeidung negativer ökologischer Effekte von Monokulturen leisten. Als Energiepflanze also eine echte Alternative für andere Produkte, die in die nach Ministeriumsangaben rund 9000 Biogasanlagen in Deutschland gelangen.

Zierpflanze

Für das Fachpublikum ist das Silphie-Potenzial nicht ganz neu. Sie kommt schon lange auch in Europa vor, etwa als einfache Zierpflanze. Versuche in Osteuropa, sie als Tierfutter zu etablieren, scheiterten. In Niedersachsen lief im vergangenen Jahr ein Projekt mit 15 verschiedenen Praxisbetrieben erfolgreich aus. In Thüringen leistet die Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) seit einigen Jahren Pionierarbeit im Versuchsanbau, den es auch in anderen Ländern schon gab. In Baden-Württemberg wird der Anbau der Silphie vom Energiepark Hahnennest weiter forciert. Dort wird ein Gesamtpaket mit dem Namen "Donau-Silpie" vermarktet und die Pflanze in diesem Jahr nach Energiepark-Angaben auf mehr als 1000 Hektar bundesweit gesät.

Für die Verwendung zur Energiegewinnung warnt Wissenschaftler Dauber davor, von einer Wunderpflanze zu sprechen. Daraus entstehe oft eine Mythenbildung. "Dann werden auf einmal Pflanzen gesucht, die kein Wasser und kein Nährstoff brauchen und trotzdem überall ganz toll wachsen". Langfristig werde meist festgestellt, dass die Pflanzen keine Wunder vollbringen. Der Anbau solch junger Pflanzen sollte nicht überschätzt werden, weil die langfristigen Erfahrungen fehlen.

Auch beim Silphie-Anbau gebe es durchaus offene Fragen. Etwa ob bei intensiver Bewirtschaftung doch mehr Pflanzenschutz nötig werde? Ungeklärt sei auch die Umweltwirkung, was die Invasibilität der Pflanze, also ein ungewolltes Aussamen und Ausbreiten in der Landschaft betrifft. Dauber erwähnt auch, dass Silphie nicht exakt die Erträge erreicht wie der Mais, weder bei der Biomasse, noch bei Methan. In einer Landwirtschaft, in der es auch um Gewinnmaximierung geht, sicherlich ein wichtiger Aspekt.

Nach Auffassung des Deutschen Maiskomitees (DMK) sollten Kulturpflanzenarten prinzipiell nicht in "gut" oder "schlecht" eingeteilt werden. Es komme darauf an, ob sie in einem nachhaltigen Anbausystem etabliert sind, sagt DMK-Sprecherin Susanne Kraume. Wenn die Verwertung von pflanzlicher Biomasse in Biogasanlagen dazu führe, dass sich das Spektrum für die Landwirte erweitere und neue Pflanzenarten wie die Silphie einen Platz in der Agrarlandschaft finden, sei das sehr begrüßenswert.

Bienenhelfer

Was die Silphie auf jeden Fall auszeichnet, ist die Blüte. Das satte Gelb leuchtet etwa von Juli bis zur Ernte im September. Damit liefert Silphie den Imkern eine Antwort, die nach Blüten in der Landschaft in diesem Zeitraum fragen. Der Deutsche Imkerbund (DIB) bewerbe die Pflanze seit zehn Jahren in der Politik und vor allem in der Landwirtschaft, sagt DIB-Präsident Peter Maske. Die Silphie diene den Honigbienen als ideale Quelle von Pollen und Nektar bis in den September. "Gerade in dieser Zeit bekommen Blütenbesucher in der Agrarlandschaft fast keine Nahrung", betont Maske. Er fordert deshalb, dass der Anbau in den nächsten Förderleitlinien der EU ab 2020 zu den "ökologischen Vorrangflächen" zählt, damit auch entsprechend große Flächen angebaut werden.

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